In Namibia ist es anders

Das denken die Deutsch-Namibier

Von Klaus Nissen

Seit 70 Jahren treffen sich junge Namibier jedes Mal zu Pfingsten irgendwo in Deutschland. 2017 kamen rund  200 junge Leute zum Camp neben dem Sportplatz am Rande von Nieder-Rosbach im Wetteraukreis.  Die jungen Leute sind äußerlich nicht von Deutschen zu unterscheiden.  Den Neuen Landboten erzählten sie, warum Deutschland und Namibia zwei verschiedene Welten sind.

In Namibia ist es anders

Zwischen Deutschland und Namibia liegen Welten, finden Steffi, Tristan, Andy, Robert und Marko. Foto: Nissen

„Gibt es Südwester in Frankfurt?“, fragte Heiko Stumpfe im vorigen September auf der Webseite der in Deutschland lebenden Namibier. „Wenn ja, dann lass mal ein paar Steaks grillen und dazu Paar Tafels enjoyen. Lass uns mal ein Event draus machen!“ Und so geschah es: Von Donnerstagabend bis Pfingstmontag früh tummelten sich etwa 200 meist junge Leute auf der Wiese vor dem Nieder-Rosbacher Sportplatz. Sie bauten da ihre Zelte, kickten auf dem Sportplatz, feierten fröhliches Wiedersehen und saßen nachts in der Scheune am Rande des Sportgeländes. Davor stiegen tagelang Rauchschwaden auf: Es gab Braai. Rindfleisch aus Namibia. „Wenn man bei uns Grillen sagt, lachen einen alle aus“, erklärte Robert Hoth dem neugierigen Reporter. Im 11 000 Kilometer entfernten Namibia hat sich die Sprache der deutschen Kolonisten seit 1880 anders entwickelt als im Mutterland. Wörter aus dem Englischen und dem burischen Afrikaans gelangten  ins Südwester-Deutsch. Die Namibia-Deutschen nennen ihre Sprache „Nämlisch“.

Um das NamSA-Treffen zu finanzieren, verkaufen die Organisatoren unter anderem T-Shirts mit eigens entworfenen Logos. In diesem Jahr sind es zwei Erdmännchen (auf Nämlisch: Stocksteerts) über den Flaggen von Namibia und Südafrika. Foto: Nissen

Gemeinsam mit Marco Büttner aus München hat der junge Freiburger Marko Zwar über Pfingsten am Rande von Nieder-Rosbach das NamSA 2017 organisiert – ein Treffen, zu dem seit 70 Jahren immer an Pfingsten Namibier kommen, die gerade in Deutschland leben. NamSA ist eine Abkürzung für Namibia South Africa. Früher trafen sich pro Jahr bis zu 800 Leute irgendwo in Deutschland, jetzt finden über Facebook nicht mehr ganz so viele zu den Treffen. Meistens sind es junge Leute, die hier studieren oder arbeiten. „Die sind unheimlich nett und höflich“, schwärmte der Rosbacher Norbert Schön, der gemeinsam mit seinem Freund Matthias Simon aus Rosbach den Namibiern das Camping-Wochenende in der Wetterau ermöglichte. „Man stelle sich vor: die haben den Matthias Onkel genannt!“. Simon ist mit einer gebürtigen Namibierin verheiratet und hat in dem südafrikanischen Land zeitweise gelebt.

Südafrika wird von Namibiern jetzt eher gemieden

Wie ist das, zugleich Namibier und Deutscher zu sein? „Das sind zwei verschiedene Welten“, sagt Robert Hoth. In Afrika fühle man sich frei. Gerade mal zwei Millionen Menschen leben auf einer Fläche, die zweieinhalb mal so groß ist wie Deutschland. Wenn man 300 Kilometer weit fahre, komme man nur durch zwei Dörfer. Trotzdem lebt der 30-Jährige schon seit neun Jahren in München, arbeitet dort als Meister in einem Unternehmen für Kältetechnik. Etwa jeder dritte junge Namibier, der zur Lehre oder zum Studium nach Deutschland fährt, bleibt hier. Der Liebe wegen. Oder weil er im südlichen Afrika nicht so leicht einen Job findet.  Das große Nachbarland Südafrika stürzt laut Robert Hoth gerade politisch und wirtschaftlich ab. In letzter Zeit fahren die jungen Namibier der Mittel- und Oberschicht zur Ausbildung lieber nach Europa, erzählt der 20-jährige Tristan Minz. Er macht gerade in München eine Ausbildung. Was danach kommt, ist offen.

„Ich weiß auf jeden Fall, dass ich zurückgehen werde“, meint Stephanie Hübner, die Freundin von Tristan. Da fühle sie sich am wohlsten. Wie viele der in Rosbach campenden jungen Leute fährt sie über Weihnachten stets zurück in die heiße und trockene Heimat. Da treffen sich alle wieder und feuern das Germania-Team beim Weihnachts-Fußballturnier von Swakopmund an.

Man sei da meist unter Weißen, räumen die jungen Leute beim NamSa-Treffen ein. Früher gab es auch in Namibia ein Aprartheid-System. Allmählich erst mehre sich die Zahl der Schwarzen, die in die Mittel- und Oberschicht des Landes aufsteigen. „Es gibt auch arme Weiße“, berichtet Tristan. „Schlecht ist, dass es in Namibia nicht so ein Sozialsystem gibt wie in Deutschland. Wer hier als arm gilt, wäre es in Namibia nicht.“

Das Gespräch ist ernster geworden als geplant. Aber nicht lange, da feiern die Südwester wieder. Und Pfingsten 2018 werden sie sich erneut für drei Tage treffen. Irgendwo in Deutschland.

Stichwort: Namibia

Das trockene Land nordwestlich von Südafrika  war ursprünglich von den Völkern der San („Buschleute“) und der Damara besiedelt. Seit dem 14. Jahrhundert wanderten Bantu von Norden ein. Das Gebiet des heutigen Namibia wurde 1884 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine deutsche Kolonie. 1920 stellte der Völkerbund Namibia unter südafrikanisches Mandat. Nach einem Unhabhängigkeitskrieg wurde Namibia erst 1990 selbstständig. Das Land hat etwa 2,1 Millionen Einwohner, davon 14 000 bis 20 000 mit deutschen Vorfahren. Etliche Namibia-Deutsche haben beide Staatsangehörigkeiten. Unter der Armutsgrenze leben 18 Prozent der Bevölkerung.

Ein Gedanke zu „In Namibia ist es anders“

  1. Guten Tag ich habe eine Frage ich wohne in Deutschland in Freiburg da wird darüber über den 3Weltkrieg gesprochen kann ich zu ihnen auswandern bis dann der Krieg vorbei ist ich kann allerdings nicht arbeiten ich bekomme erwebsminderungs Rente und eine Aufstockung vom Sozialamt ich bitte um eine Rückmeldung wie gesagt ich würde dann nach dem Krieg Fall es soweit ist wieder nach Deutschland zurück Gruß

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