Zwei Sperrungen und viele Bauarbeiten
Von Klaus Nissen
Am 19. Februar 2024 um 4.30 Uhr fährt die erste S-Bahn auf den neuen Gleisen der Linie 6 zwischen Bad Vilbel und dem Westbahnhof. Nun rückt der Weiterbau der Linie durch Karben bis Friedberg in den Fokus. Der Bahn-Manager Wolf-Dieter Tigges nenntviele Details.S6: „Es gibt noch vieles aufzuräumen“
„Es gibt noch vieles aufzuräumen“, sagte Tigges am 1. November 2023 im Kultur- und Sportforum vor dem Bad Vilbeler Bau- und Planungsausschuss. Die wichtigste Nachricht: Vor der ersten Benutzung der zwei zusätzlichen Bahngleise wird für Endmontagen vom 1. bis 4. Dezember 2023 und vom 2. Januar bis 18. Februar 2024 die komplette Main-Weser-Bahn stillgelegt. Die Fahrgäste aus der Wetterau kommen dann mit Ersatzbussen nach Frankfurt und zurück.
Die provisorischen Bahnsteige weichen in dieser Zeit den „echten“, je 210 Meter langen Zugkanten. Sie bekommen eine Überdachung und Datenleitungen für die Zuganzeigen. Im Dezember spielt die Bahn laut Tigges die Software für die Steuerung der künftig separaten S-Bahngleise auf der Ostseite des Schienenweges ein.
Die Metallbrücke am Südbahnhof verschwindet bald
Rund 170 Arbeiter werkeln rund um die Uhr an der auf vier Gleise verbreiterten Strecke. Am Bad Vilbeler Südbahnhof bauen sie Anfang Januar die mächtige metallische Fußgängerbrücke ab. Sie stört bei der Installation der neuen Oberleitungen, so Tigges. Ein Provisorium unter der neuen Niddabrücke auf der Nordseite des Flusses soll sie vorerst ersetzen. Denn die neue Unterführung knapp südlich des Metallmonsters am Südbahnhof ist noch im Bau. Die Auf- und Abgänge links und rechts der Bahn werden laut Tigges „eingehaust“, damit die Fliesenleger und Aufzugbauer gut arbeiten können.
Nur wenige Wochen vor Öffnung dieser neuen Unterführung ist der Vilbeler FDP aufgefallen, dass die Fahrradrampe mit ihrer 360-Grad-Kurve schlecht geeignet für eine flotte Querung der Bahnlinie durch Radler ist. Man brauche eine zusätzliche Unterführung weiter südlich, fordert die FDP-Fraktion in einem Antrag zur Parlamentssitzung am 7. November.
Darüber habe die Stadt schon seit 1998 mit der Bahn verhandelt, entgegnete Bürgermeister Sebastian Wysocki vor dem Ausschuss. Das Ergebnis sei die Unterführung am Südbahnhof. Wenn die Vilbeler noch einen Radtunnel wollten, müssten sie die kompletten Kosten tragen. Im Bauausschuss stimmte dann nur noch der FPD-Abgeordnete Michael Holzapfel für die zusätzliche Unterführung.
Weiterbau gen Friedberg etwa ab 2025
Etwa 50 Menschen verfolgten die Sitzung auf den Besucherstühlen. Sie interessierten sich besonders für den Weiterbau der zwei zusätzlichen Bahngleise bis Friedberg. Und machen sich Sorgen. Denn die Trasse muss auf 18 Meter verbreitert werden. „Uns wird das Haus weggenommen, und man bekommt nie eine Information“, klagte eine Dortelweilerin in der Fragerunde. „Wann müssen wir damit rechnen, dass wir auf der Straße landen?“
Niemandem wird so schnell etwas weggenommen, beruhigte der Ausbau-Organisator Wolf-Dieter Tigges. Erst wenn der Planfeststellungsbeschluss für die restlichen 17 Kilometer der S6 im Norden da ist, könne die Bahn mit den Grundbesitzern über einen Landkauf reden. Vom 27. bis 30. November ist der Anhörungstermin über die 132 Einwendungen und 43 Stellungnahmen zur Bahn-Verbreiterung geplant. Frühestens ab 2025 werden laut Tigges Bäume und Büsche gerodet und die ersten Baustraßen angelegt. Nicht vor 2030 werde die Bahn bis Friedberg auf vier Gleise ausgebaut sein.
Was wo genau gebaut wird, schildert die Bahn auf der Webseite s6-frankfurt-friedberg.de. Sie will in drei Abschnitten weitermachen, zuerst in Dortelweil die Unterführung von der Königsberger Straße zu den Kleingärten an der Nidda verbreitern, eine neue Bahnbrücke über die Theodor-Heuß-Straße bauen und neue überdachte Bahnsteige mit Aufzug herstellen. Nördlich von Vilbel müssen noch 21 Brücken und auf zwölf Kilometern Lärmschutzwände gebaut werden.
Zwischen Vilbel und Frankfurt wachsen gerade solche Wände links und rechts der Strecke. Etliche sind schon vor der Fertigstellung von Sprayern bearbeitet worden. Was man dagegen tun könne, fragte ein Zuhörer. Bahn-Mann Tigges hob die Schultern: „Es gibt da keinen Schutz – tut mir Leid.“ Wichtiger als die Graffiti ist für ihn das Glück, dass es bisher keinen Unfall beim 600 Millionen Euro teuren Bahn-Ausbau gab.