Protest und Widerstand dokumentiert
Drei regionale Schwerpunkte stehen im Mittelpunkt der diesjährigen „Globale Mittelhessen“: die USA, die Türkei sowie Länder in Ost- und Südafrika. Das „globalisierungskritische Filmfestival“ findet bereits zum neunten Mal statt. Zu sehen sind die Dokumentationsfilme an insgesamt 13 Spielstätten in elf mittelhessischen Städten und Gemeinden von Bad Nauheim über Dillenburg von Gießen bis Weilburg. Die Eröffnungsveranstaltung ist am 26. Januar in der Waggonhalle in Marburg.
Landraub als dokumentarischer Thriller
Ein „dokumentarischer Thriller über die rücksichtslosen Methoden des Landraubs“ steht am Anfang der bis zum 10. Februar dauernden „Globale Mittelhessen“. Sein Titel: „Dead Donkeys fear no Hyenas – Grünes Gold“. Der Streifen aus dem Jahr 2017 von Joakim Demmer ist eine deutsche Produktion. In seinen 80 Minuten Spielzeit begleitet der Regisseur einen äthiopischen Umweltjournalisten und zeigt „Landgrabbing (Landraub) als eine moderne Form der Kolonisierung, bei der sich ausländische Investoren ohne jeden Nutzen für die lokale Bevölkerung große Ackerflächen aneignen“ – mit der Unterstützung der Europäischen Union, der Weltbank und internationalen Entwicklungsagenturen.
Zur Eröffnung in der Waggonhalle am Freitag, 26. Januar, kommt Joakim Demmer zur Diskussion nach Marburg. Zudem gibt es ein „kulinarisches Rahmenprogramm“ durch die EWO „Eat Well Organisation“ aus Würzburg. Die Dokumentation wird danach im Original mit deutschen Untertiteln unter anderem am 1. Februar im Kino Fantasia in Bad Nauheim gezeigt. Auch in dem Filmtheater der Kurstadt besteht die Möglichkeit zur Diskussion, und zwar am Dienstag, 30. Januar“ über den Beitrag „Konzerne als Retter? Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe“ mit Alexis Passadakis (Attac, Frankfurt). „Mit dem Fokus auf den afrikanischen Kontinent setzen wir bewusst ein deutliches Zeichen gegen allgegenwärtige Diskurse in Bezug auf Afrika, die sich darauf beschränken, Afrika als ‚Chancenkontinent“ zu promoten“, so das Globale-Team in der Ankündigung.
Der Kampf der Sioux gegen die Pipeline
Ebenfalls aus dem Jahr 2017 stammt „Awake, A Dream from Standing Rock“ von Josh Fox. Die Produktion ist einer von sechs Filmen mit USA-Bezug. Ein Jahr nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zeigen die Beiträge die „widerstandsfähige Seite der USA“, berichten vom Aufbegehren und von Protesten gegen Rassismus oder Umweltzerstörung. So auch „Awake, A Dream from Standing Rock“. Die Dokumentation thematisiert den Kampf der Sioux gegen den Bau der „Dakota Access Pipeline“, die über die Grabstätten der Vorfahren der Indianer führen soll und zudem die Wasserversorgung des Reservats bedroht. Organisiert wird der Widerstand vom Camp „Standing Rock“, das im Laufe des Jahres 2016 auf mehr als 3000 Bewohner angewachsen ist. In rund 100 Gemeinschaften von Native Americans, Umweltorganisationen und Menschenrechtsaktivisten setzen sie sich gegen Umweltzerstörung ein. „Standing Rock“ wurde auch zu einem Symbol und zur Inspirationsquelle der globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit“, so die Programmankündigung. In englischer Sprache am 29. Januar um 18 Uhr in Gießen und am 30. Januar um 20.30 Uhr in Marburg zu sehen.
Zu den drei Beiträgen mit dem regionalen Schwerpunkt Türkei zählt Imre Azens „Türkei – Ringen um Demokratie“. Die Dokumentation beginnt mit den Gezi-Park-Protesten 2013. Während der Protestversammlungen lernt der Regisseur Imre Azem einen Journalisten, eine Lehrerin und zwei Aktivistinnen kennen. Über mehrere Jahre begleitet er die Vier, die versuchen, „die demokratischen Kräfte in ihrem Land zu einen und trotz Risiko für die eigene Freiheit eine Alternative zu Erdogans Politik zu formulieren.“ Zu sehen am 2. Februar um 18 Uhr in Marburg.
Gegen politische Winderstarre
Unter den mehr als drei Dutzend „Filmen gegen die politische Winterstarre“ finden sich auch Produktionen aus England „The Workers Cup“ über die Lebens- und Arbeitsbedingungen afrikanischer und asiatischer Wanderarbeiter, die sich auf den Baustellen für die Fußballweltmeisterschaft in Katar verdingen müssen und für die einmal jährlich der sogenannte „Workers Cup“ ausgerichtet wird. Oder Kolumbien wie „ „Dias y Noches entre Guerra y Paz“ (Tage und Nächte zwischen Krieg und Frieden), in dem Regisseur Uli Stelzner vor dem Referendum zum Friedensvertrag zwischen der Regierung und der Guerilla „Erinnerungen der Bevölkerung an die vergangenen Jahre des Krieges“ in Wort und Bild versammelt hat.
Herausgeber des fast 50seitigen Programms zur „Globale Mittelhessen“ mit allen Filmen und Spielstätten ist „Motivés“, Verein zur Förderung internationaler Kultur und Gerechtigkeit“. Zu den Veranstaltern gehören neben Motivés, Attac-Gruppen u.a. aus Gießen und Lahn-Dill, die Weltläden Weilburg und Dillenburg, das ver.di Bildungszentrum Gladenbach und die Arbeitsloseninitiative Gießen.
Ein Gedanke zu „Globale Mittelhessen“