Nidda, Ortenberg und Butzbach dabei
15 Modellregionen fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMFB) bis Ende 2018 im Rahmen seines Programms „Innovative Kommunen“. Eine davon ist das Projekt „Dorfinnentwicklung“, mit dem sich die Städte Nidda, Ortenberg und Butzbach in der LEADER-REGION Wetterau/Oberhessen in Kooperation mit der Universität Gießen gegenüber vielen Mitstreitern um Forschungsmitteln in dem bundesweiten Programm „Innovative Kommunen“ durchgesetzt haben.
Strategien der Ortsinnenentwicklung
Mit rund 585.000 Euro finanziert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen seines Programms „Innovative Kommunen“ das Modellprojekt „Strategien der Ortsinnenentwicklung“ in den Städten Nidda, Ortenberg und Butzbach. Kooperationspartner auf wissenschaftlicher Seite für das auf 30 Monate angelegte Vorhaben ist die Justus-Liebig-Universität in Gießen. Sein Ziel: Langfristig die Ortskerne (wieder) positiv zu gestalten. Nicht nur in den drei Modellkommunen, sondern in allen 17 zur LEADER-Region Wetterau/Oberhessen gehörenden Gemeinden und Städten.
Forschung und Gestaltung gleichzeitig
„Mit Blick in die Zukunft, geht kein Weg am Thema Ortsinnenentwicklung vorbei“, sagt Hans-Peter Seum, Bürgermeister von Nidda, bei der Projektvorstellung im Bürgerhaus Butzbach. „Das Projekt bietet uns zwei Chancen: Es ermöglicht Forschung und Gestaltung zugleich “, so Ortenbergs Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring. Für Michael Merle, Bürgermeister von Butzbach, das in dem Modellpreojekt die Federführung hat, ist es „spannend, in einen (Forschungs-)Prozess eingebunden zu sein, dessen Ergebnis noch offen ist.“ Was alle Drei wollen: Durch den Austausch über die Entwicklung in ihren Kommunen untereinander und von der wissenschaftlichen Begleitung profitieren.
Es ist ein großes Projekt, dass sich die drei Kommunen (durchaus stellvertretend für die weiteren 14 Städte und Gemeinden des europäischen LEADER-Programms Wetterau und Oberhessen) vorgenommen haben. Doch sie stehen nicht allein mit ihrem Vorhaben, auf Dauer die Wohn- und Lebenssituation für Alteingesessene wie Neubürger in den Ortskernen ihrer Stadtteile zu verbessern. Neben Professor Dr. Christian Diller vom Institut für Geografie, Fachbereich Raumplanung und Stadtgeografie der Justus-Liebig-Universität in Gießen, der mit seinen Studenten das Vorhaben wissenschaftlich begleiten wird, gehören zu den Kooperationspartnern die Wirtschaftsförderung Wetterau mit Sitz in Friedberg, das Amt für Bodenmanagement in Büdingen und der Regionalverband Frankfurt. Außerdem mit im Boot das Deutsche Institut für Urbanistik, das sich um die Vernetzungsarbeit mit dem Bundesministerium und die überregionale Öffentlichkeitsarbeit kümmern wird. Projektträger in der Bundeshauptstadt ist das Forschungsinstitut Jülich.
Jeweils zwei Stadtteile im Fokus
Vor Ort ist zunächst die Basis gefragt: Ist das Modellprojekt doch in Form einer Pyramide aufgebaut. Schließlich sind es nicht alle Stadtteile Butzbachs, Niddas oder Ortenbergs, deren Ortsinnenentwicklung wissenschaftlich untersucht und begleitet werden kann. Niddas Bürgermeister Hans-Peter Seum: „Wir haben zweimal jährlich eine Konferenz mit unseren Ortsvorstehern. Sie konnten alle Vorschläge einreichen. Die Entscheidung ist auf Ulfa und Oberschmitten gefallen.“ In Ortenberg sind es Selters und Gelnhaar. Ulrike Pfeiffer-Pantring: „Beide waren noch nie in einem Förderprogramm. Dabei hat Selters mit dem Schulzentrum in Konradsdorf eine der größten Schulen im Kreis, aber keine Verkehrsinfrastruktur. In Gelnhaar haben wir die Einrichtung für Menschen mit Behinderung, den „Rauen Berg“, der viel zur regionalen Wertschöpfung beiträgt.“ In Butzbach ist die Entscheidung auf Hoch-Weisel und Fauerbach gefallen. Bürgermeister Michael Merle: „Hoch-Weisel war und Fauerbach ist noch im Programm der Dorferneuerung.“ Um die Hofreiten, die (nicht nur) längs der Ortsdurchfahrt zu verfallen drohen, brauche es neue Ideen, andere „Hebelpunkte“, um diese zu „revitalisieren“. Um damit, so Bernd-Uwe Domes, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau, „die Ortskerne wieder zu lebens- und liebenswerten Lebensräumen zu machen – für Familien ebenso wie beispielsweise für Selbstständige“, die bezahlbare Räume für Wohn- und Berufstätigkeit suchen.
Dem Leerstand in den Dorfkernen vorbeugen
Die Ortsdurchfahrt attraktiver gestalten, dem Verfall von Immobilien entgegenwirken, zukünftigem Leerstand durch den demografischen Wandel in den Dorfkernen vorbeugen: Das Modellprojekt der „Innovativen Kommunen“ wird sich mit diesen Themen beschäftigen. Bereits zum Wintersemester werden 16 Studierende das Projekt unter der Leitung von Professor Dr. Diller im Fokus haben. Für Melanie Geier, wissenschaftliche Assistentin am Fachbereich Geografie: „Eine große Chance, die Lehre mit der Praxis zu verbinden, stehen doch sonst eher urbane Räume im Fokus des dann eher theoretischen Unterrichts.“
Am Ende der 30-monatigen Förderperiode Ende 2018, so Caroline Seibert, Diplom-Ingenieurin des Instituts für Regionalmanagement, „soll eine Regionalstrategie stehen, die in allen 17 Kommunen der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen umgesetzt werden kann. Für die 14, die nicht Modellkommune sind, wirkt der Förderbescheid schon jetzt: Die Erstellung eines Katasters für Leerstände und Freiflächen wird auch für sie das Amt für Bodenmanagement in Büdingen übernehmen.
Niddas Bürgermeister Hans-Peter Seum: „Die Menschen hier haben auf den Startschuss gewartet. Sie wollen auf jeden Fall was machen.“
Welche „Schnittmengen“ das Modellprojekt der drei Kommunen mit dem LEADER-Programm Wetterau/Oberhessen hat und welche Leitthesen in diesen für eine Regionalentwicklung entwickelt wurden, so Klaus Karger, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau ist am Montag, 28. November 2016 beim Regionalforum der Wirtschaftsförderung um 18 Uhr im Kurhaus-Hotel Bad Salzhausen zu erfahren.