Trotz Handicap

Wie Isabel und Eric ihr Glück finden

Eric Kosuch und Isabel Frisch, beide 31 Jahre alt, besichtigen ihre neue Wohnung am Stolzenmorgen in Gießen, in die sie bald einziehen werden. Isabel schiebt ihren Freund Eric, der im Rollstuhl sitzt, behutsam von Raum zu Raum. Die beiden sind seit vier Jahren ein Paar, sie haben sich vor sechs Jahren auf Mallorca bei einer Gruppenreise von pro Mundio, dem Reiseveranstalter der Lebenshilfe Gießen, kennengelernt – verlobt sind sie seit August 2020.

Isabel, die mit einer Trisomie 21 geboren ist, arbeitet auf dem Biolandhof Buseck der Lebenshilfe Gießen, ihr Partner Eric in der Limeswerkstatt in Garbenteich. Noch wohnen beide getrennt voneinander in verschiedenen Einrichtungen der Lebenshilfe, das soll sich demnächst ändern. Beide wollen zusammenleben – wie andere Paare auch, schildert Christian Németh, Pressesprecher der Lebenshilfe Gießen.

Sie freuen sich auf das gemeinsame Zuhause im Stolzenmorgen in Gießen: Eric Kosuch und Isabel (Foto:Lebenshilfe Gießen)

Besonderes soziales Projekt

Die neue Wohnung misst knapp 60 Quadratmeter: Ein offener Wohn- und Essbereich, ein geräumiges Schlafzimmer, ein barrierefreies Bad und ein großer Balkon. Die Lebenshilfe hat den Neubau von den Nassauischen Heimstätten gemietet, um ein einzigartiges Projekt zu realisieren: Der Bau vereint ein Kinder- und Familienzentrum mit einer Inklusiven Wohngemeinschaft und dem Projekt „Begleitete Elternschaft“, das Menschen mit Behinderung darin unterstützt, Eltern zu sein oder zu werden. Zusätzlich gibt es weitere Wohnungen, die frei vermietet werden.

Förderung der Eigenständigkeit

„Dieses Haus soll gelebte Inklusion, gesellschaftliche Teilhabe und Förderung der Eigenständigkeit für möglichst viele Menschen ermöglichen. Es ist schön zu sehen, dass die Wohnangebote gut angenommen werden – auch von jungen Paaren mit Handicap, die sich nach etwas eigentlich Selbstverständlichem sehen: Nach dem Zusammenleben in einer gemeinsamen Wohnung“, erklären Dirk Oßwald (Vorstand Lebenshilfe Gießen) und Christine Hasenauer (Bereichsleitung Wohnen). 

Vorfreude auf eigene vier Wände

„Wir freuen uns auf unsere eigenen vier Wände und unsere Unabhängigkeit“, berichtet Eric. Isabel sagt, sie sei noch etwas nervös, ob auch wirklich alle Kosten getragen werden können. Eric benötigt aufgrund seiner Behinderung eine Einzelbetreuung. 2007, da war er 16 und wollte gerade eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Rewe beginnen, diagnostizierten die Ärzte bei ihm eine Nervenerkrankung. Die Ausbildung musste er abbrechen. Sein Körper ist durch Krämpfe in der Bewegungsfähigkeit eingeschränkt.

Ein Hirnschrittmacher hilft ihm, seine Bewegungen zu koordinieren. Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie unterstützen ihn dabei, zurück in ein selbstbestimmteres Leben zu finden. Und natürlich Isabel. „Isabel kann eigentlich alles“, sagt Eric über seine Verlobte. „Nur mit den Preisen im Supermarkt komme ich nicht so gut klar“, wirft Isabel ein. „Einkaufen können wir in Zukunft gemeinsam. Denn bei REWE kenne ich mich aus“, bringt Eric seine Zuversicht zum Ausdruck. 

„Bin Freundin, nicht Betreuerin“

Bis zum Einzug wird es noch einen kleinen Moment dauern, da die Einzelbetreuung für Eric mit den Kostenträgern abgestimmt werden muss. Isabel will ihrem Partner auch dann helfen, wo immer es geht, betont allerdings mit einem liebevollen Augenzwinkern: „Ich bin Erics Freundin – und nicht seine Betreuerin.“

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