Inheidener See

Weiter Streit um Gewerbepark

Von Bruno Rieb

Der Streit um den sogenannten Gewerbepark Hungen-Süd überschattet die Bürgermeisterwahl in der Schäferstadt. Naturschützer, Anwohnen und Seefreunde hatten sich erfolgreich für eine Verkleinerung der nahe am See gelegenen Gewerbefläche eingesetzt. Nun wird über eine Erweiterung gestritten und Bürgermeister Rainer Wengorsch, der für eine weitere Amtsperiode antritt, wird vorgeworfen, ohne gültigen Bebauungsplan Grundstücke für die größere Gewerbefläche erworben zu haben.

Empörung im Stadtparlament

Ursprünglich war ein 22 Hektar großer Gewerbepark geplant. Nach Protesten von Naturschützern und Anwohnern – 2200 Unterschriften waren gesammelt worden -, beschloss das Stadtparlament im Dezember 2022, das Gewerbegebiet auf 12 Hektar zu verkleinern. CDU und FWG waren dagegen.

Kaum war ein halbes Jahr vergangenen, schien der Beschluss wieder zu wackeln. Ein anonymes amerikanisches Unternehmen war plötzlich aufgetaucht, das im Gewerbepark Brennstoffzellen produzieren wolle. Dafür müsse das Areal erweitert werden. Die Bürgerinitiative aus Anwohnern und Naturschützern, die für die kleine Gewerbeparklösung kämpft, geht davon aus, dass das reduzierte Areal auch für diese Firma ausreichen würde. Sie wundert sich, dass nicht gesagt wird, um welche Firma es sich handelt. Für die benötigte Fläche sei die Zahl von 100 Arbeitsplätzen „eher unterdurchschnittlich“. „Was hätte Hungen von dieser Ansiedlung“ wollten die Bodenschützer wissen.

Protest während der Stadtverordnettenversammlung am 26.9.2023.

Das Thema sollte am 26. September 2023 im Stadtparlament behandelt werden. Zahlreiche Anwohner und Naturschützer waren gekommen. Überraschend zog Bürgermeister Wengorsch den Antrag zurück. Das Publikum war empört und äußerte das lautstark. Die CDU sieht darin ein „Stören von Sitzungen städtischer Gremien“ und sprach von „Beleidigen und Bedrohen“ das nicht toleriert werden dürfe. Unmut sei lautstark zum Ausdruck gebracht worden, „Unmut über das zunächst völlig intransparente Vorgehen, über die erste ‚Rolle rückwärts‘ (Aufhebung des Beschlusses vom Dezember 22) und über die ‚Purzelbäume‘, die uns am Dienstag Abend im Inheidener Bürgerhaus präsentiert wurden – über einen Zickzackkurs, der leider wieder zu viele Menschen an der Politik zweifeln lässt. Geballter Unmut hat sich entladen, ja – worin aber soll die Bedrohung der Mandatsträger bestanden haben?“, fragt eine Teilnehmerin.

Akteneinsichtsausschuss beklagt Aktenlage

Die Bürgerinitiative vermutet, dass sich Wengorsch um die Erweiterung der Gewerbefläche bemüht, weil unter seiner Regie bereits fleißig Grundstücke ohne genehmigten Bebauungsplan gekauft worden seien. Es gehe um 725.000 Euro. Um das aufzuklären, wurde ein Akteneinsichtsausschuss eingerichtet. Der hat am Donnerstag, 5. Oktober 2023, einstimmig seinen Abschlussbericht verabschiedet. Nicht einigen konnte sich der Ausschuss darauf, ob die Grundstückskäufe durch einen Parlamentsbeschluss aus dem Jahr 2015 gedeckt waren. Einig waren sie sich aber, dass die ihnen vorgelegten Akten nicht ausreichen. „Die Akten für ein derartig wichtiges Projekt müssen übersichtlicher und vollständig geführt werden“, heißt es im Abschlussbericht. Und: „Eine unbeschränkte Akteneinsicht wurde nach Auffassung des Ausschusses nicht gewährt.“ Eine weitere Aufklärung sei „auf Basis des vorliegenden Akteninhaltes nicht zu erwarten“. Der Abschlussbericht und der ermittelte Sachverhalt sollen der Kommunalaufsicht zur Prüfung vorgelegt werden.

Es wird nun spannend, wie sich der so abgewatschte Rathauschef Wengorsch bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 8. Oktober 2023, schlägt. Gegen den 61-Jährigen FWG-Politiker treten der 38-Jährige Diplom-Kaufmann Fabian Kraft von der Bürgerliste Pro Hungen und der 48-Jährige Reisekaufmann Günther Kaiser als unabhängiger Kandiat an.

2 Gedanken zu „Inheidener See“

    1. Warum nur hat Herr Wengorsch so viel Dreck vor seiner Haustür? Warum hat er einer Familie das Geld für die Acker auszahlen lassen (wenn diese nur für das große Industriegebiet in Frage kommen), während andere Bauern im oberen Teil des geplanten Gewerbe- / Industriegebiets Hungen Süd noch immer auf ihr Geld warten, wobei doch dieser obere Teil schon längst hätte vermarktet und bebaut sein sollen. Warum wurde dieser obere Teil nicht richtig beworben? Warum wurden in der Sitzung des Finanzausschusses Äpfel mit Birnen verglichen? Warum liegt ihm so viel daran, eine Großindustrie dorthin anzusiedeln?
      So viele warum???

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