Hessenpark

Zuversichtlich in neue Saison

Von Corinna WillführBU-Wutz1

Nachdem der Hessenpark im Februar wegen seines Angebots, begleiteten Flüchtlingsgruppen freien Eintritt zu gewähren, mit einem Shitstorm auf Facebook überzogen worden war, startet das Freilichtmuseum am Sonntag, 6. März, mit einer Führung von Museumsleiter Jens Scheller und der Eröffnung der Sonderausstellung „Licher Fotopreis“ in die neue Saison. Das Jahresthema ist Handwerk. Neu: Ab Juli wird die Dreschhalle als Schaudepot für historische Landmaschinen genutzt. Im Schweinestall aus Oberkalbach entsteht eine kindgerechte Dauerausstellung zum Thema „SchweinWelten“. Thema einer weiteren Dauerausstellung: Jüdisches Landleben in Südhessen.

Erneuter Besucherrekord im Hessenpark

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„Wir waren betroffen und ratlos. Das war ein Ereignis, auf das man sich nicht vorbereiten konnte“, so Pia Preuß (Öffentlichkeitsarbeit) zum Shitstorm von Februar. (Foto: Willführ)

Mehr als 215.000 Besucher haben das Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach im Hochtaunuskreis in 2015 besucht. Nach 2014 ein erneuter Besucherrekord, wie Museumsleiter Jens Scheller, heute auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des Jahresprogramms mitteilte. Die allerdings durch den Shitstorm gegen die Preispolitik des Museums im Februar überschattet wurde. Auf Facebook hatten – meist anonyme und nicht aus der Region stammende Menschen – gegen den freien Eintritt von betreuten Flüchtlingsgruppen gehetzt (der Landbote berichtete). Die parteiübergreifende Solidaritätsaktion von hessischen Landtagsabgeordneten und Tausende von Unterstützer-Mails seien aber „ein tolles Zeichen für die Wertschätzung unserer Arbeit gewesen.“

Eine Arbeit, die das Team des Freilichtmuseums in 2016 fortsetzen wird. An ihrer Preispolitik, „die stets als besonders sozial und familienfreundlich gelobt“ worden sei, hält die Einrichtung des Landes fest. Auch an ihrer Zielsetzung: Ein Museum für alle zu sein. „Dabei ist es nicht unser Job, hier die ‚gute alte Zeit‘ zu zeigen, sondern ein differenziertes Bild vom Leben in vergangenen Jahrhunderten zu dokumentieren und aktuelle gesellschaftliche Diskurse zu spiegeln.“

Vom Wissen zum Werk

So geht die Sonderausstellung „Handwerken. Vom Wissen zum Werk“ den Fragen nach, was Handwerkswissen auszeichnet, wie es entsteht und wie es weitergegeben wird. Dabei haben die Besucher, Kinder wie Erwachsene, sowohl die Möglichkeit, Handwerkern über die Schulter zu schauen oder sich selbst in der ein oder anderen Technik zu versuchen. Beispielsweise beim Aktionstag „Handwerk in Hessenpark“ am Sonntag, 22. Mai 2016, oder am „Tag des Buchdrucks“, Samstag und Sonntag, 4. Bzw. 5. Juni 2016, oder beim Textilwochenende mit Tuchmarkt am 13. Und 14. August 2016. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 10. April 2016. Neben den Thementagen gibt es, so Jens Scheller, „auch an allen anderen Tagen in unserem Freilichtmuseum mindestens drei handwerkliche Vorführungen.“

Mähdrescher und Erntewagen aus vergangener Zeit

Während des Erntedankfests 2015 wurde sie erstmals genutzt, ab 10. Juli 2016 wird sie eine weitere Attraktion im Hessenpark sein: die Dreschhalle in der Baugruppe Nordhessen. „Von den sehr wenigen noch existenten Originaldreschhallen in Hessen war trotz langjähriger Suche keine ins Museum translozierbar“, so die Info von Pia Preuß, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Hessenparks. So ist die Dreschhalle denn ein „idealtypischer Bau aus den frühen 1950er Jahren“. Mit spannendem „Inhalt“, werden dort doch auf 400 Quadratmetern landwirtschaftliche Großgeräte wie ein Erntewagen oder selbstfahrende Mähdrescher aus dem vergangenen Jahrhundert zu sehen sein.

Kindgerechtes rund um die Wutz
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Reichlich Auslauf haben die Deutschen Sattelschweine im Hessenpark. Ganz anders sieht das in der Massentierhaltung aus. Mehr vermittelt die kindgerecht konzipierte Ausstellung „SchweinWelten“. (Foto: Hessenpark)

Alljährlich im Programm des Hessenparks in den Wintermonaten sind die Veranstaltungen „Von der Sau zur Worscht“. Nun kommt die „Wutz“ zu weiteren Ehren. In der Baugruppe Osthessen wird im Schweinestall aus Oberkalbach eine weitere Dauerausstellung entstehen. Die „SchweinWelten“ mit ihren Installationen und Objekten richten sich insbesondere auch an jüngere Besucher. Heißt: die Ausstellung ist kindgerecht konzipiert – nicht nur, weil die Höhe im einstigen Schweinestall gerade einmal 1,60 Meter beträgt.

Jüdisches Leben in Südhessen
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In der ehemaligen Synagoge von Groß-Umstadt wird ab Mitte April „Jüdisches Leben in Südhessen“ dokumentiert. (Foto: Hessenpark)

Einen ausführlichen Vorlauf hatte die Gestaltung der Dauerausstellung „Sie waren hier. Jüdisches Landleben in Südhessen“. Bereits in 2012 war ein Gestaltungswettbewerb für die Präsentation in der Synagoge aus Groß-Umstadt ausgeschrieben worden. Entscheiden konnte diesen das Gestaltungsbüro KATZKAISER aus Köln/Darmstadt, das bereits Ausstellungen für die Jüdischen Museen in Frankfurt und Berlin konzipiert hat. Zu sehen sein werden ab 17. April 2016 Texte, Bilder und Dokumente zum Zusammenleben von jüdischen und nicht-jüdischen Bürgern auf dem Land, zum religiösen Alltag in jüdischen Familien sowie zur „Emanzipation, Integration und Verfolgung der Juden.“ Dass es eine solche Dauerausstellung jüdischen Landlebens in einer ehemaligen Synagoge gibt, ist hessenweit einzigartig.

Wären da noch die Sonderausstellungen mit Werken des Dresdner Impressionisten Robert Sterl, die „Meilensteine der Kameratechnik“ und die Malerei von Uwe Reher unter dem Titel „Vielleicht Blumen“, die dem Hessenpark mit seinem Gesamtprogramm einen neuen Besucherrekord bringen könnten.

Wie in 2014 und 2015. Trotz des Shitstorms. Denn „auch wenn wir betroffen, bedroht und ratlos waren“, so Pia Preuß, „wir haben diesen gemeinsam durchgestanden.“ Und auch wenn es ein mehr als unerfreulicher Anlass war: der Hessenpark ist durch diesen bundesweit bekannt geworden.

hessenpark.de

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