Nidda satirisch

Über Allzumenschliches lachen

Von Elfriede Maresch

Die dritte Reihe „nidda satirisch“ 2017/2018 ging erfolgreich mit drei von fünf komplett ausverkauften Veranstaltungen im Frühling zu Ende. Das Programm der vierten Reihe von der OVAG unterstützt, wurde kürzlich vorgestellt und macht neugierig. „Einladung, über Menschlich-Allzumenschliches zu lachen, ein satirischer Blick auf die Welt und die Tücken des Objekts“ war das Fazit Bürgermeister Hans-Peter Seums (Foto) nach einem Blick auf den neuen Flyer. Heidelore Ocken-Wilisch und Martin Guth vom Kulturmanagement der Stadt schilderten die Kontaktaufnahme mit den Künstlern, etwa auf der Kulturbörse Freiburg, die sorgfältige Auswahl. „Und ebenso der Künstlerinnen“ betonte Heidelore Ocken-Wilisch. Eine vielversprechende junge Talentierte und eine bestens bekannte „Melancholikerin mit Tendenz zu humorvollen Lösungen“ seien in der vierten Reihe zu erwarten.

Stille Nacht, bis es kracht

Schon großenteils ausverkauft ist die Auftaktveranstaltung am Donnerstag, 27. September 2018 um 20 Uhr, vom Kulturmanagement vorausschauend in den großen Kursaal verlegt. Es kommt das Erste Allgemeine Babenhäuser Pfarrerkabarett, ein Kontrast-Duo: der gut geerdete Choleriker Hans-Joachim Greifenstein und der grübelnden Hochleistungszweifler Clajo Herrmann bringen ihr zwölftes Programm „Judas hätte sich erhängt“. Ihre satirischen Pfeile zielen auf die Sumpfblüten des Zeitgeistes: „Warum fürchten wir das Finanzamt mehr als die Inquisition? Warum bescheren uns Autokonzerne ein `Dieselgate´? Warum ist Scham out und Gier geil?“ – solch tiefschürfende Fragen beantwortet dieser Abend.

Fast schon ausverkauft: der nidda satirisch-Abend mit dem Allgemeinen Babenhäuser Pfarrerkabarett am 27. September

Alle folgenden Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr im Parksaal. Eine Frau auf der ironischen Suche nach ihrer Identität: „Was glaub ich, wer ich bin?“ fragt sich die Kabarettistin und Songwriterin Liza Kos am Samstag, 27. Oktober. Ist die in Moskau Geborene der „neue Stern am Kabaretthimmel“, wie in Kritiken zu lesen? Immerhin war sie schon bei „Ladies Night“ und weiteren TV-Sendungen zu sehen. Gesang, Gitarrenspiel, Jonglage mit Vorurteilen – das alles beherrscht Liza Kos. Vielleicht am eindrucksvollsten ihre Kunst der Mimikri: von „Svetlana Kalaschnikowa mit integrierter Balalaika“ wandelt sie sich in Sekundenbruchteilen in eine türkische Schönheit mit sittsam gesenktem Blick und einem Bombentalent für Eifersucht, dann in eine der Mülltrennung wie der politischen Korrektheit verpflichtete Deutsche.

„Stille Nacht, bis es kracht“ – die Kabarettistin und Chansonsängerin Tina Teubner verspricht am Donnerstag, 29. November echte Lebenshilfe, denn: „Wer den Weihnachts-GAU schon vorher durchgespielt hat, ist gewappnet für das Fest der Liebe!“ Gesprochen, gesungen und von Teubners ausgezeichneten Pianisten Ben Süverkrüp begleitet, läuft die Desensibilisierungsmaschine mit Aufklärung über „Das weibliche Weinachts-Ikea-Gen“, mit der ganz neuen Deutung der Weihnachtsgeschichte und dem gesungenen Manifest „Hände weg von meinen Macken!“ Und weil sich die Veranstalter dem Brauchtum verpflichtet fühlen: in der Pause gibt es Lebkuchen und Glühwein!

Martin Guth, Heidelore Ocken-Wilisch und Bürgermeister Seum versprechen „einen ironischen Blick auf die Welt“ auch in der vierten „nidda satirisch“-Saison

Jugendämmerung

Ein „junger Milder“ mit sympathischem Lockenschopf hat am Samstag, 9. Februar die Parksaalbühne für sich und bringt „Jugenddämmerung“ mit: der Kabarettist und Liedermacher Matthias Ningel. Der junge Mann war bisher nicht untätig: elf Kabarettpreise, ganz zu schweigen den Meistertitel in der Kabarett-Bundesliga, hat er eingefahren und sein hinreißendes Klavierspiel mag mit dazu beigetragen haben. Der Stolperstart und die Odyssee des „süßen Vogels Jugend“ nach dem Verlassen des Hotel-Mama-Nestes ist sein Thema. Und das Ziel? Klinkerhaus auf dem Land? Heiße Fernbeziehung – wer weiß?

Am Samstag, 23. März beim Wiener Schauspiel-Kabarett-Duo BlöZinger, Robert Blöchl und Roland Penzinger geht es gewissermaßen um den Gegenpol: Alt werden, Endlichkeit, Abschied. „Bis morgen“ spielt im Altenheim, zeigt Dialog eines alten Mannes mit dem Sensenmann, der ihn doch nicht mitnehmen mag. Ein Abend der Melancholie? Nicht, wenn man Penzinger in der Rolle des dauerbekifften Praktikanten zu sehen bekommt und Blöchl als lebensmüden Senior, der sich liebeshungriger Greisinnen erwehren muss.

Die Ticketpreise sind gleichgeblieben. Karten gibt es im Kulturmanagement Bad Salzhausen, Quellenstraße 2, Telefon 06043/96330 oder bei reservix.de

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