Friedrich Ludwig Weidig

Stadtrundgang in Butzbach

In Butzbach kann man sich auf den audiovisuellen Stadtrundgang „Auf den Spuren Weidigs“ begeben. 15 Videoclips informieren an 12 Stationen über den revolutionären Pfarrer und bedeutendsten Sohn der Stadt.

Märtyrer der Revolution

Weidig hat 1834 mit dem genialen Schriftsteller Georg Büchner den „Hessischen Landboten“ herausgegeben. Büchner hatte die Flugschrift verfasst, Weidig sie redigiert. „Auf acht Seiten beschwörender Prosa zeichneten Büchner und sein Mitstreiter, der Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig, der die schärfsten Stellen des Textes der Veröffentlichung redigierte, das finstere Bild von der Beziehung zwischen den Bauern von Hessen-Darmstadt und den wohlhabenden Grundbesitzern und Funktionären, die das Land kontrollieren“, schreibt Christopher Clark in seinem gerade erschienenen Wälzer „Frühling der Revolution“. Es habe „nicht den geringsten Anlass zu der Annahme“ gegeben, „dass die weitgehend analphabetische Bauernschaft von Hessen-Darmstadt derartigen Vorboten der Freiheit in die Gefahren eines Befreiungskampfes folgen würde. Aber das war genau der Stoff, aus dem die Albträume der Staatsanwälte und Innenminister gemacht waren.“ Büchner starb wenig später im Exil, Weidig nahm sich nach grausamer Haft im Gefängnis das Leben und wurde zum Märtyrer der Revolution.

In Butzbach erinnern nun 12 Stationen an Weidig. Sie sind als Stadtrundgang durch die Innenstadt miteinander verbunden. Die 15 Videoclips, die per QR-Code an den Stationen abgerufen werden können, sind aufeinander abgestimmt.

15 Clips über den bedeutendsten Sohn der Stadt

Der Filmemacher Alexander Conrads hat im Spätsommer 2023 mehr als sieben Stunden Filmmaterial mit Weidig- und Stadt-Experten gedreht. Allein Dieter Wolf, der frühere Butzbacher Museumsleiter und Stadtarchivar, erzählte mehr als vier Stunden über Weidig. Einen besonderen Bezug zu Weidig hat auch Bodo Heil. Der 87-jährige kam auf der Spurensuche nach seinen „kriminellen Vorfahren“, wie er sagt, zur Beschäftigung mit Weidig. Er berichtet an der Station 8 (Zeunerhaus) über seinen Ururgroßonkel Arnold Wendel (1817-1868), der ein Schüler von Friedrich Ludwig Weidig und später Abgeordneter im Reichstag des Norddeutschen Bundes für den Wahlkreis Hessen 2 war. Als Bäckersohn und Mühlenbesitzer konnte er sich eine politische Karriere finanziell leisten, denn damals gab es noch keine Diäten für Politiker.

Laut Weidigs Schüler Moritz Kuhl, der Mitbegründer des TSV Butzbach und der Butzbacher Zeitung, spielte Weidig neben Turnvater Jahn eine wichtige Rolle für die Turnerbewegung in Hessen, berichtet der heutige 1. Vorsitzende des Vereins, Michael Rüspeler. Besonders das freundschaftliche Verhältnis zu seinen Schülern findet er nachahmenswert. Die Geschichtsexpertin und Stadtführerin Dagmar Storck berichtet über Amalie Weidig, die Friedrich Ludwig Weidig 1827 heiratete und die ihn in allen seinen Aktivitäten sehr unterstützt hat. Ulrike von Vormann, Stadtführerin und Mitarbeiterin des Butzbacher Museums, stellt die Dauerausstellung im Museum zu Weidig vor.

Aus dem umfangreichen Filmmaterial wurden die 15 Clips erstellt, von denen jeder etwa vier Minuten dauert. Außerdem gibt es zu dem Stadtrundgang eine Broschüre, die im Museum, Färbgasse 16, und in der Tourist Information, Marktplatz 19, erhältlich ist.

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