Ulrike Obenauer ausgezeichnet
von Bruno Rieb
Diese Kulturpreisverleihung könnte als die schönste in die Geschichte des Wetteraukreises eingehen. An einem herrlichen Spätsommerabend erhielt Ulrike Obenauer in der faszinierenden Kulisse der Keltenwelt am Glauberg die Auszeichnung. Frühere Kulturpreisträger bescherten ihr dazu ein vergnügliches Programm.Störung und Chance
„Ulrike Obenauer ist eine Künstlerin mit einer breiten Schaffenspalette und einer beeindruckenden Entwicklung als Künstlerin“, verkündete Landrat Jan Weckler das einstimmige Votum der Kulturpreis-Jury. Vor 20 Jahren hatte Obenauer zum ersten Mal im Friedberger Kreishaus ausgestellt. Weckler: „Gebranntes Blech“ hieß die Ausstellung mit vielen verspielten und dekorativen Arbeiten, die bei den Besucherinnen und Besuchern stark nachgefragt waren.“ 2011 stellte Obenauer erneut im Kreishaus aus. Mit „Störung und Chance“ reagierte sie auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima, die sie als „Störung“ und die Möglichkeiten zum Umdenken als „Chance“ sah.
Die Laudatio auf die Kulturpreisträgerin hielt Joachim Pollmar, der ab 1985 zwölf Jahre lang Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter und Kulturdezernent war und 1988 den ersten Wetterauer Kulturpreis vorgeschlagen und überreicht hatte. „Ulrike Obenauer hat angesichts ihrer menschlichen und künstlerischen Entwicklung Lob verdient! Es gab zahlreiche Phasen mit Unsicherheiten, wie es weitergehen könnte, und Denkpausen. Sie sah genau hin und nahm Veränderungen vor“, sagte Pollmar. Mit Schrottmontagen hatte sie ihre ersten Ausstellungen. Sie beteiligte sich an Kunsthandwerkermärkten und wurde immer bekannter. Besonders stolz sei Obenauer auf den 1. Preis und den Gestaltungsauftrag für ein Taufbecken und ein Lesepult in der evangelischen Kirche in Wiesbaden-Naurod. Stolz könne Obenauer auch auf ihr Arbeits- und Wohnhaus sein. „Seit Ende 1997 hat das gewaltige Projekt sie neben dem künstlerischen Schaffen beschäftigt: Umbau und Modernisierung eines alten Raiffeisengebäudes in Bleichenbach“, sagte Pollmar. Obenauer sage von sich, sie sei unbedarft nach Bleichbach gekommen. Die Landschaft habe ihr gefallen und die Menschen seien offen gewesen und es sei einfach gewesen, Spuren zu hinterlassen.
Ein guter Boden
Die Wetterau sei ein guter Boden für sie, sagte Obenauer in ihrer Dankesrede, ein Boden, in dem sie Wurzeln schlagen konnte. Dazu gehörten auch Austausch und Einschätzungen von außen, wohlwollende Kritik, gemeinsames Nachdenken, des Entwickeln und Durchführen von gemeinsamen Projekten. Es gebe hier auch Menschen, die sich für Ausstellungsmöglichkeiten einsetzen und welche, die mit viel Engagement Künstlersymposien und Kunstfeste organisieren.
Von 295 Landkreisen in Deutschland stifte nur jeder zehnte einen Kulturpreis, sagt Landrat Weckler. Der Wetteraukreis wolle mit dem Preis seine Kulturschaffenden ehren und würdigen, das Augenmerk des Publikums auf Kunst, Kultur und ihre Akteure lenken und „sich auch selbst ein wenig feiern“.
Ursprünglich sei der Kulturpreis mit 10.000 Mark dotiert gewesen, Ulrike Obenauer erhalte nun nur noch 2.500 Euro. „Ich halte das für viel zu wenig! Es passt nicht zu der Bedeutung dieses Preises“, beklagte Kulturpreisinitiator Joachim Pollmar in seiner Laudatio.
Die früheren Kulturpreisträger Hans Schwab, Dirk Raufeisen und Martin Schnur sorgten gemeinsam mit Ronka Nickel mit Musik, Gesang und Schauspiel für ein vergnügliches Rahmenprogramm.