„Leidenschaft, Pulsschlag, Identität“
Es ist doch ein ungewöhnliches Bild, was man seit Wochen an jedem Sonntag um 14 Uhr in der Frankfurter Innenstadt erlebt: Viele Menschen ziehen mit blauen Europaflaggen in Richtung Goetheplatz – am vergangenen Sonntag waren es nach Schätzung der Veranstalter über 3000 – um dort, so einfach es auch klingt, für Europa zu demonstrieren. Vielleicht auch, um sich vergewissern, dass Europa noch nicht in die Hände der Populisten gefallen ist, sondern dass es uns auch noch gibt – und wir sind deutlich mehr. „Pulse of Europe“ heißt die neue Bewegung für Europa und alle seine demokratischen Werte, die sich damit verbinden.
Für eine Zukunft in Europa
Es ist keineswegs es ist nur eine Versammlung von Nostalgikern, die nochmal daran erinnern, dass das gemeinsame Europa vor 60 Jahren vor allem als eine europäische Friedensidee gestartet ist. Es sind auffallend viel junge Leute im Studentenalter darunter, die sich für eine Zukunft in Europa einsetzen.
Europa-Lethargie beenden

Was noch erstaunlicher ist: In 45 weiteren Städten in Deutschland, Frankreich, Holland, Portugal gingen zur selben Stunde ebenfalls die Menschen für Europa auf die Straße und zeigten: „Wir wollen dieses vereinte Europa erhalten“, so Daniel Röder, Frankfurter Anwalt, der gemeinsam mit seiner Frau Sabine die Bewegung nach der Trump-Wahl ins Leben gerufen hat. Hilft es etwas gegen Rechts? Ja, sagt Röder, „das hat ganz sicher eine Wirkung“, wenn so viele Menschen sich mit Ausdauer jeden Sonntag in den europäischen Städten zusammenfinden. Um darum geht es eigentlich: Nicht den Krakeelern von der Rechten die Straßen überlassen und ratlos am Fernsehen dabei zuzusehen, sondern „vom Sofa runterkommen und die Europa-Lethargie beenden.“
Jeden Sonntag auf die Straße

Es ist in diesen Zeiten schon selten, dass man solche politische Frische verspürt, in dem Bewusstsein, dass Vieles, was man als selbstverständlich genommen hatte, jetzt unbedingt verteidigt werden muss. Und dafür jeden Sonntag um 14 Uhr in ganz Europa auf die Straßen zu gehen, ist ja schon mal ein Anfang. Zum Abschluss der Demo zieht dann jedes Mal eine lange Menschenmenge mit ihren Blauen Fahnen und Luftballons zum Main, zum Eisernen Steg und verteilt sich auf den Brücken und auf beiden Seiten des Mains. Dazwischen Motorboote und Ruderer mit blauen Fahnen. Daniel Röder drückt es so aus: „Wir geben Europa das zurück, was gefehlt hat: Leidenschaft, Pulsschlag, Identität und das Gefühl: Wir setzen uns für das Richtige ein.“