Bad Vilbeler Wasserburg

Burggraben wird saniert

Von Detlef Sundermann

Ebbe herrscht derzeit im Graben der Bad Vilbeler Wasserburg. Das hat weder was mit dem Klimawandel noch mit einer undichten Stelle im ringförmigen Gewässer zu tun. Wieder einmal steht die Sanierung des Weihers an.

Gepflegte Ruine

Überhaupt ist die Wehranlage aus dem 13. Jahrhundert, die bis auf den Turm eine gepflegte Ruine ist, seit Woche eine Baustelle. Die Open-Air-Spielstätte für Theater und Musical erhält eine neue und dauerhafte und filigrane Dachkonstruktion, teilt die Stadt mit. Außerdem soll der Schallschutz verbessert und Abschnitte der Wehrmauer der denkmalgeschützten Feste repariert werden, was allein 100 000 Euro kosten soll. Das Dach sei mit gut einer Millionen Euro veranschlagt und der Burggraben mit 450 000 Euro, heißt es. Zu den Gesamtausgaben gibt das Land Hessen 400 000 Euro. Eine Investition für ein großes Publikum. Die Aufführungen der Burgfestspiele zählt pro Saison gut 100 000 Zuschauer.

Der Graben der Bad Vilbeler Wasserburg wird saniert. (Fotos: Sundermann)

Dramen spielten sich in den vergangenen Jahren von Mai bis September nicht allein innerhalb der Burgmauern ab, sondern auch davor, wenngleich unter mutmaßlich geringerem Zuschauerinteresse im Burggraben. Wenn sich im Sommer die heißen Tage aneinanderreihen, dann schnappen Flussbarsch oder Karpfen panisch nach mehr Sauerstoff, den das trübe Wasser dann jedoch nur noch in geringem Maß besitzt. Geht den Fischen die in Wasser gebundene Luft aus, schwimmen schon bald die Kadaver bäuchlings an der Oberfläche. Hitzewoche und Regenmangel sind das eine, die pflanzliche und tierische Nährstofffracht, letzteres wegen der Ausscheidungen, das andere. Fontänen und Wasserbelüftung wurden installiert. Mancher Burggrabenbewohner umquartiert, wie die putzigen Nutrias, die die Parkbesucher ordentlich fütterten und somit für das Gewässer zur Plage wurden. Bei den vielen Enten dürfte die Sache nicht so einfach sein.

Komplettentschlammung

Vor vier Jahren wurde der Damm zwischen Burggraben und Nidda stabilisiert, auf dem ein Fuß- und Radweg liegt. Dabei wurde die Gelegenheit genutzt, den Graben zu sanieren. Natürlich wurde zuvor vom Angelverein fachmännisch abgefischt und wieder ausgesetzt. Ob der hohen Ausgaben – die Bauarbeiten kosten in Summe schon 400 000 Euro – verzichtete die Stadt auf eine Komplettentschlammung samt teurer Entsorgung. Statt dessen wurde eine „minimalinvasive Methode“ angewendet, wie es damals der begleitende Gewässerbiologe Gottfried Lehr sagte. Dazu wurde ein langer perforierter Schlauch auf den Grund verlegt, in den eine Pumpe unentwegt Luft befördert, die durch die Perforierung im Wasser entweicht, es so mit Sauerstoff anreichert. Mit der künstlichen Belüftung werde die Zersetzung organischer Stoffe beschleunigt und somit die moderige Masse am Grund abgebaut, heißt es. Die Stadt soll das Verfahren erfolgreich bei zwei Teichen angewendet haben.

Nunmehr steht laut Stadt der Rand des 200 Meter langen Grabens im Mittelpunkt der Arbeiten – und nicht allein zur Verbesserung des Grabenwassers. „Wir sanieren den Uferrand des Burggrabens und verwenden dabei gewässerökologische Materialien, um die Belastungen für die Nidda durch Nährstofffrachten aus dem Burggraben und im Burggraben selbst zu reduzieren“, teilt Festspielintendant und Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann mit. An die Ufer werden Stein- und Xylitwalzen gebaut. Xylit hat nichts mit dem gleichnamigen Zuckerersatz gemein. Es handelt sich um nicht-verkohltes Holz, dass in großen Mengen bei der Braunkohleförderung zutage geholt wird und mittlerweile als biologisches Filter einen festen Platz etwa in Garten- und Schwimmbädern gefunden haben soll. Der vor Jahrtausenden gewachsenen Pflanze wird eine hohe Adsorption des algenwuchsfördernden Phosphars nachgesagt – und das wohl bis zu 30 Jahre lang.

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