„Restaurant bleibt erhalten“
Nach der scharfen Kritik der Freien Wähler aus Bad Nauheim zur Schließung des Café Johannisberg und der Aussichtsplattform äußert sich jetzt der Eigentümer. „Wir wollen alles dafür tun, die Aussichtsmöglichkeiten auf dem Johannisberg zu verbessern“, erklärt Prof. Dr. Johannes Peil. Gerne wolle das Unternehmen dies den Bürgern ermöglichen, sei im Dialog mit der Stadt. Voraussetzung sei, dass Betrieb und Stadt gemeinsam für die Sicherheit des Anwesens sorgen. Die Vorwürfe der FW/UWG weist Peil zurück.
Kritik der Freien Wähler
Schon seit März 2020 hat das geschichtsträchtige Café-Restaurant Johannisberg, das am Stadtwald liegt, aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Das Gelände ist durch Gitter abgesperrt, womit auch ein Zugang zur Aussichtsterrasse nicht möglich ist. Dies beanstandete die FW/UWG bereits im Juli. Fraktionsvorsitzender Markus Theis erklärt jetzt: „Auf Seiten des Eigentümers besteht vermutlich kein ernsthaftes Interesse an einer Lösung.“
Theis: „Umsatz trotz Corona-Krise möglich“
Jener sei sich „seiner Verpflichtung, die aus dem Eigentum resultiere“, nicht wirklich bewusst. Nach Ansicht von Theis halte der Eigentümer die geschlossenen Verträge mit dem Land, als er das Anwesen kaufte, „ganz bewusst“ nicht ein. Damals sei festgelegt worden, dass ein Café sichergestellt werden müsse. Der Freie Wähler fährt fort: „Die meisten Gastronomen haben Möglichkeiten gesucht und gefunden, um trotz Corona-Krise Umsatz zu generieren und ihre Betriebe offen zu halten. Nicht zuletzt tun sie dies auch aus der Verantwortung für die Beschäftigten heraus.“ Über die Verringerung der Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe sei eine Unterstützung zu Teil geworden, die nach Ansicht der FW/UWG „auch wirklich helfe.“
„Rechte der Bürger geltend machen“
In einer Presseerklärung fordert die FW/UWG das Land auf, nun „die Rechte der Bürgerinnen und Bürger aus den Verträgen unmissverständlich geltend zu machen“. Durch die „Blockade mit Holzstämmen und Bauzäunen würden faktisch die Einwohner und Besucher Bad Nauheims von diesem markanten Ausflugs- und Aussichtspunkt ausgesperrt“. Denn es sei keine zeitliche Perspektive für eine Wiederöffnung zu erkennen.
„Es gibt kein ’nach Corona'“
Theis: „Für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt ist eine Perspektive ’nach Corona‘ nicht hinnehmbar, da es nur noch ‚mit Corona‘ gibt und es nicht absehbar ist, wann sich die jetzige Situation grundlegend ändern wird.“ Zumindest die Öffnung der Aussichtsterrasse solle vom Eigentümer ernsthaft geprüft werden, fordert der Fraktionsvorsitzende.
„In konstruktiven Gesprächen“
Auf Anfrage dieser Zeitung teilt Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) mit, in konstruktiven Gesprächen mit dem Eigentümer zu sein. „Ich bitte aber um Verständnis, dass ich zum Stand noch nichts sagen kann.“
„Nur vorübergehend geschlossen“
Auskunft gibt Eigentümer Prof. Dr. Peil, der gegenüber dem Neuen Landboten erklärt: „Der Gastronomiebetrieb auf dem Johannisberg ist lediglich vorübergehend geschlossen.“ Das Café öffne seine Tore wieder, sobald die herrschenden Corona-Beschränkungen aufgehoben würden.
Auf Veranstaltungen angewiesen
Im Gegensatz zu innerstädtischen Betrieben, die stärker örtliches Laufpublikum anziehen, ist der Gastronomiebetrieb auf dem stadtnahen Johannisberg laut Peil auch auf externe Besucher angewiesen. „Diese bleiben aktuell allerdings vielfach aus und damit die nötigen Einnahmen.“ Auch die ansonsten stattfindenden Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Jubiläen und Seminarveranstaltungen fielen komplett weg. „Jeder Gastronomiebetrieb kämpft täglich um einen bescheidenen wirtschaftlichen Erfolg. Unter den Corona-Bedingungen, wie sie derzeit ausgesprochen sind, ist jede Wirtschaftlichkeit nun nicht mehr möglich.“ Solange diese gelten, bleibe der Johannisberg vorerst geschlossen.
Land ist Vertragspartner, nicht die Stadt
Die Eigentümer haben das Anwesen vor über 20 Jahren erworben, entsprechend dem Denkmalschutz von Grund auf saniert und betrachteten es als Herzensprojekt. Vertragspartner sei das Land gewesen, nicht die Stadt. Die Auflage, ein Café zu betreiben, sei nach 15 Jahren mittlerweile erloschen.
Denkmalgeschütztes Wahrzeichen
Bei der Sanierung des Denkmals war laut Peil besonders wichtig, die historische Ausrichtung zu erhalten. „Das Lokal wie auch die Versammlungsräume bieten einen Ort zum Wohlfühlen für unsere Gäste. Aufgrund dieser Gebäudebeschaffenheit fallen jedoch immer höhere Unterhaltskosten an.“ Über 20 Jahre hätten er und sein Team alles getan, um den Johannisberg für die Bad Nauheimer hochzuhalten. „Wir haben keine Investitionen und Mühen gescheut und wollen das auch für die Zukunft so handhaben.“
Gastgeber der Bergweihnacht
Das Café Johannisberg sei Gastgeber für die Bergweihnacht, allein der Weihnachtsbaum koste 8000 Euro. „Alles Dinge, die sich nicht lohnen, aber die man macht, um gemeinsam für Bad Nauheim zu kämpfen. Wir stellen zudem unseren Parkplatz an der Weberhütte, auch für Spaziergänger, zur Verfügung.“ Ab dem Abzweig zum Flugplatz Ober-Mörlen gehöre die Straße zum Anwesen des Café Johannisberg und wird von dem Unternehmen auch unterhalten.
Kurzer Versuch der Wiedereröffnung
Dass der Betrieb aktuell nicht rentabel zu betreiben sei, habe der kurze Versuch der Wiedereröffnung vor wenigen Wochen gezeigt. „Das Betriebsergebnis war nicht zu akzeptieren.“
Vor Vandalismus schützen
Das Bauwerk sei ein Wahrzeichen der Stadt, in dessen Restaurierung und Instandhaltung viel Hingabe fließe. So habe das Denkmal bis heute nicht an Substanz und Qualität verloren. „Dementsprechend wünscht man sich, dass alle Besucher diesen Ort auch wertschätzen. Leider wird auch in diesem Jahr der Johannisberg wiederholt Opfer von Vandalismus.“
Täglich Unrat und Müll beseitigen
Neben eingeschlagenen Scheiben, Einbruchsversuchen und anderen unerfreulichen Vorkommnissen habe es weitere Beschädigungen am Gebäude gegeben. Peil: „Wir haben der Stadtverwaltung diese Zwischenfälle auch per Videomaterial dokumentiert. Das gilt für den Versuch von Gruppen, Party-Veranstaltungen innerhalb des geschützten Bereiches durchzuführen, ebenfalls. Jeden Tag beseitigen unsere Mitarbeiter den Unrat und Müll.“
Musste eingezäunt werden
Unter diesen Gegebenheiten habe es nur die Wahl gegeben, das gesamte Areal zu umzäunen und abzusichern. Diese Maßnahmen mussten aus Fürsorge für das historische Ensemble getroffen werden, unter anderem auch unter dem Gesichtspunkt, eventuelle Brandstiftungen zu vermeiden. „Wir können uns nicht mit dem Aliceplatz vergleichen. Wir sind außenliegend und 1000 Meter von der nächsten Bewohnung entfernt. Je weniger Frequenz, desto schlimmer ist es mit Vandalismus und Corona-Partys“, sagt Peil.
Sicherheitsmaßnahmen sind notwendig
Zuletzt sei 2019 ein Brand auf dem Gelände des Johannisbergs gelegt und nur durch Zufall in einer frühen Phase erkannt und gelöscht worden. „Uns schmerzen die derzeit getroffenen Sicherheitsmaßnahmen sehr. Sie sind wegen der Vandalismus-Vorfälle und der Einbrüche jedoch
bedauerlicherweise nötig, um den Erhalt des Cafés nicht zu gefährden“, unterstreicht der Eigentümer.
Im Dialog
„Wir sind mit der Stadt im Dialog“, fährt Peil fort. Es stehe zu erwarten, dass sich Wege finden, die Aussichtsmöglichkeiten auf dem Johannisberg zu verbessern. Dies unter dem Gesichtspunkt, dass Stadt und Johannisberg gemeinsam für die Sicherheit des Anwesens sorgen.