Elektrisch und zweigleisig
Die zwischen Glauburg-Stockheim und Bad Vilbel verkehrende Niddertalbahn soll elektrifiziert und abschnittsweise zweigleisig ausgebaut werden. Das forderten die Anliegerlandkreise und -kommunen während ihrer 3. Niddertalbahnkonferenz. Zuvor waren die Fahrgäste Befragt worden. Sie beklagen vor allem Verspätungen und Zugausfälle.Leistungsfähiger und attraktiver
„Wir befürworten den Ausbau und die Elektrifizierung der Niddertalbahn zwischen Bad Vilbel und Glauburg-Stockheim. Nur die Kombination aus Elektrifizierung und abschnittweisem zweigleisigem Ausbau steigert die Leistungsfähigkeit und Attraktivität im notwendigen Maße und ist klimapolitisch nachhaltig“, heißt es in einer Resolution des Wetteraukreises, des Main-Kinzig-Kreises, der Kommunen Bad Vilbel, Niederdorfelden, Schöneck, Nidderau, Altenstadt und Glauburg, des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), des ZOV und der KVG Main-Kinzig. Planung und Realisierung müssten so schnell wie möglich erfolgen. Spätestens mit dem Start des neuen Verkehrsvertrags im Jahr 2027 sei eine Ausweitung des Zugangebots dringend erforderlich.
„Der heutige Beschluss ist ein wichtiger Schritt für unsere Region“, sagt der Wetterauer Landrat Jan Weckler laut einer Pressemitteilung des Wetteraukreises. Alle Akteure würden an einem Strang ziehen und damit das klare Signal senden, dass die Niddertalbahn ist für die Anrainer und die Zukunft der ganzen Region von herausragender Bedeutung sei. „Nur eine erweiterte Infrastruktur kann die steigenden Fahrgastzahlen der Niddertalbahn aufnehmen“, wird RMV-Geschäftsführer Dr. André Kavai zitiert. Kapazitätssteigerung, kürzere Fahrzeiten und Elektrifizierung seien das A und O beim Klima- und Lärmschutz.
Mehr Züger, leiser und weniger Emissionen
Basis der Resolution bildete eine Machbarkeitsstudie, die der RMV gemeinsam mit dem ZOV und der KVG Main-Kinzig in Auftrag gegeben hatte. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass ein abschnittsweise zweigleisiger Ausbau mit Elektrifizierung deutliche Vorteile gegenüber anderen Varianten habe. So sind in diesem Fall mehr Züge in der Hauptverkehrszeit und der Einsatz leiser und lokal emissionsfreier Elektrozüge ist wirtschaftlich vorteilhafter. Auch werden kürzere Fahrzeiten erreicht. Der nächste Schritt, um das Projekt voranzutreiben, ist eine Planungsvereinbarung zwischen dem Land Hessen und der DB Netz AG, die als Eigentümerin der Infrastruktur für die Umsetzung des Bauvorhabens verantwortlich ist.
„Den Rückstau im Aus- und Neubau der Schieneninfrastruktur zielgerichtet aufzulösen, ist die zentrale Zielstellung des Landes im Interesse einer ökologisch sinnvollen und nachhaltigen Mobilitäts-, Umwelt- und Klimapolitik“, sagt Anke Münker-Tiedge, Referatsleiterin Eisenbahn und Schieneninfrastruktur im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. „Das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz des Bundes, das sich derzeit in der Novellierung befindet und die Aufstockung mit Landesmitteln gibt für Vorhaben wie den Ausbau und die Elektrifizierung der Niddertalbahn die erforderliche Finanzierungssicherheit. Wir benötigen von den ÖPNV-Aufgabenträgern nun auf der Grundlage der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie die konkrete Anmeldung des Vorhabens inklusive der Entscheidung, welche Variante konkret geplant und realisiert werden soll. Ziel muss es nunmehr sein, die Planung des Vorhabens schnell auf den Weg zu bringen, da nunmehr nur noch wenig Zeit für die Schaffung des Baurechts und die Realisierung verbleiben.“
„Die DB Netz AG steht in jedem Fall bereit, die Maßnahme gemeinsam mit den Beteiligten umzusetzen“, sagte Tobias Bückle, Vertreter der DB Netz AG. Winfried Ottmann, Kreisbeigeordneter des Main-Kinzig-Kreises wirbt neben der Resolution auch für kurzfristige Maßnahmen: „Die Regionalbahn 34 ist schon heute zu Stoßzeiten voll. Wir müssen daher prüfen, ob das Platzangebot kurzfristig ausgeweitet werden kann und ob noch mehr Züge schon vor dem Ausbau bis Frankfurt durchfahren können.“
Diesen Aspekt betont auch Rouven Kötter, Erster Beigeordneter und Mobilitätsdezernent des Regionalverbands FrankfurtRheinMain: „Die gesamte Region wächst und entwickelt sich dynamisch. Der Ausbau von Schienenstrecken ist daher eine notwendige Maßnahme, um die wachsenden Siedlungsgebiete der Metropolregion FrankfurtRheinMain nachhaltig und klimafreundlich miteinander zu verbinden.“ Er wirbt in diesem Zusammenhang auch um die räumliche Erweiterung des Regionalverbands bis in den östlichen Wetteraukreis hinein.
Umfrage unter den Pendlern
Was sind die Wünsche und Bedürfnisse der Pendlern sind, die Niddertalbahn benutzen, welche Kriterien die Niddertalbahn erfüllen muss, um ein zukunftsfähiges, wettbewerbsfähiges und gern genutztes Verkehrsmittel zu sein, dazu hatten die Kommunen Altenstadt, Bad Vilbel, Glauburg, Niederdorfelden, Schöneck und Nidderau sowie der Main-Kinzig-Kreis und der Wetteraukreis gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern (IHKs) Gießen-Friedberg und Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern die Fahrgäste befragt. Insgesamt haben 1.107 Personen geantwortet, teilt die IHK Gießen-Friedberg in einer Pressemitteilung mit.
Laut den Antworten wird die Zugverbindung am häufigsten (39 Prozent) vier- bis fünfmal pro Woche genutzt. Das am meisten genannte Reiseziel (85 Prozent) ist die Stadt Frankfurt allgemein und konkret der Frankfurter Hauptbahnhof – kurzum: der typische Nutzer ist Pendler.
Dass die Niddertalbahn den Pendlern wichtig ist, wird belegt durch die 72 Prozent der Befragten, die angeben, die Niddertalbahn häufiger nutzen zu wollen, wenn es weniger Zugausfälle gäbe. Darüber hinaus wünschen sich zwei Drittel (67 Prozent) der Fahrgäste eine Erweiterung des Fahrplanangebotes, um bei Schichtarbeitszeiten oder am Wochenende häufiger mit der Bahn fahren zu können (siehe Grafik: Ich könnte mir vorstellen, zukünftig mit der Niddertalbahn zu fahren, wenn…?).
Dr. Frank Wendzinski, Geschäftsführer des Bereichs Standortpolitik der IHK Gießen-Friedberg, sagt: „Es hat sich gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit der Niddertalbahn verbessert werden muss. Die Verkehrsverbindung hat eine große Bedeutung für die Region. Wir bedanken uns bei den Teilnehmern für ihr zahlreiches Engagement!
Wichtig: Grundsätzlich wird die Niddertalbahn positiv gesehen, so gibt zum Beispiel ein Nutzer in der Umfrage an: „Eigentlich eine gute Sache, täglich von der Arbeit und wieder nach Hause zu kommen, ohne im morgendlichen Stau zu stehen, wenn nur die ganzen Probleme nicht wären.“
(Titelfoto: MdE aus der deutschsprachigen Wikipedia, Eigenes Foto, CC BY-SA 3.0, httpscommons.wikimedia.orgwindex.phpcurid=1196287