Gelbe Tonne

Gelbe Säcke verschwinden aus der Wetterau

Nach genau 29 Jahren endet in der Wetterau das Zeitalter der Gelben Säcke. Nach dem Weihnachtsfest 2020 holt die Firma Weisgerber zum letzten Mal zigtausende Plastiksäcke mit den Verpackungsresten der Weihnachtsgeschenke und der eingekauften Lebensmittel ab. Spätestens ab Neujahr 2021 haben fast alle Haushalte im Wetteraukreis gelbe Tonnen vor der Tür. Das passiert parallel auch in 54 anderen deutschen Landkreisen und Großstädten.

Ab Januar steht überall die Gelbe Tonne

Alle Wetterauer Städte und Gemeinden haben sich für die Umstellung auf feste Behältnisse entschieden. „Das ist für unsere Bevölkerung eine tolle Entwicklung“, meint der für Wertstoff-Entsorgung zuständige Kreisbeigeordnete Matthias Walther. Nie mehr wird man über gelbe Säcke stolpern. Nie mehr werden Ratten oder Waschbären Löcher in die Säcke beißen und die Joghurtbecher ausschlecken. Nie mehr wird der Wind die zur Abfuhr bereitgestellten Säcke vor sich her treiben, bis die hauchdünne Hülle aufreißt und die Käse-Folien und die leeren Konservendosen in die Landschaft entlässt.

Fabian Fuß montiert die Rollachse unter eine der neuen Wertstofftonnen, unterstützt von seinem Chef Jan van Delden. Der junge Remondis-Mitarbeiter hat seit August die Mammutaufgabe, die Auslieferung von fast 100 000 Gelben Tonnen an die Wetterauer Haushalte zu organisieren. Im Hintergrund stehen von links der Kreisbeigeordnete Matthias Walther, Robert Herzog von der Remondis-Betriebsleitung in Büdingen und Jürgen Roth, Chef des Abfallwirtschaftsbetriebs Wetterau. Foto: Nissen

Gut acht Millionen gelbe Säcke fielen bislang jährlich in der Wetterau an, etwa 40 Kilo Verpackungs-Abfall pro Kopf. Künftig sammelt die Firma Remondis den Wertstoff in Tonnen, bringt ihn nach Büdingen und expediert ihn von dort aus zu den automatischen Sortieranlagen nach Gernsheim oder Walldürn. Die rechtzeitige Platzierung der fast hunderttausend Gelben Tonnen ist ein mächtiger Kraftakt, berichten Jan van Delden und Robert Herzog von Remondis. Sie wird ab kommenden Montag in drei Wellen stattfinden.

Jede Tonne fasst 240 Liter

Zuerst kommen die Büdinger dran. Schon jetzt stapeln sich gut zehntausend nagelneue Tonnen mit schwarzem Korpus und gelbem Deckel auf dem Hof der Firma Remondis an der Büdinger Industriestraße. Ab dem 19. Oktober 2020 werden dort Arbeitertrupps den Berg abtragen. Sie fahren die Tonnen stapelweise mit ihren Pritschenwagen zu den Wohnstraßen in Büdingen und Gedern. Dann wuchten sie vor jedem Haus mindestens eine der jeweils zwölf Kilo schweren Tonnen herab. Sie montieren die Metallachse mit den Kunststoffrädern, befestigen den Adress-Aufkleber auf dem gelben Tonnendeckel und „verheiraten“ ihn mit dem unsichtbaren Chip in der Mülltonne. So behält jede Tonne ihre Identität, auch wenn einmal der Aufkleber verloren gehen sollte.

Ab Mitte November 2020 bekommen auch die Menschen in Nidda, Hirzenhain und anderen Kommunen ihre Gelben Tonnen. Zum Schluss ist die westliche Wetterau dran, die Remondis von Lagern in Wöllstadt und Pohlheim aus versorgt. Es bleibt dabei, dass die Verbraucher nichts zusätzlich für die künftig dreiwöchige Entsorgung der Verpackungsabfälle zahlen müssen. Diesen Aufwand haben sie schon beim Kauf der Lebensmittel abgegolten.

„Die Wetterauer leben das System“

Die Verpackungen werden nicht vom Wetterauer Abfallwirtschaftsbetrieb (Awb), sondern durch das Duale System Deutschland eingesammelt. Der Awb-Chef Jürgen Roth wirkte gestern gleichwohl glücklich, dass nun Gelbe Tonnen aufgestellt werden. Denn jede Abholverzögerung, jede Störung beim Säcke-Entsorgen führte bislang zu Anrufen beim Awb, obwohl die Firma Weisgerber zuständig war. Nun ist Remondis bis mindestens 2023 in der Verantwortung. Der mit einer Filiale in Büdingen sitzende Konzern holt auch den Rest- und den Biomüll in 19 Wetterauer Kommunen ab. Man kennt und schätzt sich und lobte gestern gemeinsam die Sortier-Disziplin der Wetterauer. „Wir haben kaum Fehlwürfe. Die Wetterauer leben das System“, so Jürgen Roth.

Remondis und der Awb haben gemeinsam eine Webseite freigeschaltet, die zahlreiche Detailfragen beantwortet. Auf www.gelbe-tonne-wetterau.de erfährt man auch, dass die Anwohner der engen Altstadtgassen von Büdingen ihren Verpackungsmüll weiter in gelben Säcken sammeln sollen – damit die neuen Tonnen nichts blockieren.

Nur in Büdingen gibt es in der Altstadt weiter Gelbe Säcke

Die einheitliche Tonnengröße von 240 Litern wird laut Jan van Delden wegen der Erfahrung aus anderen Landkreisen gewählt. Es habe sich gezeigt, dass sie gerade richtig für die meisten Haushalte seien. In großen Wohnanlagen werde man auf Wunsch auch Rollwagen mit 1,1 Kubikmetern Fassungsvermögen ausliefern. Und wer eine 120-Liter-Tonne haben will, könne sie ab Februar bei Remondis in Büdingen bestellen. Laut Entsorger dürfen die Verpackungen in der Tonne leicht komprimiert werden. Wenn einmal mehr Verpackungen anfallen als in die Tonne passen, kann man sie in transparenten Plastiksäcken beim nächsten Wertstoffhof abgeben. Es ist auch möglich, dass mehrere Haushalte sich eine 240-Liter-Tonne mit gelbem Deckel teilen.

Viele weitere Details werden auf gelbe-tonne-wetterau erklärt. Da erfahren wir sogar, wie wir die fettige Folie korrekt entsorgen, die im Wurst- oder Käseaufschnitt zwischen den Scheiben liegt. Sie gehört in die gelbe Tonne. Und was ist mit den Brottüten mit durchsichtigem Kunststoff-Fenster? Das müssen wir aus der Tüte herausschneiden und in die Gelbe Tonne werfen. Die gelöcherte Tüte darf dann ins Altpapier.

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