Zwei Stücke auf einmal
Das Friedberger Helden Theater spielt im Alten Hallenbad erstmals zwei Stücke an einem Abend: die je einstündigen Einakter „Der stumme Diener“ und „Auf hoher See“. Am Samstag, 5. November, und Sonntag, 6. November 2022.Der stumme Diener
In Harold Pinters „Der stumme Diener“ warten die Auftragskiller Ben und Gus, wie aus einem Tarantino-Film entsprungen, in einem heruntergekommenen Keller auf ihr Opfer. „Alles scheint wie immer: Sie kommen mitten in der Nacht an, schlafen, erfüllen ihren Auftrag, fahren wieder. Ein Speisenaufzug spuckt jedoch eine Essensbestellung nach der anderen aus und fordert die beiden heraus. War das ein Café da oben? Sollten sie etwas von ihren Snacks hochschicken? Wer ist es, der die Speisen fordert? Sollen sie auf die Probe gestellt werden? Während die Wünsche immer exotischer werden, beginnt Gus mehr und mehr seinen Job zu hinterfragen und die Situation eskaliert zunehmend, denn Ben ist eine skrupellose Maschine, die keinen Auftrag hinterfragt“, beschreibt das Helden Theater in einer Pressemitteilung die Handlung.
Gus und Ben werden von Burkhard Struve und Andreas Arnold gespielt, die gleichzeitig auch die Regie für das Stück gemeinsam führen. Struve hatte es schon vor dreißig Jahren im Original gespielt. Damals war er Ben. Es sei ein zeitloses Stück. Das „lack of communication“ (die mangelnde Kommunikation), das Pinter so wunderbar karikiere und auf die Spitze treibe, sei heute noch genau so aktuell wie schon Ende der 50er Jahre. Heute würden Ben und Gus mit dem Smartphone im Keller sitzen und sich genauso wenig zu sagen haben und ebenso oft aneinander vorbeireden wie damals. Die Situation würde nicht minder eskalieren, erklärt das Helden Theater.
Auf hoher See
Slawomir Mrożek lässt „Auf hoher See“ drei Schiffbrüchige treiben und treibt ebenso wie Pinter die Abgründe des Zwischenmenschlichen auf die Spitze. „Die Lebensmittel sind ihnen ausgegangen, einer von ihnen soll gegessen werden, damit die beiden anderen überleben. Nun beginnt ein sachlicher Prozess, der über Wahlkämpfe, Abstimmungen und Appelle an Menschlichkeit, Moral und Freundschaft in geradezu perfider Weise verschleiert, dass hier ein Leben geopfert werden soll. Auch Mrożeks Stück ist zeitlos. Es ist eine diabolische Parabel auf Macht, Manipulation und Ohnmacht des Einzelnen und zeigt die dunkele Seite des Menschseins“, fasst das Helden Theater die Handlung zusammen.
„Auf hoher See“ ist die erste Regiearbeit von Rebecca Radgen, die sich mit einem Regie-Seminar des Hessischen Theaterverbandes intensiv auf ihre erste Arbeit vorbereitet hat. „Es ist sehr aufregend, aber auch anstrengend so ein hintergründiges Stück zu inszenieren. Insbesondere, da unsere beiden Regisseure im Nachbarraum an ihrem eigenen Einakter proben“, wird die 20-Jährige in der Pressemitteilung zitiert. Auf dem Floß sitzen Simela Tamay, Svenja Illenberger und Neuzugang Julia Wynoradnik. Wenige Wochen vor der Premiere fiel eine Darstellerin aus. Wynoradnik, die auch in der Theatergruppe Echzell gespielt hat, sprang ein. „Es war eine Herausforderung“, sagt sie, doch das „tolle Team“ habe ihr geholfen, sie zu meistern. Die vierte im Stück, die für den einen oder anderen Lacher im ansonsten thematisch ernsten Stück sorgt, ist Manuela Sitta. Sie freut sich auf Aufführung und Publikum. Darin schließt sich das komplette Ensemble an.
Die Aufführungen sind am Samstag, 5. November, 1530 Uhr und 19.30 Uhr, sowie Sonntag, 6. November 2022, 15.30 Uhr, in der Kulturtaucher-Reihe im Theater Altes Hallenbad in Friedberg, Haagstraße 22, 61169 Friedberg. Karten gibt es für 18 Euro im Vorverkauf im Tickt-Shop in Friedberg, online ticket-shop-friedberg.de, sowie an der Abendkasse.
Titelbild: Das Ensemble des Helden Theaters. (Foto: Helden Theater)