Energiekrise verzögert Bau
Von Detlef Sundermann
„Wegen der Energiekrise haben wir das Projekt vorerst zurückgeschraubt, aber es bleibt in der Planung“, sagt Michael Vennemann, Office Manager bei der Thermengruppe Josef Wund. Zunächst solle der Verlauf des Winters abgewartet werden. Vennemann wollte sich nicht festlegen, ob bei einem positiven Verlauf der Spatenstich für das Wellnessbad samt einer angeschlossenen kommunalen Schwimmstätte noch in diesem Jahr erfolgen wird.Baugenehmigung lässt auf sich warten
Laut Vennemann ist im Unternehmen thematisiert worden, mit dem Baubeginn gegebenenfalls bis 2024 zu warten. Wohl nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass im Kreisbauamt in Friedberg der Bauantrag immer noch nicht abgesegnet worden ist. Es seien noch „einige letzte Detailfragen offen“, teilte eine Sprecherin des Kreises mit. Um welche Detailfragen es sich konkret handelt, sagt sie nicht. Im vergangenen Juni hieß es, es seien noch Fragen zum Brandschutz zu klären.
Die Stadt Bad Vilbel sorgt sich ob der Verzögerungen nicht. „Wir sind mit der Wund Gruppe regelmäßig im Gespräch“, sagt Pressesprecher Yannick Schwander. Zuletzt sei dies im Dezember gewesen, dabei sei vom Investor eine „detaillierte Planung vorgestellt“ worden. Laut Schwander sollen die Pläne nicht von den bisherigen abweichen. Es habe in den Treffen auch keine Hinweise gegeben, dass das ganze Projekt wegen der Krisen vorerst auf Eis gelegt werde. Die Therme werde kommen und das Kommunalbad werde als erstes eröffnet, heißt es. Aus aktueller Sicht gebe es für die Stadt keinen Grund, pessimistisch zu sein oder einen Plan B bereit zu halten, so Schwander. Auch bestünde keine Gefahr, dass das Land Hessen der Stadt mit einer weiteren Verzögerung das „Bad“ im Ortsnamen abspreche. Der Titel sei mit den Trinkbrunnen in der Stadt – ein neuer entstehe an der neuen Stadthalle – und der Wannenbäderanwendungen eines Kurarztes gesichert. Allerdings könnte die Stadt das Nicht-Vorhandensein des Spaß- und Wellnessbads finanziell merken. Denn laut Schwander sollen aus den Pachteinnahmen zum Teil der Betrieb des Komplexes Stadthalle/Kurhaus bestritten werden.
Vom unsicheren Energiemarkt abkoppeln
Der Wund Gruppe zufolge sind die Besucherzahlen in ihren Bädern trotz der allgemeinen Weltlage im zurückliegenden Jahr nicht gesunken sein. Allerdings macht man sich im Unternehmen Gedanken, sich mehr oder weniger vom unsicheren Energiemarkt abzukoppeln. Laut Vennemann laufen derzeit Planungen, die bestehenden Thermen von fossilen Brennstoffen unabhängiger zu machen, unter Ausnutzung von Sonnenenergie und Heizen mit Holzpellets. Über die voraussichtlichen Kosten für die Umstellung wurden keine Angaben gemacht.
Überdies stehen die Wund Thermen offenbar nicht unerheblich unter dem Druck der Länder und der von ihren in 2022 herausgegeben Energiesparverordnung. Wenn nunmehr die Hallenbäder in Städten und Gemeinden ihre Wassertemperaturen in allen Becken und die Hitze in den Saunen um ein paar Grad drosseln müssen, um den Gas- und Ölverbrauch zu reduzieren, dann kann dies künftig auch für privat geführte Spaßbäder gelten, sollten Ressourcen (wieder) knapper werden. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ im September berichtet, habe Jörg Wund, Sohn des 2017 bei einem Flugzeugabsturzes ums Leben gekommenen „Bäderkönigs“ Josef Wund und Besitzer der Therme in Erdingen bei München, die Politik gewarnt. Eine Schließung würde den Verlust von rund Tausend Arbeitsplätzen allein in Erdingen bedeuten. Hingegen entspreche ein Betrieb bei abgesenkten Temperaturen nicht der Eigenschaft einer Therme. Man sei nun dabei zu prüfen, wie sich Energie sparen lasse, „ohne dass die Qualität des Badebesuches für den Gast leidet“, so Thermen-Geschäftsführer Marcus Maier in der Zeitung. Als Maßnahmen werden genannt etwa in besucherschwachen Zeiten mal eine Sauna kalt zu lassen, eine der vielen Wasserrutsche nicht in Betrieb zu nehmen und die Innenbeleuchtung bei den Rutschen zu reduzieren.
Seit über zehn Jahren geplant
Seit mehr als zehn Jahren wird das Spaßbad des baden-württembergischen Bäderunternehmens in Bad Vilbel erwartet. In der Hoffnung einer baldigen Fertigstellung hatte die Stadt 2018 ihr marodes Hallenbad im Kurpark abgerissen, auch um Platz für eine Stadthalle zu schaffen. Mit dem Tod von Firmenchef Josef Wund im Dezember 2017 geriet das Projekt für knapp zwei Jahre ins Stocken. Nach der Wiederaufnahme wurden die Pläne nach unten korrigiert: eingeschossig statt zwei Etagen und ohne das Hotel mit 150 Betten. Im Januar 2021 wurde der gut Hundert Aktenordner umfassende Bauantrag beim Landratsamt des Wetteraukreises eingereicht. Die Freizeitstätte samt der Schwimmhalle für das Kommunalbad soll im Stadtteil Massenheim nahe der B3a auf 15 Hektar ehemaliges Ackerland entstehen. Die Baukosten wurden zuletzt mit 200-Millionen Euro angegeben. Bei Wund geht man von rund 1,2 Millionen Besuchern im Jahr aus.
wer ist für die Ausschreibung zuständig