Reise ins nächtliche Universum
Die „Keltenwelt am Glauberg“ und der Physikalische Verein Frankfurt laden zur „Sterngucker-Nacht“ am Samstag, 23. Mai 2015 ein.
Von den Kelten zu den Sternen
Als Naturwissenschaftler ist Bruno Deiss ein Mann der exakten Zahlen, Daten und Fakten. Doch auch wenn der Professor für Astrophysik genau erklären kann, was bei einem Sonnenuntergang oder in der „Blauen Stunde“ geschieht: Von den Ereignissen im Universum ist der Wissenschaftliche Direktor des Physikalischen Vereins und der Sternwarte Frankfurt noch immer fasziniert. Seine Begeisterung und sein Wissen gibt der 58-Jährige nicht nur als Dozent an der Frankfurter Goethe-Universität an Studenten weiter, sondern auch an jedermann: Mit rund 20 ehrenamtlichen Kollegen des Physikalischen Vereins Frankfurt kommt Professor Deiss am Samstag, 23. Mai, zur zweiten „Sterngucker-Nacht“ in die Keltenwelt am Glauberg.
Teleskope mit 40facher Vergrößerung
In ihrem Gepäck werden die (Amateur)-Astronomen acht Teleskope haben, die die Sicht auf die Gestirne um das 30- bis 40-fache vergrößern. Auf dem Dach des Museums wird das Sonnenteleskop installiert. „Es filtert das Licht der Sonne auf ein Hunderttausendstel, so dass man auch Sonnenflecken beobachten kann.“ Denn niemals, so der Astro-Physiker, sollte man einen ungeschützten Blick direkt in die Sonne wagen.
Weitere Teleskope werden auf dem Gelände der Keltenwelt am Glauberg stehen. Einem Areal, das in Europa einzigartig ist: Denn dort wurden nicht nur die etwa 2500 Jahre alten keltischen Fürstengräber mit ihren einzigartigen Grabbeigaben und einer mannsgroßen, bestens erhaltenen Figur eines Keltenfürsten freigelegt (im Museum zu sehen), sondern auch eine sogenannte Prozessionsstraße. Ein Hinweis, dass die Kelten bereits Himmelsbeobachtungen durchführten? Professor Deiss: „Astronomische Berechnungen der Anlage weisen auf eine Orientierung zum Aufgangspunkt des Mondes hin, den dieser nur etwa alle 19 Jahre zur Großen Mondwende erreicht“, so Professor Deiss.
Vielleicht Saturn, sicher „Himmelsscheibe von Nebra“
Was aber können die Menschen, die zur „Sterngucker-Nacht“ auf den Glauberg kommen, erleben? Ganz sicher – weil Wetter unabhängig – neben der Dauerausstellung, Kurzvorträge beispielsweise über die „Himmelsscheibe von Nebra“, einen Teil der Meteoritensammlung des Physikalischen Vereins Frankfurt und das Planeten-Modell des Amateur-Astronomen Klaus Nagel, einem Mitarbeiter der Keltenwelt am Glauberg.
Und bei wolkenlosem Himmel? „Gegen Mitternacht haben wir die Chance im Osten zu sehen, wie der Ringplanet Saturn hochkommt“, so Professor Deiss. Und an allen Stationen des „Sterngucker-Parcours“ eine Reise durch die Welt der Galaxien zum „Großen Wagen“ und in die Milchstraße – auch zum Planet Venus im Westen und zu Jupiter im Süden.
Jahrtausende alte Geschichte und modernste Technik
Dr. Vera Rupp freut sich über die erneute Zusammenarbeit mit Professor Deiss und dem Physikalischen Verein Frankfurt. „Denn in 2014 zur Premiere hatten wir alles andere als gute Wetterbedingungen – und haben doch gesehen, wie groß das Interesse der Menschen an der Beobachtung des Himmels an einer so bedeutenden archäologischen Stätte wie dem Glauberg ist.“ Die Direktorin des Museums der Keltenwelt am Glauberg ist sich sicher. „Die Sterngucker-Nacht kann viele Menschen neugierig machen, zum einen auf die Archäoastronomie, zum anderen auf die Lebenswelt der Kelten und nicht zuletzt auf ein lebendiges Museum, das wissenschaftliche Erkenntnisse einer Jahrtausende zurück liegenden Kultur mit modernster Technik der Gegenwart verbindet.“