Zulassung vernünftig
Von Michael Schlag
Die EU-Kommission hat das Herbizid Glyphosat für weitere zehn Jahre zugelassen. Offenbar hat sich auf der höchsten politischen Ebene endlich der Verstand durchgesetzt.Boden bleibt stabil
Das Mittel ist gleichzeitig die wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Methode, gegen Unkraut im Ackerbau vorzugehen. Es verbessert den Bodenschutz und Erosionsschutz, denn damit ist das Arbeiten ohne Pflug möglich, also ohne die Diesel fressende, wendende Bodenbearbeitung. Auch behält das Bodengefüge bei einmaliger Anwendung des Herbizids auf der Oberfläche seine gewachsene, stabile Struktur. Das bewahrt auch den im Boden enthaltenen Stickstoff zum Nutzen der folgenden Kultur. Wogegen die mechanischen Methoden der Unkrautbekämpfung – Striegeln, Hacken, Grubbern – das Bodenleben aufwühlen und Boden-Stickstoff mobilisieren. Für den weiteren Ackerbau ist er verloren. Auch diese Arbeitsgänge benötigen viel Zugkraft und viel Diesel. Lässt man die oberen Bodenschichten ungestört, bauen sie im Übrigen auch mehr Humus auf und binden auf Dauer mehr Kohlendioxyd.
Regulation nötig
Was der Einsatz von Glyphosat braucht, ist Regulation, aber kein Verbot. Einige Anwendungen sollten nicht mehr erlaubt sein, etwa Glyphosat als Mittel für die Erleichterung von Ernten zu verwenden. Insgesamt eine sehr gute Entscheidung der EU-Kommission. Ob Deutschland dabei mitmacht, steht aus, hier soll Glyphosat laut Koalitionsvertrag bis Ende dieses Jahres vom Markt sein. Die Landwirtschaft in Deutschland würde damit – ohne Grund – gegenüber den europäischen Kollegen sehr benachteiligt, zum Schaden der Umwelt.
Titelbild: Blick auf die nördliche Wetterau. (Foto: Michael Schlag)
Frage zum Foto: Was wird aus den verbliebenen Feldholz-Inseln zwischen den Äckern? Kommen die künftig als hölzernes Unkraut auch weg? Für eine agrarindustrielle und ausgeräumte Landschaft einer monokulturellen Agrarsteppe sind die doch ein maschinelles Hindernis. Und dann die Blühstreifen – auch buntes Unkraut – am Feldrain für die Hummeln, Bienen und Falter? Mir scheint, dass es dieser Agrar-Lobby an mangelnder Weitsicht und geistiger Zugkraft gefehlt hat.
Liebe Redaktion, die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, was immer zu gewährleisten ist. Die Meinung des Privatmanns und Agraringenieurs Michael Schlag zum Thema ist dadurch sicher gedeckt. Ich glaube aber, daß der Artikel zum Thema Glyphosat im „Landboten“ eher auf Glaubenssätzen und politischen Statements als auf wissenschaftlich basierten Forschungsergebnissen beruht. Die Entwicklung der Biodiversität in der offenen Feldflur -auch und gerade in der Wetterau- zeigt kontinuierlich nach unten. Daß hier der agroindustrielle Einsatz von Bioziden, wozu auch glyphosathaltige Mittel gehören, hierauf einen entscheidenden Einfluß hat, ist wissenschaftlich vielfach bewiesen. Es gibt sicher auch andere Negativfaktoren, aber der Biozideinsatz ist DER entscheidende. Diese Erkenntnisse sollte die Presse in ausgewogener Weise auch in der öffentlichen Berichterstattung gebührend berücksichtigen. Wer zur Wirkung u.a. von Pestiziden auf die Biodiversität vertiefende Kenntnisse erwerben will, der sollte den Bericht „Biodiversität & Management von Agrarlandschaften“ der Deutschen Wissenschafts-Akademien lesen. Dieser, von der damaligen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel beauftragte Bericht, wurde 2020 öffentlich vorgelegt und wirft einen wissenschaftsbasierten Blick hinsichtlich der Auswirkungen industrialisierter Agrarwirtschaft auf die Vielfalt an Arten und Lebensräumen von agrarisch geprägten Kulturlandschaften.