Kritik an Baugebieten in Hungen
In Hungen könnten bis zu 100 Hektar Boden – meist wertvolle Äcker – bebaut werden. Der Naturschutzbund (Nabu) Horlofftal wehrt sich dagegen und beklagt, dass die örtlichen Landwirte nicht mit ihm an einem Strang ziehen.In Wölfersheim/Berstadt ziehen „Naturschützer und andere Heimatverbundene sowie Landwirte weitgehend an einem Strang“ gegen das REwe-Logistikzentrum, „um bodenverbrauchsintensive Planungen zu verhindern“, genauso in Hammersbach/Limeshain gegen den Großlogistikpark Frankfurt-Nord-Ost. In Hungen dagegen „ist die Eintracht zum Bodenschutz noch in weiter Ferne“, stellt der Nabu in einer Pressemitteilung fest. Die Naturschützer kritisieren die anstehende Großplanung des „Industrie- und Gewerbegebietes Hungen-Süd“ zwischen Inheiden, Trais-Horloff und dem naturnahen Naherholungsgebiet Inheidener/Trais-Horloffer See. Es handele sich um 22 Hektar besten Wetterauer Ackerboden. „Dort muss der offiziell propagierte Bodenschutz für die Hungener Politik zum offenen Schwur werden, um dem drohenden Ausverkauf der Heimat mit fast 100 Hektar geplanten Bodenansprüchen für Baumaßnahmen und Neubaugebiete einen wirksamen Riegel vorzuschieben“, erklärt der Nabu.
Diskrepanz zwischen Worten und Taten
Den Beitritt der Stadt Hungen zum „Bündnis europäischer Städte, Kreise und Gemeinden für Bodenschutz“ begrüßen die Naturschützer. Die Diskrepanz zwischen Worten und Taten Hungener Planungspolitik werde dadurch aber einmal mehr deutlich. „Gerade das Abstimmungsverhalten landwirtschaftlich und in der bäuerlichen Berufsstandvertretung tätiger Personen ist im städtischen Abstimmungs-Zusammenhang zum Regionalplan Mittelhessen teilweise besonders fragwürdig bis unverständlich gewesen“, kritisiert der Nabu. Die Hungener Landwirte sollten den Bodenschutz bei städtischen Planungen „nicht als wehrlosen Papiertiger“ enden lassen.
Das sei deshalb so wichtig, weil „zukünftig angedachte öffentliche Planungen auf dem Gebiet der Stadt Hungen den gewaltigen Umfang von fast 100 Hektar haben, überwiegend auf gut bonitierten, fruchtbaren Wetterauer Ackerböden. Über Jahrtausende gewachsene Böden würden durch Bebauung und Versiegelung zerstört. Das führe zu Verlusten bei Nahrungspflanzen, habe Auswirkungen auf das Klima und die Wasser-Speicherung und Lebensraum mit Erholungsfunktion gehe verloren. Das könne verantwortungsbewusste Menschen und Mandatsträger angesichts der riesigen globalen Herausforderungen mit immer deutlicher werdenden auch lokalen Auswirkungen nicht kalt lassen. „Bodenschutz ist aktuelle und zukünftige Daseinsvorsorge, was auch in Hungen gedanklich und politisch so langsam angekommen sein sollte“, schreibt der Nabu Horlofftal.
Bildtext: Auf der Inheidener „Blauweide“ sollte ein zusätzliches Neubaugebiet entstehen. Der Nabu Horlofftal konnte die Bodenzerstörung durch „intensive Lobbyarbeit“ verhindern. (Foto: Nabu Horlofftal)