Bio-Bauern

Farmer aus Südkorea bei Bauer Etzel

Von Corinna Willführetzel1

Eine neuntägige Reise führte drei Gruppen von Farmern und Studenten aus Südkorea durch drei europäische Länder. Ihr Anliegen war es, sich über ökologische Landwirtschaft zu informieren. Ihre erste Station: der Bio-Landbetrieb der Familie Etzel in Wehrheim im Hochtaunuskreis.

Real beijuw

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Landwirt Paul Erich Etzel (rechts) aus Wehrheim im Gespräch mit der südkoreanischen Delegation.

Garben von Roggen, Weizen und Gerste: Paul Erich Etzel, dessen Familie in siebter Generation einen landwirtschaftlichen Betrieb in Wehrheim betreibt, hat für die Gäste aus Südkorea Getreide ausgewählt, um die Gruppen in den ökologischen Landbau einzuführen. Geduldig erklärt der Senior des Bio-Betriebs die Drei-Felder-Wirtschaft, zeigt ihnen Klee, Bohnen und Luzerne, „Eiweißpflanzen, die besonders wichtig für den Öko-Landbau sind“. Ein ums andere Foto nehmen die Farmer aus der südkoreanischen Provinz Kyung Gi mit ihren Handys von Paul Erich Etzel auf.

Auch inmitten der mehr als 5000 Produkte, die im Bio-Laden von Tochter Beate erhältlich sind. Davon mehrere Hundert aus eigener Produktion. „Real beijuw (Wirklich bio)“, fragen die Gäste aus Südkorea ein ums andere Mal nach. „Ist es“, versichert Paul Erich Etzel und zeigt ihnen die Gütesiegel. Gleich drei weisen die Nudel-Pakete auf: Das Gütesiegel der Europäischen Union, das deutsche Biosiegel und das des Bio-Betriebs in der Hochtaunus-Gemeinde.
Die Gruppe zieht es zu den drei Schweinen hin, deren Grunzen auf dem Hof zu hören ist. Für den Senior sind sie „ein Hobby“. Die 1000 Schweine, über deren Aufzucht sein Sohn Werner wacht, erfordern einen Fulltime Job. Gehört die Schweinezucht der Familie Etzel mit ihren Ställen an drei Standorten laut Paul Erich Etzel doch zu den größeren Bio-Fleisch-Erzeugern der Republik.

Ein Bio-Ei für 55 Cent
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Ein Gruppenbild muss immer sein. Die Farmer aus Südkorea auf dem Bio-Hof im Hochtaunuskreis. (Fotos: Corinna Willführ)

Mit Hyun-hee Yoon, die die von „NH Tour – Nature and Human Evelopment“ organisierte Tour begleitet, stehen die Farmer aus dem asiatischen Land vor der Verkaufstheke für das Bio-Fleisch aus eigener Produktion. Erneut ungläubiges Staunen. „Ist das wirklich alles Bio?“ Und wenn ja: Wie wird das finanziert? Was kostet ein Kilo Fleisch? Welche Standards müssen eingehalten werden?
Schließlich die Frage nach dem Ei. Die rund 200 Hennen des Hofs haben dank des Hühnermobils freien Auslauf – auf wechselnden Flächen. „Ein Ei kostet bei uns 55 Cent“, sagt Bauer Etzel. „Bei uns würde das bestimmt einen Euro kosten“, so einer der Reiseteilnehmer aus Südkorea. Halten Sie denn Hühner oder bewirtschaften Sie Reisfelder? Wenn ja, wie groß ist ihr Betrieb? Fragen, die der Landwirt aus dem Hochtaunuskreis seinen Gästen stellte. Welche Erkenntnisse die Teilnehmer der Gruppenreise mit in ihr Heimatland nehmen, vermag der Landwirt nicht zu beurteilen. „Das Interesse ist sehr groß. Wieviel vermittelt werden kann, hängt oft von den Übersetzern ab.“
Die weitere Reise führte die Südkoreaner nach München zum Bayerischen Bauernverband. Danach an die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in die österreichische Hauptstadt Wien. Schließlich noch nach Tschechien. „Südkorea könnte eine führende Position in der Bio-Agrarproduktion in Asien erlangen“, sagt der Landwirt. Seine Begründung: Durch die Atom-Katastrophe im Reaktor von Fukushima sei das Vertrauen in eine Landwirtschaft, die nach ökologischen Kriterien in Japan arbeiten könne, rapide gesunken. Und China „hat gerade auch andere Sorgen“.

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