Stadttheater Gießen

Neue Ära beginnt

Mit „Posthuman Journey“ von Pat To Yan beginnt eine neue Ära unter der Leitung der neuen Intendantin Simone Sterr am Stadttheater Gießen: Thomas Krupa inszeniert eine wilde Reise durch Raum und Zeit. Die Uraufführung verwandelt das Theater in einen multimedialen Erlebnisraum, in dem Schauspiel, Tanz und Musiktheater gleichberechtigt zusammenspielen. Premiere ist am Freitag, 30. September 2022, um 18 Uhr.

Antidemokratischen Strömungen thematisiert

In drei Stücken, die erstmals an einem Abend gezeigt werden, schaut der aus Hongkong stammende Autor Pat To Yan sehr tief zurück und ganz weit nach vorne, um einen scharfen Blick zu werfen auf den Zustand der Gegenwart mit ihren antidemokratischen Strömungen, erläutert die Pressestelle des  Theaters.  Die Figuren sind Reisende: vom Norden in den verheißungsvollen Süden, vom Planet Erde auf neue Territorien, von diktatorischen Staatssystemen in demokratische Utopien. Sie sind immer auf der Flucht und immer auf der Suche.

Ein Fremder aus der fernen Zukunft beschreibt im ersten Teil „Eine kurze Chronik des künftigen Chinas“ das, was uns kurz bevorsteht: Klimakrise, Flucht, Vertreibung, Despotismus. Im zweiten Teil – „Eine posthumane Geschichte“ – geht es um virtuelle Welten, um künstliche Intelligenz, um die rasante Entwicklung der Menschheit. „Überall im Universum Klang“ schließlich spielt auf einem fernen Planeten, der zusammen mit seinen Bewohnern eine Transformation durchmacht.

Es gibt einige besondere Überraschungen

So wie die Inszenierung von Thomas Krupa den Blick in ein ganzes Universum öffnet, wird auch die Grenze von Bühnen- und Zuschauer:innen-Raum aufgehoben. Auf einem großen, öffentlichen Platz begegnen sich Akteur:innen und Publikum, werden die Bedingungen für eine freie Gesellschaft verhandelt. Das Kostümbild von Monika Gora trägt dem Konzept Rechnung, indem es den Bogen spannt von der Gegenwart bis ins Jahr 3500 n. Chr. Durch eine reduzierte Klarheit bleiben die Kostüme nah am Menschlichen der Figuren, verweisen aber eher auf ihr Inneres statt auf eine Science-Fiction-Außenwelt.

Mit der virtuellen Welt kommunizieren

Die Videos von Stefano Di Buduo eröffnen eine weitere visuelle Ebene, die auf einer realen wie emotionalen Ebene für die Anbindung und Verortung der Szenen sorgen. Sie bieten den Spielenden zudem die Möglichkeit, mit der virtuellen Welt zu kommunizieren. Die Bespielung des gesamten Theaterraums fordert ein räumlich-choreografisches Arbeiten aller Beteiligten. Der vom Streetdance und Hip-Hop kommende Choreograf Raphael Moussa Hillebrand setzt den Inhalt der Szenen mit den Tänzer:innen, Sänger:innen und Spieler:innen auf körperliche Weise fort, so dass Freiheit und Widerstand auch zum körperlichen Akt werden.

In der Musik der Komponisten Hannes Strobl und Michael Emanuel Bauer vermischen sich abstrakte, instrumentale und elektronische Klänge gleichberechtigt mit Musical-Elementen, einer Komposition für Streichquartett, elektronischen Beats, Klängen der Natur, einer spätbarocken Arie und zeitgenössischer Chormusik.Der Chor des Stadttheaters singt unter der Leitung von Jan Hoffmann.

Mit: Der Außenstehende: Anders, T (Davíd Gaviria), Der Mann, der Schmerz mitansieht, Frank (Stimme), Der Mann, der das Geisterkind füttert (Stimme), Astronaut (Pascal Thomas), Das unheimliche Mädchen, Jane (Stimme), Das Mädchen mit einem Baum (Trang Dông), Die weiße Knochenfrau, Antigone 2, Jane (Körper), Sam, Soldatin (Stimme) Die weiße Knochenfrau, Aries, Scorpio (Mirjam Rast), Der wütende Mann, Tänzer, Nicholas, Soldat (Körper), Der Mann, der das Geisterkind füttert (Körper), Benevolent (Gustavo de Oliveira), Leite Antigone 1, Ärztin, Die Frau mit dem Kind (Julia Araújo), Der Mann, der ohne Herzschlag existiert, Tänzer, Frank (Körper), Der Präsident (Christian Zacharas (Robozee), Die Katze mit einem Loch, Priscilla, Nicholas, Soldat (Stimme) (Carolin Weber), Tänzerin, Sam, Soldatin (Körper) (Magdalena Stoyanova), David, Franks Vorgesetzter (Videoaufnahme) (Roman Kurtz), Kate, Ai-Computerstimme (Audio) (Anne-Elise Minetti), Klavier (Wolfgang Wels), Streichquartett (Haruka Ouchi, Alexandra Speckbrock, Jorid Helfrich, Emily Härtel, Aleksander Zhibaj), Solo-Cello (Emily Härtel, Aleksander Zhibaj), Die Ansammlung gequälter Seelen, Die Ansammlung des Bösen im Menschen (Chor des Stadttheater Gießen).

Weitere Vorstellungen: 1.10., 2.10., 3.10., 9.10.2022 | 18 Uhr, 15. 7., 17. 7., 19. 7., 21. 7., 23.07. 2023| 18 Uhr. Für die Premiere sind noch Tickets für 30 Euro erhältlich.

Titelbild: Ein optisches und akustisches Ereignis erwartet das Publikum. (Foto:  Stadttheater Gießen).

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