Flüchtlinge

Humanität muss europäischer Wert bleiben

Von Ursula Wöll

Wie gut es tat, von den Tausenden in Berlin und Hamburg zu lesen, die Anfang März 2020 für eine Öffnung der Grenzen demonstrierten. Denn jetzt muss sich zeigen, dass die Reden über „Europäische Werte“ nicht nur Lippenbekenntnisse sind. Wenn sie von der Politik praktisch missachtet werden, so nutzen sie sich ab. Unsere Gesellschaft wird dann peu à peu verrohen und gegen das Leid anderer unempfindlich werden. Das Leid der Menschen an der türkisch-griechischen Grenze und auf Lesbos schreit zum Himmel. Deshalb darf unsere Regierung die bislang 140 Städte nicht blockieren, die ein Kontingent von Flüchtlingen aufnehmen wollen. Und deshalb muss die Europäische Union bewirken, dass möglichst viele Länder ihre Grenzen öffnen, um Griechenland zu entlasten.

Sichere Häfen warten

Sogar Rottenburg mit einem CDU-Bürgermeister hat sich der Aktion der „Seebrücke“ angeschlossen und möchte junge Flüchtlinge aufnehmen. Wenn, ja wenn die Zustimmung aus Berlin endlich käme. 140 Städte sind es bislang, die dafür eine Infrastruktur bereithalten. Eine Umfrage ergab, dass 57 % unserer Bevölkerung für eine Öffnung der Grenzen sind. Viele dieser Leute könnten dann mal wieder ruhig schlafen, ohne die hungrigen und frierenden Flüchtlinge dabei vor Augen zu haben. Es ist falsch, wenn man den Rechten inhaltlch entgegenkommt, um ihre Stimme nicht zu verlieren. Was dabei unter die Räder kommt, das ist die humane Idee selbst, hier die Menschenrechte.

Asyl ist ein Menschenrecht

Gerade die Deutschen müssen das Asylrecht schätzen. Hätten sie doch für die Flucht vor Hitler noch viel mehr „Sichere Häfen“ gebraucht. Das chinesische Schanghai etwa bot damals eine solche Zuflucht und nahm 30 000 Flüchtige auf. Es hilft den Menschen nichts, wenn man richtig feststellt, dass Erdogan die heimatlos gewordenen SyrerInnen als Spielball benutzt. Es bringt auch nichts, wenn man wartet, bis sich möglichst viele europäische Staaten ebenfalls bereit zu einer Aufnahme erklären. Ein Anfang muss sofort gemacht werden, bei all dem Leid, das sich vor unserer Haustür anhäuft. Die Griechen dürfen damit nicht alleingelassen werden. Sie brauchen deutsche und europäische Solidarität.

Werte Frau Merkel,

gut, dass Sie nach Hanau kamen. Nun gilt es die Außengrenze Europas zu öffnen und damit zu zeigen, dass alle Menschen gleich sind, egal welche Sprache sie sprechen. Stellen Sie sich vor, Ihre Eltern wären Einwohner von Idlib, und Sie wären nun ausgebombt und ohne Dach überm Kopf!

Werte Frau von der Leyen,

es genügt nicht, mit dem Hubschrauber das Elend zu überfliegen. Sie hätten nur eine Nacht unter einer Plastikplane auf dem kalten Boden verbringen müssen. Das hätte Sie sicher einfühlsamer gemacht.

Heute, am Internationalen Frauentag, appelliere ich an Sie beide als Frauen:

– Öffnen Sie den Stacheldraht um die Festung Europa,

– Beweisen Sie, dass die EU im Jahr 2012 den Friedensnobelpreis zu Recht erhielt,

– Lassen Sie mich erneut stolz auf meine regionale Heimat  u n d  auf mein Europa sein. Weil es nicht nur über Humanität redet, sondern  h u m a n  handelt!

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