IGO Green noch ohne Nutzer
Von Klaus Nissen
Im Oktober 2025 sollen die Bagger anrücken. Dann beginnt die Erschließung des Interkommunalen Gewerbeparks Oberhessen (IGO Green) zwischen Borsdorf und Harb. Kommenden Dienstag, 18. März, wird das Niddaer Stadtparlament die Offenlage des Bebauungsplanes beschließen. Aber noch fehlen die künftigen Nutzer. Man baut in der guten Hoffnung, genug Betriebe zu finden.Gewerbegebiet braucht Optimismus
Behörden, Naturschützer und Anwohner können sich in den nächsten Wochen zum gemeinsamen Großprojekt der Kommunen Nidda, Schotten, Hungen, Gedern, Ortenberg und Echzell äußern. Im Juni 2025 soll der Bebauungsplan für das 19 Hektar große Areal in Kraft treten, kündigte Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard (CDU) am Donnerstag bei einer Videokonferenz von Gewerbegebiets-Entwicklern an.

Im Oktober 2025 könnten dann die Erschließungsarbeiten auf dem bisher als Acker genutzten Land im Winkel zwischen den Bundesstraßen 455 und 457 beginnen. „Im dritten und vierten Quartal gehen wir in die Vermarktung“, ergänzte Eberhard.
Will heißen: Bisher gibt es kein Unternehmen, das seine Ansiedlung im IGO Green besiegelt hat. Das bestätigt auf Anfrage Joachim Thiemig, der Geschäftsführer des Projekts. Der Zweckverband der sechs Kommune müssen nun mal in Vorleistung treten. Wenn sich dann Mittelständler melden, müssten die Gewerbepark-Entwickler fertige Pläne aus der Schublade nehmen können. Und das werde klappen, so Thiemig. „Das ist kein Zweckoptimismus!“
Zehn Jahre Warten auf Unternehmen
In der Videokonferenz der bayrischen Bezirksregierung Unterfranken stellten Thorsten Eberhard und Vertreter der Wetterauer Wirtschaftsförderung das IGO Green-Projekt als Vorbild für eine flächensparende, zukunftsorientierte Gewerbegebiets-Entwicklung vor.
Dass noch keine Nutzer in Sicht sind, löste bei den etwa 60 Konferenzteilnehmern kein Kopfschütteln aus. Die Gemeinde Poppenhausen bei Schweinfurt habe zehn Jahre lang kein Unternehmen für sein mit der Nachbargemeinde ausgewiesenes Gewerbegebiet gefunden, berichtete Bürgermeister Ludwig Nätscher (CSU). „Jetzt ist es voll, und wir bereiten die Ausweitung des Gebietes vor.“

Bernd-Uwe Domes von der Wirtschaftsförderung Wetterau rührte kräftig die Werbetrommel. Das IGO Green werde anders als übliche Gewerbegebiete. Es bekomme mehr Grünflächen, damit die bis zu 2000 Arbeitskräfte sich dort wohlfühlen. Von Harb und Borsdorf aus werde es zum und durch das Gewerbegebiet alleen-ähnliche Rad- und Fußwege geben. Man suche Firmen, die moderne Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen. Die Uni Gießen und die Technische Hochschule Mittelhessen sollen Praktikanten und Masterstudenten ins IGO Green schicken.
Wer dort einst arbeitet, soll über die Bahnstation Borsdorf auch ohne eigenes Auto ins GO Green gelangen. Am Eingang, nördlich der Lupp-Zentrale, ist laut Projektmanager Oliver Nowak ein „Mobilitätshub“ mit Parkhaus und Sharing-Fahrzeugen geplant. Allerdings brauche man dafür einen gewerblichen Betreiber, der noch nicht gefunden sei.
Ziel: Wenig Energie- und Wasserverbrauch
Im Gewerbegebiet soll möglichst wenig Boden versiegelt werden. Regenwasser von den Dächern will man vor Ort versickern – aber nicht, wie ursprünglich geplant, in einem Teich. Schotterflächen und Gabionen werde man verbieten, so Nowak. Die Dächer der Firmengebäude dürften um maximal zehn Grad geneigt sein, damit man darauf Fotovoltaikmodule und Grasflächen ansiedeln könne.

Ziel der Planer ist auch, den Energieverbrauch des Areals niedrig zu halten. Er liegt nach Nowaks Angaben zwischen sieben und zwölf Gigawatt pro Jahr – ein Gigawatt entspricht einer Million Kilowattstunden. Die Nutzung von Erdwärme sei leider nicht möglich, weil das Areal imWasserschutzgebiet liegt. Und den anfangs erwogenen Bau einer Heizzentrale habe man verworfen. Die Unternehmen müssen ihrenWärme- und Kraftbedarf also separat mit Wärmepumpen, Hackschnitzelöfen und Solarmodulen decken.
Der Gewerbepark soll abschnittsweise in Betrieb gehen, sobald die ersten Nutzer gefunden und angesiedelt sind. Die Planer hoffen, dass es schnell so weit ist. Denn der IGO Green soll den Träger-Kommunen Geld aus der Einkommen- und Gewerbesteuer bringen. Der Stadt Nidda steht ein Viertel des Ertrages zu, den Schottenern ein Fünftel. Den kleinsten Anteil hat die Gemeinde Echzell mit 8,5 Prozent.