Panorama-Museum 1453

Die Theodosianische Mauer

Von Michael Schlag

Das Panorama-Museum 1453 in Istanbul befasst sich mit der Theodosianischen Mauer, die 1000 Jahre lang als uneinnehmbar galt. Landbote-Autor Michael Schlag hat sich das Museum und die gepflegten Parks drumherum angeschaut.

Befestigung von Konstantinopel

Ein bombastisches Bauwerk, acht Kilometer lang, 14 Meter hoch, alle 50 Meter ein massiver Turm. Mit Hauptmauer, Vormauer, davor ein Wassergraben, ist die Befestigung 60 Meter breit und sie steht hier seit bald 1600 Jahren. Der oströmische Kaiser Theodosius II. ließ sie als landseitige Befestigung der Halbinsel von Konstantinopel bauen, fertiggestellt in ihrer ersten Form im Jahr 413. Die Reste der Stadtmauer verlaufen bis heute zwischen dem Marmara Meer im Süden und dem Goldenen Horn im Norden. Davor spaziert man gepflegte Parks, man kann in den alten Mauerresten herumklettern, hat von oben einen weiten Blick auf das Meer und die Stadt.

Das Panorama-Museum 1453 in Istanbul. (Fotos: Michael Schlag)

1453 vom osmanischen Heer erobert

1000 Jahre lang galt die Theodosianische Mauer als uneinnehmbar, sie bewährte sich bis zum 29. Mai 1453 – der Eroberung von Konstantinopel durch das osmanische Heer. Bei der zehn Wochen langen Schlacht ging es vor allem um diesen einzigen Landzugang nach Konstantinopel. Dabei kam eine neuartige Artillerie mit massiven Kanonen zum Einsatz, die schließlich den Durchbruch für die Eroberer erreichten.

Gemälde im Panorama-Museum 1453.
Die Theodosianische Mauer vom Mauer-Park aus gesehen.

Mit dem Fall von Konstantinopel und der Beherrschung des Bosporus wurden die beiden Hälften des osmanischen Reichs mit Anatolien im Osten und dem europäischen Rumelien vereint. Der Bosporus stand jetzt unter osmanischer Kontrolle, von dort gingen die Eroberungen weiter Richtung Balkan, nur drei Jahre später wurde Belgrad belagert. 1453 markiert das Ende der verbliebenen Reste des Römischen Reichs und den Aufstieg des Osmanischen Reichs. Und es war auch das Ende der christlichen Herrschaft am Bosporus und deren Ablösung durch den Islam.

Der Eingang zum Panorama-Museum 1453.
Neue Hauptstadt die Osmanischen Reiches

Das „Panorama-Museum 1453“ nahe der Mauer widmet sich nur diesem einen Thema. Es zeigt ein monströses Schlachtengemälde, den ganzen Tag untermalt mit Kanonendonner und Schlachtenlärm. Das Museum wurde 2009 eröffnet und 1453 wird hier zum türkischen Schicksalsjahr: Warum war die Eroberung notwendig?, fragt eine Tafel am Eingang und gibt die Antwort: „Die zukünftigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen in den osmanischen Gebieten machten es unabdingbar“. Und weiter ist zu lesen: „Der starke Glaube des Propheten Muhammad, dass die scheinbar unmögliche Eroberung der Stadt tatsächlich möglich war, war eine Quelle der Inspiration“. Eine Inspiration für den 21-jährigen Heerführer Sultan Mehmed II („Mehmed der Eroberer“), der Konstantinopel anschließend zur neuen Hauptstadt des Osmanischen Reichs machte.

Die Hagia Sophia.

Die Hagia Sophia, die Krönungskirche des Byzantinischen Reiches (erbaut 537), wurde zur ersten Moschee Konstantinopels; 1935 wurde sie Museum, seit 2020 ist sie wieder Moschee. Und die neuartigen Kanonen, die damals die Theodosianische Mauer zum Einsturz brachten, sind bis heute ausgestellt, im Park des Dolmabahce-Palastes.

Eine im Park ausgestellte Kanone.

Das Panorama-Museum 1453: panoramikmuze.com/en

Die Eroberung von Konstantinopel auf Netflix: netflix.com/de/title/80990771

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