Römischer Pferdekopf

Ausstellung in Waldgirmes

Von Michael Breuer

Der bronzene Kopf einer Pferdestatue aus römischer Zeit ist noch bis Sonntag, 14. Juli 2019, 18 Uhr in Waldgirmes zu sehen. Er war 2009 von Archäologen gefunden worden. Das Land Hessen streitet mit dem Landwirt, auf dessen Acker der Kopf gefunden worden war, um die Entschädigung für den aufsehenerregenden Fund. Nun ist eine Replik des Kopfes in Waldgirmes ausgestellt. Das interesse ist groß.

Waldgirmes bekannt gemacht

Die Fotoapparate klickten und piepten, grelle Blitzlichter zuckten und etliche Handys „tanzten“ am Freitagabend, 12.7.2019, vor einer Vitrine in der Lahnauhalle in Waldgirmes. Dichtgedrängt standen die Menschen aus der Gemeinde vor dem Glaskasten in dem der römische Pferdekopf seinen Goldglanz verstrahlte. Verständlich, dass die Waldgirmeser diesen leuchtenden Schimmer aus dem goldenen Zeitalter des römischen Kaisers Augustus – dem Aurea aetas – als Foto mit nach Hause nehmen wollten. Denn nicht zuletzt ist es ja „ihr“ Pferdekopf, der den Ort inzwischen bekannt gemacht hat.

Bestaunter Fund: Der Pferdekopf von Waldgirmes. (Fotos: Breuer)

2009 hatten Archäologen den bronzenen Kopf des Pferdes aus einem elfeinhalb Meter tiefen Brunnen der in Waldgirmes entdeckten römischen Siedlung geborgen. Er gehörte sehr wahrscheinlich zu einer lebensgroßen Reiterstatue des Kaisers Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.), die zusammen mit anderen Statuen im Innenhof des Forums der Siedlung gestanden hatte. Zehn Jahre hat es gedauert bis der Pferdekopf nun seinen Weg zurück nach Waldgirmes fand und erstmals dort gezeigt werden konnte. Dass es „nur“ die Replik des Kopfes war, störte niemanden, denn das Haupt des feurigen Rosses ist in der Tat beeindruckend und steht dem Original, dass seit August des letzten Jahres im Museum der Saalburg in Bad Homburg untergebracht ist, in Nichts nach.

Streit um den Wert des Schädels

Mit der Ausstellung, die bis Sonntagabend, 14.7.2019, dauert, ging auch ein Wunsch des Fördervereins Römisches Forum Waldgirmes endlich in Erfüllung. Der hatte sich gewünscht und lange dafür gearbeitet, dass zumindest die Replik vor Ort gezeigt werden kann. Dass es solange dauerte bis der Pferdekopf den Weg in die Öffentlichkeit fand, lag an den langen Auseinandersetzungen um den Wert des goldenen Schädels.

Das Land Hessen streitet seit einem Jahrzehnt mit dem Landwirt aus Lahnau-Waldgirmes, auf dessen Acker der Pferdekopf in dem Brunnen verborgen war. Das Kunstministerium hatte angekündigt, das antike Stück erst nach einer Gerichtsentscheidung öffentlich zu präsentieren. Dann entschied, das Landgericht Limburg, dass das Land Hessen dem Bauern neben den bereits gezahlten 48000 Euro weitere 773000 Euro hinblättern muss. Dem Landwirt steht nach der Rechtslage die Hälfte des Wertes des antiken Kopfes zu. Das Gericht hatte ein zuvor Gutachten beauftragt, das den Wert auf 1,6 Mio. Euro taxierte. Danach beschloss das Land Hessen, den Pferdekopf in der Öffentlichkeit zu zeigen. Bei Gericht geht es aber in die nächste Runde: Im November ist Verhandlung vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt.

Stadtgründung der Römer rechts des Rheins

„Jetzt ist das Ergebnis, dass wir den Pferdekopf haben“, frohlockte der Vorsitzende des Fördervereins Römisches Forum Waldgirmes, Wilfried Paeschke, als er am Freitagabend vor rund 150 Besuchern und zahlreichen Ehrengästen, die Ausstellung in der Lahnauhalle eröffnete.

Er strahlte an dem Abend mit dem goldenen Pferdekopf um die Wette und freute sich auch, als Saalburg-Direktor Carsten Amrhein die weitere Zusammenarbeit mit dem Verein aus Waldgirmes ankündigte. Für den wissenschaftlichen Teil der Ausstellungseröffnung sorgte Armin Becker.

In seinem Vortrag, den er mit vielen guten Fotos gestaltet hatte, ließ er die Tage im August 2009 wieder lebendig werden, als er als einer der leitenden Archäologen den römischen Pferdekopf aus dem Brunnen geholt hatte. Auch unterstrich er nochmals, dass mit der römischen Siedlung in Waldgirmes erstmals eine jener historisch verbrieften Stadtgründungen rechts des Rheins entdeckt worden war, die Rom zu jener Zeit laut antiker Quellen in Germanien errichten ließ.

Die Ausstellung in der Lahnauhalle in Lahnau-Waldgirmes ist am heutigen Sonntag, 14. Juli 2019, von 10 bis 18 Uhr geöffnet: Der Eintritt beträgt 3 Euro/ Kinder und Jugendliche frei.

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