Die Vorgeschichte der Serie
Oft entscheiden Zufälle Schicksale. Und bisweilen geht so etwas richtig gut aus: Wenn nicht die Sekretärin eines Literatur-Agenten das noch unveröffentlichte Manuskript des ersten Harry-Potter-Romans aus dem Ablagestapel herausgefischt und sie sich erst neugierig, dann gefesselt in die Geschichte um den jungen Zauberlehrling vertieft hätte, wäre möglicherweise für Joanne K. Rowling (JKR) ihr Erfolg bis heute eine Traum geblieben.
Der Erfolg der Potter-Romane
Der Chef hörte jedoch auf den Rat seiner Mitarbeiterin und nahm die bisher unbekannte, von Sozialhilfe lebende Autorin unter Vertrag. Mit einer Zufalls-Story wie aus einem Spielfilm begann also der Erfolg der Phantasie-Romanreihe, die in bisher 67 Sprachen übersetzt ist, berichtete Ricarda Dönges (Schöffengrund, Lahn-Dill-Kreis) bei einem Vortrag, zu dem die Deutsch-Englische Gesellschaft in die Phantastische Bibliothek Wetzlar kürzlich eingeladen hatte.
Die Dozentin für Englisch an der Volkshochschule Wetzlar hatte viele interessante Fakten zum Thema „Harry Potter“ zusammengetragen, das zur Zeit wieder mal besonders aktuell ist: Das Theaterstück nach der Handlung um den hageren Jungen mit der runden Brille läuft zurzeit in London; das Script hierzu ist als Buch erschienen und bereits ein Renner.
Aber was sind die Gründe, dass Menschen in aller Welt so fasziniert sind von der Geschichte um ein Kind, das in einer Zauberschule heranwächst? Dönges verdeutlichte, dass sicherlich die eigene Lebensgeschichte von Joanne K. Rowling die Begeisterung intensiviert hat: Die spätere Schriftstellerin war eine mittellose, in Edinburgh (Schottland) allein erziehende Mutter. Die heute erfolgreiche Autorin habe ihre früheren Schwierigkeiten nicht vergessen und spende für zahlreiche soziale Projekte.
1995 ging es ihr finanziell schlecht. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte sie ihr Harry-Potter-Manuskript auf Schreibmaschine fertig getippt. Bei zwölf Verlagen beging man den fatalen Irrtum, die Veröffentlichung abzulehnen, was an die Absage der Plattenfirma Decca erinnert, die die „Beatles“ nicht wollte. Beim Bloomsbury-Verlag hatte man das richtige Näschen und schloss mit der Autorin einen Vertrag ab.
Die Mischung stimmt
„500 Kopien wurden gedruckt und Joanne bekam 6500 Dollar Vorschuss, begleitet mit der Bemerkung, mit Kinderbüchern sei kein Geld zu verdienen“, schilderte die Referentin den weiteren Werdegang um die Romane, die seit der ersten Veröffentlichung die Welt verändert haben: „Harry Potter“ habe viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die keine Literatur mochten, wieder zum Lesen herangeführt, unterstrich die Dozentin, die in Gießen Englische Literatur- und Sprachwissenschaft studiert hat (Master-Abschluss 2013). Sie ist selbst Fan der verfilmten Buchserie, deren Mischung einfach stimme: Man könne sich der geschilderten magischen Welt in Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei kaum entziehen. Die Harry-Potter-Serie rege das Interesse für phantastischen Stoff an.
Und auch in Zukunft werde „Harry Potter“ ein Erfolg bleiben. Dies, obwohl es auch kritische Stimmen gebe, die die Romane als zu düster, zu gruselig bezeichnen, zumal darin Okkultismus verherrlicht werde. Diese Vorwürfe seien allerdings sehr weit hergeholt, schloss Ricarda Dönges ihren Vortrag, für den es langen Beifall und ein Geschenk von Hildegard Kaetzler im Namen der Deutsch-Englischen Gesellschaft gab.