KOMMENTAR

Brücken als tickende Zeitbomben

von Jörg-Peter Schmidt

Man kann nur hoffen, dass es beim Neubau der weithin sichtbaren Talbrücke Langgöns in der Tat zügig weiter geht. Die Pressemeldung des Regierungspräsidiums Gießen macht jedenfalls Hoffnung.

Verzweifelter Appell eines Fachmanns

Ich kann mich als ehemaliger Lokalredakteur noch gut daran erinnern, wie ein Mitarbeiter einer kommunalen Verwaltung die Medien der Region Gießen verzweifelt darauf aufmerksam machte, dass die Talbrücke einsturzgefährdet sei. Zuvor hatte er offensichtlich vergeblich versucht, verschiedene Institutionen für diese Gefahr zu sensibilisieren.  Es gab Veröffentlichungen in den Medien – dann kam Bewegung in die Sache und es fanden seit den 1990-er Jahren nach und nach Sanierungen an diesem erheblich befahrenen Bauwerk statt. Meiner Meinung nach in einem zu langsamen  Tempo.

Teileinsturz in Dresden als Warnung

Der jetzige Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden hat gezeigt, dass zahlreiche Bauwerke (vor allem Brücken) derart marode sind, dass sie tickenden Zeitbomben gleichen. Man darf dankbar sein: Niemand kam bei diesem Unglück zu Schaden. 

Aber was in dieser wunderschönen,  geschichtsträchtigen sächsischen Metropole am frühen Morgen des 11. September  2024 geschah, muss man symbolisch als Warnung betrachten: Nach der Untersuchung  von Brücken in Deutschland, die erheblich schadhaft sind, darf es keine Verzögerung mehr bei Reparaturen, Sperrungen und notfalls Abrissen geben. Man muss als Pkw- oder Lkw-Fahrerin bzw. -Fahrer  halt Umwege in Kauf nehmen, als dass es zu Katastrophen von unvorstellbarem Ausmaß kommt. In Dresden hat nicht viel dazu gefehlt: Wenige Minuten vor dem Einsturz fuhr noch die Straßenbahn über das historische Bauwerk…

Titelbild: Die Carolabrücke in Dresden nach dem Teileinsturz. (Foto: Wikipedia, StMH)

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