Bad Vilbels Zuknunftsprojekt stockt
Von Detlef Sundermann
Das futuristische Quartier Spring Park Valley im Bad Vilbeler Quellenpark wird weiter auf sich warten lassen. In den kommenden zwölf Monaten wird sich auf dem neun Hektar großen Gelände zwischen Nordbahnhof und B3 baulich nur wenig tun. Die Investoren Deutsche Landentwicklung (DLE) und Cesa Group, bieten die Fläche nun örtlichen Vereinen zur kostenfreie Zwischennutzung an, etwa Corona konforme Kulturveranstaltungen.Vor knapp zwei Jahren wurden die Erschließungs- und Straßenbauarbeiten für Spring Park Valley begonnen, das seinerzeit als „Europas größtes Innovationsquartier“ beworben wurde. Baubeginn sollte 2020 sein. Das 800-Millionen Euro-Projekt mit 6500 frei wählbaren Arbeitsplätzen und Wohnen für 2000 Menschen sollte in einem Guss bis 2025 fertig sein.
Wandel der Arbeitwelt berücksichtigen
Die Ankündigung eines Rückzugs aus dem Vorhaben sei es nicht, sagt Petra Müller, Projektleiterin bei der DLE auf Anfrage des Landboten. „Wir müssen das Projekt noch einmal überdenken, ob es in seiner jetzigen Form noch passt“, sagt sie. Die Zäsur sei vor allem wegen der Corona-Pandemie erfolgt und dem damit einhergehenden raschen Wandel in der Arbeitswelt der Dienstleister zu einem vermehrten Homeoffice.
Mit Spring Park Valley sollen so genannte Co-Workspaces entstehen. Das Prinzip: keiner hat einen festen Arbeitsplatz, man kann ihn sogar am Tag nach Lust und Laune wechseln, jeder Mieter kann kommen und gehen wann er will, rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Die Arbeitsplätze sollen in acht Gebäuden, „Domes“, aufgeteilt werden, die nach Themen gestalten werden sollen wie „Music“, „Silence“ oder „Chaos“. In den oberen Etagen der bis zu 15 Stockwerken hohen Bauten mit ihrer geschwungenen Architektur soll es Wohnungen für eine zumeist temporäre Nutzung geben. Um das Konzept abzurunden, soll die Arbeitsstadt der Zukunft auch eine eigene Versorgungsinfrastruktur erhalten – vom Ärztehaus bis zu Läden und Gastronomie. Sogar ein Terminal für ein autonomes Flugtaxi ist geplant worden.
Änderungen sind noch offen
„Wir müssen mit der Cesa Group darüber diskutieren, ob man das noch alles nach Bad Vilbel bekommt“, sagt Müller. Auch sei zu bedenken, dass das Projekt nicht wie ein Fremdkörper in Bad Vilbel wirken dürfe. Im gegenwärtigen Entwurf wäre dies durchaus der Fall, so wie vor gut 30 Jahren die gewaltigen Bürogebäude am Rande des einst beschaulichen Stadtteils Dortelweil hochgezogen wurden.
An welchen Stellen von Spring Park Valley es zu Veränderungen oder Einschnitten kommen kann, ist laut Müller noch offen. Ein Gutachten soll bei der Diskussion eine Basis bilden. Gegenwärtig sei nicht auszuschließen, dass das Vorhaben möglicherweise etwas kleiner ausfällt und die Vollendung nicht in einem Wurf, sondern in Abschnitten erfolgt. Selbst der Name Spring Park Valley soll überdacht werden. Aktuell werden im unteren Bereich des Geländes nahe dem Bahnhof ein Hotel und ein Bürohaus geplant, heißt es. Das Hotel wird nahe dem künftigen Wellnessbad entstehen und so auch von dessen Besuchern mitbenutzt werden können. Ein Betreiber soll bereits im Gespräch sein.
Umwandlung in Wohngebäude nicht möglich
Die Interimsnutzung des Bauareals für Vereine kommt für die Stadt Bad Vilbel überraschend, so Pressesprecher Yannick Schwander zum Landboten. „Für Bad Vilbel ist es wichtig, dass an dem Projekt weiter gearbeitet wird“, sagt er. An welcher Stelle die eine oder andere Änderung vorgenommen werde, darauf habe die Stadt nach dem Verkauf des Grundstücks keinen Einfluss mehr. Eine Umwandlung – in welchem Ausmaße auch immer – zu einem Quartier für dauerhaftes Wohnen sei nach gegenwärtigem Stand jedoch nicht möglich. Die aktuellen Pläne sähen neben Büros, Hotel und Boarding House vor, letztes etwa für Mitarbeiter aus dem Ausland, die sich über Wochen oder Monate für ihren Arbeitgeber in Spring Park Valley aufhalten.
Initiator und Mitinvestor von Spring Park Valley ist der Bad Homburger Projektentwickler Jörg-Peter Schultheis, der das Vorhaben mit der Cesa Group aufs Gleis gesetzt hat. Die Umsetzung geriet jedoch schon bald ins Stolpern, weil es bei der Überweisung des Grundstückpreises in Hohe von 40 Millionen Euro an die Stadt zu Verzögerungen kam. Man begab sich auf die Suche nach weiteren Partnern. Zu Jahresbeginn ist die Projektgesellschaft DLE, Berlin, eingestiegen, die auch die Projektleitung und die Mehrheitsanteile übernommen hat. Jörg-Peter Schultheis ist laut Cesa Group mittlerweile raus aus dem Projekt: er ist kein Gesellschafter mehr.
Titelbild: Eine rechtlich unverbindliche Simulation des Spring Park Valley von JP SCHULTHEIS Investments. © Raybounce
Kompliment für den Artikel, die Nachricht hat in Bad Vilbel viele überrascht.