Saatkrähen

Neue Kolonien in der Wetterau

Von Michael Elsaß

Vor dem Bahnhofsgebäude in Friedberg bietet sich derzeit ein seltenes Naturschauspiel. Hier bauen Saatkrähen gerade an 16 Nestern in einem Baum, weitere Brutkolonien gibt es im Umfeld des Bahnhofs und am Solarpark von Wölfersheim. Wer genau hinsieht, erkennt schnell, dass es sich bei den dort brütenden Krähen nicht um die verbreitete Rabenkrähe handelt.

Saatkrähen siedeln sich in Friedberg an

Die Rabenkrähen brüten in einzelnen Paaren, während die Saatkrähe mit ihrem auffallend weißen, unbefiederten Fleck am Schnabelgrund in Kolonien brüten.

Ganz oben in den Zweigen an der Wilhelm-Leuschner-Straße in der Nähe des Friedberger Bahnhofs brüten die Saatkrähen nun Nachwuchs aus. Foto: Wetteraukreis

Saatkrähen brüten in Hessen nur in wenigen Gebieten entlang von Rhein und Main, berichten die Untere Naturschutzbehörde des Wetteraukreises (UNB) und die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) mit Sitz in Echzell. „Waren es in den 1970er Jahren in ganz Hessen nur zwischen 100 und 200 Paare, hat sich der Bestand der seltenen Vögel mittlerweile auf rund 2000 Paare mit Schwerpunkt im Raum Frankfurt erholt“, erläutert der Biologe Stefan Stübing von der HGON.

Erst 2012 kamen die Vögel in die Wetterau zurück

Für einen Singvogel – zu dieser Gruppe gehören alle Rabenvögel – ist das, auf die Fläche von Hessen berechnet, allerdings noch immer ein sehr geringer Wert. In der Wetterau war die Art sogar mehr als 60 Jahre komplett verschwunden, bevor sich erste Paare ab dem Jahr 2012 wieder im Raum Friedberg (zuerst in Schwalheim) angesiedelt haben. Die aktuelle Koloniebildung in Friedberg und Wölfersheim ist daher eine äußerst erfreuliche Entwicklung.

Eine erwachsene Saatkrähe. Foto: Stefan Stübing

Saatkrähen sind, anders als ihr Name vermuten lässt, wegen des Vertilgens von Engerlingen und anderen Insekten in der Landwirtschaft gerne gesehen. Und die Vögel sind durchaus „anwohnerfreundlich“: Die Kotkleckse unter den Brutbäumen und die rauen Rufe verschwinden schon Anfang bis Mitte Mai wieder, wenn die meist drei bis vier Jungvögel pro Nest flügge sind und die Kolonien bis zum nächsten Frühjahr verlassen werden. Bis dahin ist es klug, nicht unter den wenigen Brutbäumen zu parken.

Aufgrund ihrer Seltenheit dürfen die Koloniestandorte nicht gestört werden, auch ein Rückschnitt der nesttragenden Bäume im kommenden Winterhalbjahr ist nur nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde erlaubt. Beobachtungen zu den Saatkrähen können in der Internet-Datenbank ornitho.de eingetragen werden, wirbt die HGON. Sollte es Konflikte mit den Vögeln geben, steht die UNB (06031-834301) beratend zur Verfügung.

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