Geschenkt

…von Bruno Rieb

Der Landbote gibt Tipps für Geschenke. Heute empfiehlt Landbote-Autor Bruno Rieb den Antikriegsroman „Jahrgang 1902“ von Ernst Glaeser und den leider nur noch antiquarisch erhältlichen Roman „Georg Büchner – Eine deutsche Revolution“ von Kasimir Edschmid.

Eindringlich gegen den Krieg

Ernst Glaeser

Der Vater schreibt von der Front des 1. Weltkrieges: „Wenn unsere Jugend nicht begreift, dass wir nur ihr Bestes wollen, wenn sie unsere Sorge für sie verachtet und beginnt, nach ihrem eigenen Kopf zu leben – dann verdienst sie nicht, dass die Väter für ihre Zukunft hier draußen täglich ihr Leben riskieren…“. Ernst Glaser fährt in seinem Roman dann fort: „Wir erschraken. Das war die Stimme der Front. Das war die Stimme jener Männer, die früher einmal unsere Väter waren, jetzt aber, seit Jahren von uns entfernt, fremd vor uns standen, beängstigend, groß, übermächtig, mit schweren Schatten, erdrückend wie ein Denkmal. Was wussten sie noch von uns? Sie wussten, wo wir wohnten, aber wie wir aussahen und dachten, das wussten sie nicht mehr.“

Der aus Butzbach stammende Ernst Glaeser (1902-1963) hat mit „Jahrgang 1902“ einen der eindringlichsten und erfolgreichsten Antikriegsromane geschrieben. Das 1928 bei Kiepenheuer & Witch erschienene Buch wurde in über 20 Sprachen übersetzt. Die Nazis verbrannten es. Lange war das Buch nur noch antiquarisch zu haben. Es war vom Markt verschwunden wie sein Autor, der zwar fleißig weiter schrieb, aber bei weitem nicht mehr die Qualität dieses Ausnahme-Werkes erreichen konnte. Der Wallstein-Verlag hat das Buch 2013 neu aufgelegt. „Der Erfolgsroman des Jahres 1928 – ein klares, unsentimentales Generationenbuch über die Zeit des Ersten Weltkrieges, das bemerkenswert lebendig geblieben ist“, schreibt der Verlag.

Ernst Glaeser: „Jahrgang 1902“, Herausgegeben von Christian Klein, 390 S., geb., Schutzumschlag, 12 x 20 cm, 22,90 Euro, ISBN: 978-3-8353-1336-1

Roman über Büchner

Die Zeit, als Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig um 1837 den „Hessischen Landboten“ verfassten, lässt Kasimir Edschmid in seinem Roman „Georg Büchner – Eine deutsche Revolution“ lebendig werden. Das Buch handelt mindestens so viel von Weidig wie von Büchner. . Der urspüngliche Titel war „Wenn es Rossen sind, werden sie blühen“, bis der Desch-Verlag den Roman 1966 unter dem Titel „Georg Büchner – Eine deutsche Revolution“ neu auflegte.

Edschmid lässt Büchner über Weidig sagen: „Er war ein Revolutionär, kein Zweifel, aber mit dem Gesicht nach hinten. Er hatte keine Axt in der Hand, sondern die Bibel, und er hieb mit ihr nicht auf die Wurzeln, sondern in die Äste der Gegenwart. Die Äste wuchsen wieder nach, und die Bibel ging dabei in Fetzen, er merkte es nicht.“

Der stark an den historischen Fakten orientierte Roman liest sich spannend wie ein Krimi. Edschmid versucht die These zu erhärten, das Weidig im Kerker in Darmstadt von Richter Georgi ermordet wurde. Er lässt den über Weidigs Tod ermittelnden Richter sagen: „Sicher haben sie ihn umgebracht. Ohne Zweifel haben sie ihn umgebracht, Zeuner. Ich weiß jetzt auch wie. Ich weiß es, weil mit seither nur das Stück gehlte, was ich nun gefunden habe. Das Stück ist, dass Sie mir gesagt haben, Georgi müsse während der Nacht in der Zelle gewesen sein.“

Kasimir Edschmid „Eine deutsche Revolution“ ist nur noch antiquarisch erhältlich, als Taschenbuch ab drei Euro, zum Beispiel hier booklooker.de

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