Noch immer leben Menschen in Schuppen
Zwei Jahre ist es nun her, dass in Nepal die Erde bebte. Tausende Menschen starben, unzählige wurden verletzt oder verloren ihre Angehörigen. Immer noch kann man in vielen Regionen die verheerenden Auswirkungen dieser Katastrophe sehen. Und immer noch lebt der größte Teil der Betroffenen in provisorischen Unterkünften, in offenen Schuppen. Große Probleme und kleine Fortschritte erleben auch die im Rhein-Main-Gebiet sitzenden Unterstützer des Kinderhauses in Budhanilkanta bei Kathmandu.
Kinderhaus Kathmandu
Dass der Wiederaufbau so langsam voran kommt, liegt laut Lydia Schmidt auch an der staatlichen Bürokratie im bitterarmen Himalaya-Land. Die in Bad Nauheim lebende Vorsitzende des einst von ihr gegründeten Waisenhauses kann viel darüber berichten: „Organisationen wie die unsere, die schnell und unbürokratisch helfen wollen und können, werden durch Verordnungen, Kontrollen, Eingriffe in Planungen und Korruption stark in ihrem Engagement behindert. So warten die Dörfler lange auf die versprochenen staatlichen Gelder, um ihre Häuser wieder aufzubauen. Würden wir sie schnell und unbürokratisch beim Aufbau unterstützen, dann hätten sie den Anspruch auf öffentliche Gelder verwirkt.“
In einem Fischerdorf im Distrikt Sindhupalchawk haben die Leute vom Kinderhaus Kathmandu eine praktikable Lösung für beide Seiten gefunden. Die Hilfe aus Deutschland setzt ein, wenn die Grundmauern der Häuser stehen – finanziert von öffentlichen nepalischen Geldern. Dann zahlen die Helfer die Dachkonstruktionen. „Ende des Jahres hat dann hoffentlich wieder jede Familie ein Dach über dem Kopf“, hofft Lydia Schmidt.
Einfacher war die Rekonstruktion der Schule im Fischerdorf. Denn die Sponsoren vom Kinderhaus-Verein deklarierten ihr Engagement nicht als Erdbebenhilfe, sondern als ganz normalen Bau eines Grundschultraktes. Ende 2016 stand das Gebäude und konnte feierlich eingeweiht werden.
Staatliche Auflagen verteuern den Schulbau
Ein anderes Schulprojekt ging nicht so unproblematisch über die Bühne – und darum findet der Unterricht im Dorf Lachyang im Distrikt Nuwakoth für die Grundschüler zurzeit immer noch im Freien statt. Die Kommunalverwaltung verlangte nämlich die Pläne des Bauingenieurs, nach denen schon 17 Schulen in den vom Erdbeben betroffenen Regionen entstanden waren, zur Einsicht. Das dauerte. Und die von der nepalesischen Behörde verlangten Änderungen trieben die Kosten um 15 000 Euro in die Höhe. „Die
immer noch unklaren politischen Verhältnisse verbunden mit der riesigen Korruption behindern unsere Arbeit zuweilen vehement“, sagt Lydia Schmidt. Manche gut angedachtenProjekte bringen sie gar zum Erliegen. „Wir machen trotzdem tapfer weiter“, so die Vereinsvorsitzende.Der über viele Jahre problematische Computerunterricht in der Kinderhaus-eigenen Schule steht nun auf sicheren Füßen. Denn mit Hilfe der Mittelhessischen Energiegenossenschaft hat das Kinderhaus nun eine Solaranlage auf dem Dach und damit eine unabhängige Stromversorgung. Fast täglich bricht in Nepal das Stromnetz zusammen
Das Kinderhaus hat derweil zwei Brüder aufgenommen und zählt nun 43 Schutzbefohlene. Gopal und Uttam Basnet lebten die letzten zwei Jahre zusammen mit der Großmutter im Solo Kumbhu im Everest-Gebiet. Der Vater hatte sich mit Gift umgebracht, weil seine Frau ihn betrog. Sie ging nach dem Tod ihres Mannes mit ihrem Liebhaber fort und ward nie mehr gesehen, berichtet Lydia Schmidt. Die Großmutter blieb mitden beiden Jungen zurück. Die Wohnverhältnisse der beiden Kinder waren extrem ärmlich und unhygienisch. Der ältere Bruder leidet an Asthma, der jüngere hat eine Hautkrankheit, deren Ursache wahrscheinlich Mangelernährung ist. Im Kinderhaus haben sie sich schnell eingelebt, und langsam nehmen sie auch an Gewicht zu. Das Asthma wird behandelt und die Hauterkrankung von Uttam geht auch langsam zurück. Beide gehen seit zwei Monaten in die Schule und machen dort gute Fortschritte.
Im April 2017 hatten alle Kinder Schulferien. Die Halbjahresexamen waren geschrieben, alle Kinder haben die Versetzung in die nächste Klassenstufe geschafft. Einige wurden sogar zu Klassenbesten.
In den Ferien organisierte das Kinderhaus einen Ausflug ins Schwimmbad: Man kaufte Badeanzüge und mietete einen Bus. Auch etliche schon längst aus dem Kinderhaus gezogene ehemalige Schüler waren beim Ausflug dabei. „Obwohl keines der kleinen Kinder schwimmen kann, tummelten die sich mit erstaunlicher Angstfreiheit im kühlen Nass“, berichtet Lydia Schmidt.
Wer das Kinderhaus Kathmandu unterstützen will, kann auf das Spendenkonto bei der Sparkasse Oberhessen
IBAN: DE 39 5185 0079 0012 0022 46
BIC: HELADEF1FRI
überweisen oder den Wandkalender „Nepal 2018“ bestellen. Es gibt ihn für 20 Euro bei Christiane Schöniger, Im Steinig 10, 64372 Ober Ramstadt, Mail: info@sichtung.com.
kinderhaus-kathmandu.de