Uli Aechtner

Spannung mit Blitz und Donner

Von Corinna Willführ

„Kann Wetter töten?“ Die Frage steht auf dem Buchumschlag für Uli Aechtners aktuellen Kriminalroman „Mordswetter“. Eine Frage, die durch die aktuellen Opfer des Orkans „Xavier“ vor wenigen Tagen eine unerwartete Aktualität gewonnen hat. Doch auch schon in 2015 starben 11 Menschen als der Sturm „Niklas“ über das Land fegte. Das ist die Realität. Doch dass Jessica Sommer, die mit ihrem Freund auf einem Campingplatz in Frankfurt gezeltet hat und durch einen Blitzeinschlag getötet wurde, ist ein Produkt der Vorstellungswelt der Autorin. An dem nicht nur Hauptkommissar Christian Bär, der ermittelnde Kommissar in dem Krimi, so seine Zweifel hat. Zumal es bald weitere unerklärliche Todesfälle gibt.

Kein leichter Fall für Christian Bär

Christian Bär, den Fans von Krimis aus der Region durch das Buch „Todesrauscher“ von Uli Aechtner schon bekannt, hat es nicht leicht in seinem neuen Fall. Nicht nur wegen der Umstände, unter denen die Opfer umkamen – darunter auch sieben Kühe -, sondern weil sich seine Wege immer wieder mit denen der Journalistin Roberta Hennig kreuzen. Schon schwer genug für ihn, dass sie eine „alte Flamme“ ist, noch schwieriger, dass sie sich für den Fotografen Maik interessiert, dessen Motiv-Vorliebe Gewitter sind und der dazu auch noch der Partner von Jessica Sommer gewesen ist. Also der jungen Frau, die auf dem Frankfurter Campingplatz zu Tode kam.

Da knistert es also zwischen den beiden „Ermittlern“, dem professionellen und der neugierigen, während es am Himmel kräftig blitzt und donnert, Hagelschlag und Dauerregen inklusive. Bereits auf Seite 47 ergibt die Obduktion von Jessicas Leiche: Sie starb tatsächlich in der Folge eines Blitzeinschlags. Die junge Frau hatte eine Herzinsuffizienz. „Dem Spannungsstoß eines Blitzes in unmittelbarer Nähe konnte ihr Herz nicht standhalten.“ So weit, so aufgeklärt. Was aber ist mit der Leiche im Waschhaus?

Blitze unschädlich machen

Uli Aechtner

Bis zur Seite 220 erwarten den Leser/die Leserin der Autorin, die Germanistik, Philosophie und Kunstwissenschaften in Bonn studiert hat und als Journalistin für das französische und deutsche Fernsehen gearbeitet hat, manch Irrungen und Wirrungen – und viele interessante Informationen über „das Wetter“. So die Erkenntnisse von Wissenschaftlern verschiedener Universitäten der FU Berlin, Lyon und Genf, an deren Kongress Roberta, also die Journalistin teilnimmt, und deren Ziel es ist, eine Methode zu finden, die Blitze unschädlich macht. Nicht nur, aber auch an Flughäfen „Das ist ganz einfach. In der Umgebung von Flughäfen stellen wir leistungsfähige Laserkanonen auf. Naht ein Gewitter, beschießen wir die Gewitterwolken. Die Blitze werden durch den Plasmakanal, den die Laserkanone erzeugt, auf den Boden geleitet, und zwar genau dorthin, wo wir sie haben wollen. Danach stellen sie keine Gefahr mehr da.“

Aber stellt Maik, der Gewitterfotograf und ehemalige Lebensgefährte für Roberta, die „alte Flamme“ von Kommissar Bär eine Gefahr dar? Klar, dass die Antwort hier nicht verraten wird. Die Schlusssätze von Bär: „Hitze, Trockenheit, dann wieder Regen und Gewitter. Denk an den Klimawandel. Am besten wir genießen jeden guten Tag“, sind nachvollziehbar an Roberta, seine „alte Flamme“ gerichtet. Aber auch an den Leser. Denn so leicht und unterhaltsam der Krimi ist, widmet er sich doch in seinem Genre einem Motiv, das man sich als bedrohendes Szenario irgendwo in der Welt vorstellen kann, nicht aber hierzulande. Das hat gerade der Orkan „Xavier“ widerlegt.

Der „Mordswetter“ von Uli Aechtner ist 2017 im Emons-Verlag erschienen, hat 224 Seiten und kostet 10,90 Euro. ISBN 978-3-7408-0160-1.

Lesungen mit Uli Aechtner:

21.Oktober 2017, 19 Uhr // Laubach
Krimifestival Gießen
Mack-Drive
Philipp-Reis-Straße 49
35321 Laubach

22. Oktober 2017, 12 Uhr // Niddatal
Ehemalige Synagoge Assenheim
Brunnengasse 4
61194 Niddatal

uli-aechtner.de

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