Sauberes Japan

Kein Abfall auf den Straßen

von Michael Schlag

Japan ist ein sauberes Land, ganz gleich, wo man sich aufhält, nirgendwo liegt Müll auf der Straße. Keine Zigarettenkippen, keine Verpackungen, nicht mal ein Bonbonpapier im Rinnstein. Dabei sind die Japaner Weltmeister im Verpacken: Jeder Keks erhält seine eigene kleine Kunststoffhülle, alle Kekse kommen zusammen in eine Plastiktüte, die wird umgeben mit einer Papierschachtel und die Papierschachtel wird nochmal eingeschweißt in eine Plastikfolie.

Verpackungsweltmeister

Getränke werden ohne Ende in Kunststoffflaschen und Dosen verkauft. Und trotzdem liegt nirgendwo etwas herum. Alle Straßen und Gehwege in den Städten und Dörfern, auch die Waldwege außerhalb, wo viele Leute spazieren gehen – alles sauber.

Überall Getränke, Rückgabe nur hier

Dabei stehen an jeder Ecke Automaten, aus denen man Getränke kaufen kann. Sehr angenehm übrigens, denn Japan ist, gerade im Süden, ein heißes Land und man bekommt für kleines Geld überall etwas zu trinken. Aber dann steht man ratlos da, mit der leeren Flasche in der Hand und sucht einen Mülleimer. Die gibt es aber nicht. Bushaltestelle, größere Kreuzung, ein offener Platz in der Stadt – nirgendwo ein öffentlicher Müllkorb. In dem Moment dämmert es, so ist das also: Hier nehmen alle ihren Müll mit nach Hause. Natürlich werfe ich die Flasche jetzt nicht ins Gebüsch, mache ich zu Hause ja auch nicht, selbst wenn dort schon alles voll liegt.

Saubere Stadt, harmonische Gesellschaft

Aber hier ist das anders. Mitmal bekomme ich eine Idee davon, was es auf sich hat mit der viel zitierten Harmonie der japanischen Gesellschaft. Ich stehe also rum mit meiner leeren 0,5-Liter Flasche, in dem Fall war es gut gekühlter, zuckersüßer Milchkaffee, eine echte Wohltat beim Joggen im heißen Nagasaki. Und laufe eben weiter mit der Plastikflasche in der Hand. In dieser sauberen Umgebung etwas wegzuwerfen – undenkbar, man wäre der Einzige, der sich so danebenbenimmt.

Immer sauber auch ohne Mülleimer

Man befindet sich in einem sozialen Gefüge, alle kennen die Regeln, und will man dazu gehören, hält man sich selber auch daran. Fühlt man sich deswegen gezwungen, unwohl oder überwacht? Nein, ganz im Gegenteil, man fühlt sich vollkommen wohl darin, aufgehoben in gemeinsamen Regeln. Hier machen das alle so, keiner müllt herum, das macht nach außen einen sehr guten Eindruck und im Innern fühlt man sich damit genauso gut. Was das betrifft, könnten wir uns von Japan mal eine Scheibe abschneiden. Und die leere Kaffeeflasche bin ich am Ende doch noch losgeworden. Mich hat jemand darauf hingewiesen, dass neben den Getränkeautomaten meistens ein Automat zur Rückgabe steht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert