Bahnhof Friedberg

Die Stadt ist am Zug

Die Stadt Friedberg muss endlich Farbe bekennen, ob sie den barrierefreien Aus- und umbau des Bahnhofs mitsamt Durchstich nach Fauerbach will, fordert das Bürgerbündnis „Wir“. Die Bahn AG hat ihre bisherigen Umbaupläne aufgegeben. Deshalb sei nun die Stadt gefordert, meint „Wir“. Das Bündnis will die Bürger mit einem elfköpfigen Gremium an der Planung beteiligen.

Suche nach neuer Unterführung

Über eine Modernisierung des maroden Bahnhofs, den täglich etwa 20.000 Menschen nutzen, wird seit Jahrzehnten diskutiert. Das Bündnis „Wir“ hatte 2018 über 200 Unterschriften für den Umbau des Bahnhofs mitsamt Durchstich gesammelt. Die Bahn hatte ihre Umbaupläne sogar schon zur Baureife gebracht. Im Juni 2020 machte sie überraschend einen Rückzieher: Sie teilte der Stadt mit, dass die bisherige Unterführung nicht umgebaut werden könne, weil aufgrund der Boden-Kennwerte nicht die Grundsicherheit der Wände nachzuweisen sei. Ein neuer Tunnel müsse gebaut werden. Die Bahn gab deshalb ihre Umbaupläne auf. Bei der Planung einer neuen Unterführung könne die Weiterführung nach Fauerbach eingeplant werden, wenn sich die Stadt an den Planungs- und Baukosten beteilige, teilte sie mit. Der Bahnhof-Umbau wird sich laut Bahn um mindestens vier bis sechs Jahre verzögern.

Das Bündnis „Wir“ fordert nun von der Stadt, die Planung für die Weiterführung des Tunnels zu übernehmen. Erste Mittel dafür sollen per Nachtragshaushalt bereitgestellt werden. Mit der Bahn solle die Stadt Gespräche über die Abstimmung der Planung führen und erste Vorschläge über einen neuen Standort für den Tunnel machen. Wegen der Übernahme der Kosten solle die Stadt mit der Bahn und mit dem Land Hessen sprechen. Es solle auch geprüft werden, ob es Mittel des Bundes und der EU gibt, eventuell auch aus Corona-Sonderinvestitionsprogrammen.

Gremium interessierter Bürger schaffen

In einer öffentlichen Versammlung solle die Stadt mit Bahn-Vertretern das Ergebnis der Gespräche über eine Unterführung nördlich oder südlich des Bahnhofsgebäudes vorstellen. In dieser Versammlung solle per Losverfahren ein zum Beispiel elfköpfiges Gremium interessierter Bürger bestimmt werden, „das Anregungen und Vorschläge aus der Bevölkerung entgegennimmt und an die städtischen Gremien weiterleitet, das der Stadt bei den weiteren Schritten zur Seite steht, von der Stadt über alle Schritte informiert wird und die Öffentlichkeit herstellt“, fordert „Wir“. Das sei ein „inzwischen bereits vielfach erprobtes Mittel direkter Demokratie“. Das Bürger-Gremium solle öffentlich tagen.

Gebe es durch sachliche Gründe kein klares Votum für einen Standort der Unterführung, solle die Stadt gemeinsam mit dem Bürgergremium eine Bürgerbefragung organisieren.

Die Planung müss in Abstimmung mit der Bahn sofort aufgenommen werden, fordert „Wir“. Die Wahl der Stelle für die Unterführung sei mit der Planung für einen Busbahnhof abzustimmen. „Zwischen dem Bahnhofsgebäude und der neuen Unterführung muss eine direkte Verbindung hergestellt werden“, schlägt „Wir“ vor. Neben Aufzügen sollen zu allen Bahnsteigen statt Treppen jeweils eine Rampe und eine Treppe eingeplant werden. Das sei so bereits in vielen Bahnhöfen Deutschlands und Europas realisiert. Ein Aufzug pro Bahnsteig sei völlig unzureichend. Von beiden Seiten der Unterführung, der Stadtseite und der Faucherbacher Seite, müsse ein barrierefreier Zu- und Durchgang gewährleistet sein. Dazu müssten auf der Stadtseite Rampen und ein ebenerdiger Ausgang auf der Fauerbacher Seite geschaffen werden, „damit Menschen mit Kinderwagen und Fahrrädern sowie mit leichteren Behinderungen, zum Beispiel mit Gehhilfen oder Rollator, den Durchgang genauso frei passieren können wie Personen mit schwerem Gepäck“, so „Wir“.

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