Geld für Kinder- und Jugendprojekte
Rund 70 Vertreter und Vertreterinnen aus Kommunen, von Kulturinitiativen und -organisationen in Hessen konnte Niddas Bürgermeister Hans-Peter Seum zum Praxisforum der Servicestelle Vitale Orte 2030 im Kursaal in Bad Salzhausen begrüßen. Die Tagung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landschaft und Verbraucherschutz in Kooperation mit der Hessen-Agentur beschäftigte sich unter dem Titel „Gut drauf und mittendrin“ mit der „Kultur im ländlichen Raum“.
Unterstützung innovativer Projekte
Die beste Nachricht verkündete Johanna Ruhl von der Landesvereinigung Kulturelle Bildung im letzten Fachvortrag des Praxisforums: Ab Montag, 31. Oktober, können neue Fördermittel-Anträge zur Unterstützung innovativer Projekte für Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren beim Programm „Kulturkoffer“ der hessischen Landesregierung gestellt werden. Insbesondere auch aus dem ländlichen Raum. 28 Projekte, darunter unter anderem Veranstaltungen des Mittelhessischen Kultursommers Junior, profitierten in der ersten Förderperiode des Modellprojekts aus dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Einige der Anforderungen, um von der elfköpfigen Jury das „Ja“ zur Unterstützung eines Workshops, von Theateraufführungen oder Schnupperkursen zu bekommen: Die neuen Angebote müssen zwischen März und Dezember 2017 durchgeführt werden. Eine Teilnahme sollte auch Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien möglich sein, also möglichst kostenlos für diese angeboten werden. Die „15 Schritte zur Förderung“ über das Modellprojekt „Kulturkoffer“ sind im Internet unter www.kulturkoffer.hessen.de zu finden. Ein Blick ins Netz, der sich für Sportvereine wie Theatermacher oder Jugendorchester auch aus der Wetterau und dem Vogelsberg lohnen kann.
„Vielfalt schafft Identifikation“
Ob ein neues Projekt oder eine traditionelle Veranstaltung: „Vielfalt schafft Identifikation und eröffnet Zukunftsperspektiven“ für ein lebens- und liebenswertes Leben auf dem Land auch für künftige Generationen, wie die hessische Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser in ihrem Eingangsstatement betonte. Doch um dem Wegzug junger Menschen aus ihren Dörfern und dem demografischen Wandel in ländlichen Regionen zu begegnen, müsse sich „was bewegen“. Kultur sollte auch als ein Miteinander von „Denken, Reden und Handeln“ verstanden werden. Mehr als 100 Amateurbühnen, so Tappeser gibt es in Mittel- und Nordhessen, über 50 Lese-, Musik- und Theaterfestivals, rund 20 sozio-kulturelle Initiativen. Was sie böten, sei nicht immer „Hochkultur“, wie man sie vielleicht in der Stadt erwarte, stets aber der Ausdruck von „Kultur von Menschen für Menschen“.
Wie wichtig dabei das Vertrauen in eine Idee sei, machte Markus Stiehl von der Laubacher Kultur und Bäder GmbH, deutlich. In 2017 erlebt das Hessische Bluesfestival „Blues, Schmus + Apfelmus im Laubacher Schlosspark“ seine 23. Auflage – ein Festival mit „Kultstatus“ weit über die Region hinaus. „Ohne Verankerung in der Bevölkerung“ ist sich Stiehl sicher, hätte es einen solchen Erfolg des Festivals mit jährlich mehreren tausend Besuchern nicht gegeben. Auch nicht ohne Sponsoren, die die Veranstaltung dauerhaft und damit nachhaltig unterstützten, weil sie von deren identitätsstiftender Wirkung überzeugt seien.
Auch wenn die weiteren Praxisbeispiele sich nicht unmittelbar auf die Region bezogen, zeigten sie doch Probleme auf, vor denen Kulturorganisatoren und -initiatoren auch in den ländlichen Gebieten der Wetterau und des Vogelsbergs stehen: Nachwuchssorgen in Chören und Orchestern, der Abwanderung junger Menschen aus den Dörfern und dem demografischen Wandel. Zugleich aber auch erfolgreiche Projekte wie beispielsweise „Mit Kunst gegen Leerstand“ (Denkmal-Kunst-Festival in Süd-Niedersachsen) angegangen werden kann oder wie durch ortsübergreifende Kooperationen (Jugendmusiknetzwerk im Hessischen Kegelspiel) ansprechende Angebote für junge Menschen gemacht werden können.
Programm in Nidda vielfältig und qualitativ hochwertig
Zurück zum Veranstaltungsort: In Bad Salzhausen, das nach der Schließung der BfA-Klinik, so Bürgermeister Seum, „quasi nicht mehr geatmet hat, hat die Kultur einen großen Beitrag für neues Leben geleistet.“ Martin Guth, Kabarettist, Autor und Mitarbeiter im Kulturmanagement der Stadt sieht Nidda mit seiner Kulturarbeit auch durch die Veranstaltungsreihen „Nidda erlesen“, „Nidda satirisch“ und „Nidda in concert“ gut aufgestellt. Das Angebot sei vielfältig, qualitativ hochwertig und spreche ein breites Publikum an, so Guth, der zu den Teilnehmern des Praxisforums gehörte.