Interkultureller Garten

Gemüseanbau in Coronazeiten

Friedberg hat seit 2016 einen Interkulturellen Garten. Konzipiert wurde er vom Evangelischen Dekanat Wetterau als Ort der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Nationen, Konfessionen, Milieus. Es geht um das gemeinsame Gärtnern und um Nachhaltigkeit und ökologischen Anbau“, berichtet Wolfgang Dittrich, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats. Auch im Interkulturellen Garten hat sich das Leben durch die Coronapandemie verändert.

Gärtnern mit Abstand

In dem Garten an den 24 Hallen, dem historischen Friedberger Eisenbahnviadukt, wurden bislang nicht nur Tomaten, Zucchini, Paprika und sonstiges Gemüse angebaut, sondern auch das Miteinander hatte seinen Platz. „Es gab Feste, Vorträge und gut besuchte kleine Konzerte“, sagt Dittrich. Nun ist durch Corona alles anders. Dittrich: „Gegärtnert wird in vorgeschriebenen Abstand, doch genießt man ein freundliches Lächeln über drei Beete hinweg oder die gegenseitige Hilfe beim Umgraben oder Gießen. Darüber hinaus sprechen sich die Nutzer ab, wer wann im Garten ist.“

Für die Öffentlichkeit ist der ansonsten zugängliche Garten gesperrt. Alle Gruppentreffen sind vorerst abgesagt. Für die bisherigen Nutzer ist der Garten aber weiterhin zugänglich. Im Interkulturellen Garten geht es neben dem Miteinander vor allem darum, den eigenen Bedarf an frischem biologisch angebauten Gemüse zu decken. „Das ist für Nutzer mit geringem Einkommen ein wichtiger Aspekt. Auch in Corona-Zeiten müssen die Nutzer darauf nicht verzichten, unter Einhaltung der Abstandsregel können die Parzellen und Hochbeete bepflanzt und gepflegt werden“, erklärt Dittrich.

Mit Abstand in Coronazeiten im Interkulturellen Garten (von links) Gerlinde Jallow, Wolfgang Dittrich und Gülpaze Albayrak.

Das Dekanat konnte nach Gründung des Gartens rechts und links benachbarte Gartenflächen dazu pachten, so dass verschiedene Ecken und Nischen einen gebührenden Abstand möglich machen, was jetzt besonders zum Tragen kommt, denn gerade jetzt wird dieser Garten gebraucht: Raus aus der Wohnung, körperlich arbeiten, sich freuen an der Natur und anderen Menschen wenigstens auf Abstand begegnen – physisch, aber nicht sozial distanziert. „Das lädt die Akkus wieder auf und lässt die Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen leichter überstehen. Diejenigen, die weder über Balkon noch über einen eigenen Garten verfügen freuen sich darüber, dass sie sich wenigstens zeitweise in der grünen Oase aufhalten können“, so Dittrich.

Insektenhotels aufgestellt

Naturbildung und -erleben sind weitere Ansprüche, die der Garten bieten will. Gerlinde Jallow, die zuständige Gemeindepädagogin im Evangelischen Dekanat, erklärt dazu: „Den Bienen und Insekten mehr Anreize zu geben ist ein von allen Beteiligten überlegter Schwerpunkt in diesem Jahr. Dafür wurden auch Insektenhotels aufgestellt.“

Mittlerweile haben die Nutzer in sonst liegen gebliebene Ecken im Garten gesäubert und kleine Blühstreifen angelegt, in denen Blüten und damit Futter für Bienen und Hummeln entstehen. Gerlinde Jallow schaut fast täglich im Garten nach dem Rechten und ist Ansprechpartnerin auch für seelische Nöte. Sie freut sich schon auf die Zeit, wenn es auch wieder kleine Feste geben kann. Bis es wieder ein intensiveres Miteinander gibt, stehen Paprika, Tomaten, Kohlrabi und Salat, aber auch die Koordination und Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln und das Aufmuntern aller Beteiligten im Vordergrund.

Derzeit sind im Interkulturellen Garten keine Beete mehr verfügbar. Das Dekanat engagiert sich aber noch in einem anderen Gemeinschaftsgartenprojekt, dem im Jahr 2018 gegründeten Begegnungsgarten Friedberg e.V. Dort kooperieren das Ev. Dekanat Wetterau, die Kinderfarm Jimbala, die Regionalen Dienstleitungen Wetterau, der Verein „Mensch mach mit!“ und die Umweltwerkstatt des Naturschutzbundes (Nabu). Hier gibt es noch Beete, die kostenfrei genutzt werden können. Das Angebot richtet sich bevorzugt an Menschen, die Freude am Gärtnern und dem Miteinander in einem Gemeinschaftsgarten haben. Interessenten können sich bei Gerlinde Jallow beim Evangelischen Dekanat Wetterau, Handy: 0157-55561167, melden.

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