Anne Thomas: „Es geht mir um die Menschen“
Von Petra Ihm-Fahle
Mit Anne Thomas schickt die SPD Wetterau frischen Wind in die hessische Landtagswahl am Sonntag, 8. Oktober. Die 36-Jährige tritt im Wahlkreis 27 an (Bad Nauheim, Butzbach, Echzell, Florstadt, Münzenberg, Ober-Mörlen, Reichelsheim, Rockenberg und Wölfersheim). Seit 2017 ist sie in der Politik; im Landbote-Interview spricht sie über ihre politischen Ziele. Unsere Beiträge zur Landtagswahl stellen vornehmlich neue Gesichter und überraschende Entwicklungen vor.
Landtagswahl: SPD vertritt ihre Grundwerte
Frau Thomas, seit wann leben Sie in der Wetterau?
Geboren bin ich in Thüringen, ich lebe seit 2008 in Butzbach. Butzbach und die Wetterau sind meine Wahlheimat.
Was führte Sie zur SPD?
Zuerst habe ich acht Jahre lang ehrenamtlich beim Open Air Kino mitgeholfen. In Butzbach fühle ich mich sehr wohl, die Arbeit von Bürgermeister Michael Merle gefiel mir. 2017 überlegte ich, dass ich in der Kommunalpolitik mitgestalten und mitwirken möchte und ich trat der SPD bei. Diese Partei vertritt meine Grundwerte – gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit.
Stadtverordnete und Ortsvorsteherin
Wie ist Ihr Werdegang bei der SPD bisher verlaufen?
Ich besuchte schnell die Vorstandsitzungen, die für alle Mitglieder offen sind. 2018 habe ich die Jusos in Butzbach reaktiviert – da haben wir mittlerweile eine gute Truppe. Auf Kreisebene bewegen die Jusos sehr viel. Es war beispielsweise ein großer Verdienst, sich für ein kostenloses Schülerticket im ÖPNV Hessen starkzumachen, das mit dem Schuljahreswechsel 2023/24 für die Oberstufe kommt. Bis vor zwei Jahren war ich Vorsitzende der Jusos Butzbach und 2019 bis 2021 Vorsitzende des Ortsbezirks der Kernstadt. 2021 wurde ich Vorsitzende der SPD Butzbach.
Welche Mandate üben Sie in der Stadtpolitik aus?
Mit der Kommunalwahl 2021 wurde ich ins Stadtparlament gewählt. Ich wurde stellvertretende Vorsitzende des städtischen Haupt- und Finanzausschusses und bin Ortsvorsteherin in der Kernstadt.
„Entscheidung trifft man nicht sofort“
Was bedeutet die Arbeit als Ortsvorsteherin für Sie?
Die Arbeit im Ortsbeirat ist großartig, weil man ganz nah an den Menschen ist. Man hat die Möglichkeit, darüber viele Kontakte zu knüpfen und Synergien zu schaffen. Es ist äußerst vielfältig und macht großen Spaß.
Wie entstand der Gedanke, für den Landtag zu kandidieren?
Das kam auf Anstupsen von Bekannten aus der SPD, die gefragt haben: „Wäre das nichts für dich?“ Dann fängt man an zu überlegen, eine solche Entscheidung trifft man nicht sofort. Ich habe lange mit meinem Mann darüber gesprochen; er stand von Anfang an 100-prozentig dahinter. Im späten Frühjahr vergangenen Jahres entschied ich, es machen zu wollen. Dann wurde irgendwann absehbar, dass auch die Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch es machen will. Am 8. Oktober war die Wahlkreisversammlung, genau ein Jahr vor der Landtagswahl.
„Dankbar für die Möglichkeit“
Sie wurden mit 35 von 48 Stimmen von den Wahlkreisdelegierten gewählt.
Wir sind ja beide aus Butzbach. Beide waren wir an dem Punkt unseres Lebens, dass wir uns gesagt haben: „Ich will es jetzt versuchen.“ Wir sind uns immer sehr respektvoll begegnet und haben das auch nach außen die anderen wissen lassen. Ich weiß nicht, was es war. Aber ich war unfassbar dankbar, diese Möglichkeit zu bekommen, es ist eine Ehre und ein Privileg.
Wieso möchten Sie in den Landtag?
Ich glaube, dass es mehr Politik auf Augenhöhe braucht, die zuhört, erklärt und verständlich ist. Mehr Gemeinsamkeit statt Ich-Bezogenheit. Es gibt diverse Stellschrauben, die man nur auf Landesebene drehen kann, damit sich in den Kommunen etwas tut. Ein Beispiel ist die Bildung. Meine Eltern sind beide Lehrer und ich habe das Thema Bildung aus deren Perspektive kennengelernt. Wir müssen uns überlegen, wie wir Schüler in die Ausbildung bekommen. Es herrscht eine Mentalität vor, die besagt: „Du kannst nur etwas werden, wenn du studiert hast.“ Woher sollen junge Menschen wissen, dass das nicht richtig ist?
Bildung, Ehrenamt und Mobilität
Müsste Bildung vielfältiger werden?
Wir verlieren viele Menschen auf dem Weg zum Schulabschluss, weil wir nur darauf achten, wie die Noten in Mathematik und Englisch sind. Aber es gibt so viel mehr Potenziale und Qualitäten. Wir brauchen mehr Berufsförderung, Orientierung und müssen auch die Hauptschule aufwerten. In dem Bildungskonglomerat gibt es viele Bausteine und ich habe große Lust, das anzugehen.
Auf welchen weiteren Gebieten möchten Sie sich einsetzen?
Momentan bin ich häufig mit Vereinen im Gespräch. Die Gesellschaft lebt viel vom Ehrenamt, Vereine tun eine Menge für das gesellschaftliche Zusammenleben. Ich würde gern unterstützen, dass Vereine mehr Zuschüsse bekommen. Ein anderes Thema ist die Mobilität, bei der wir weiterhin neue Wege beschreiten müssen, um die Menschen von A nach B zu bringen. Sei es mit Carsharing, Radverleihstationen und Mitfahrbänken.
Welche Hobbys haben Sie?
Wenn es zeitlich klappt, gehe ich gern mit meinem Mann in die Natur. Ich schätze ein gutes Essen mit Freunden und ich lese gerne, vor allem Bücher aus der Persönlichkeitsentwicklung.
Wieso sind Sie die richtige Frau für den Landtag?
Weil es mir nicht um mich geht, sondern um die Menschen – weil ich den nötigen Mut und den frischen Wind mitbringe.
Info
Leiterin von Wahlkreisbüro
Anne Thomas ist 36 Jahre alt und verheiratet. Beruflich leitet sie das Wahlkreisbüro von SPD-Bundestagsabgeordneter Natalie Pawlik (Bad Nauheim). Thomas ist gelernte Reiseverkehrskauffrau, anschließend arbeitete sie in der Hotellerie und danach lange in einer Unternehmungsberatung. Am Internationalen Frauentag (Mittwoch, 8. März 2023) plant sie eine Veranstaltung im Kino Butzbach. Gezeigt wird der Spielfilm „Call Jane“. ihm