Mamma lauder! in Friedberg
Der Klimawandel machts möglich: Die Rodgau Monotones spielten im November Open Air. Und zwar richtig laut – mitten in Friedberg. Auf dem Elvis Presley-Platz tanzten auch Rentner zum Hardrock.
Rodgau Monotones
Das ist schon toll – wenn eine Band fast fünftausend Menschen an einem Novemberabend auf die Gasse lockt. Leute, denen die Jahrzehnte im Gesicht geschrieben stehen. Leute, die vielleicht nicht mehr so oft lachen und die sich an Fernseh-Abende gewöhnt haben.
Junge Leute kennen diese Band kaum – höchstens die Eintracht-Fans unter ihnen singen im Stadion den Monotones-Refrain „Erbarme – zu spät: Die Hesse komme!“ Eine Band aus der Ebene irgendwo südlich von Frankfurt. Routiniers, die seit November 1977 zusammen Musik machen. Nur einmal gab es einen Wechsel: Henni Nachtsheim ging 1990 zu Badesalz, statt seiner kam Kerstin Pfau als Sängerin. In den Achtzigern füllten die Monotones Stadien, spielten mit Santana, Joe Cocker und Bob Dylan. Jetzt fällt der Tourplan übersichtlicher aus. Bis September 2016 sind gerade mal sieben Gigs vereinbart.
Die Bierwagen war kaum noch zu erreichen
So konnte es sich die Werbegemeinschaft „Friedberg hat’s“ leisten, die Rodgau Monotones zu buchen, als Abschluss des verkaufsoffenen Sonntags in den 42 Mitglieds-Läden an der Kaiserstraße. Schon Nachmittags hörte man auf dem neuen Presley-Platz ordentliche Mucke von der Stage Band. Gegen 17 Uhr wurde der Platz vor dem leer stehenden Kaufhaus Joh immer voller. Metzger Engel räumte einen Tisch vor sein Schaufenster und begann, heiße Würste zu verkaufen. Der Bierwagen nebenan war kaum noch zu erreichen, und die Apfelwein-Verkäufer von „Born in the Wetterau“bekamen ebenfalls zu tun.
Um 18 Uhr rockten dann die Rodgaus los. Man sah und hörte ihnen an, dass sie Lust auf diesen Auftratt hatten. Sie haben eine neue CD produziert, die sie „Genial“ betiteln. Und machen da entspannte, laute, rockige Musik. Auch ein hessisches Seemanslied ist darunter, es geht um hundert Fässer Grüne Soße und tausend saure Rippchen. Ein bassbetontes Stück namens „Mamma lauder“ und eine derart schwungvolle Hessen-Hymne, dass die unters Publikum verteilten Hessen-Fähnchen aus Papier beim Schwenken einrissen.
Immer mehr Leute begannen, die bekannten Refrains (Ei Gude, wie…) lauthals mitzusingen. Auch auf dem Bürgersteig gegenüber der Kaiserstraße. Zwei Stunden lang wurde es richtig laut auf dem Presley-Platz. Zum Schluss, wie immer bei Monotones-Konzerten, sang Kerstin „Highway to Hell“. Die Friedberger reckten Zeige- und kleinen Finger in die Höhe – das Teufelszeichen. Am Rande standen ein paar Flüchtlinge aus dem nahen Industriegebiet und wunderten sich.
Die Rodgau Monotones spielen übrigens am 28. November 2015 in der Idsteiner Scheuer, am 18. Dezember im Aschaffenburger Colossaal und am zweiten Weihnachtsfeiertag in der neuen Batschkapp.