POLIZEI EHRT BÜRGER

In Konfliktsituationen Hilfe geleistet

Die eine hat Diebe erwischt, der andere einen Trickbetrug vereitelt – im Polizeipräsidium Mittelhessen wurden Bürger geehrt, die durch ihr Handeln geholfen haben, Menschen zu schützen oder Täter zu ermitteln.

Immensen Schaden verhindert

Mittelhessens Polizeipräsident Bernd Paul zeigte sich besonders erfreut über den Anlass. „Es ist mir eine große Freude, den anwesenden sieben Personen meinen ausdrücklichen Dank für ihr Handeln auszusprechen. Durch Ihre Hilfe und Ihr vorbildliches Eingreifen konnte teils finanzieller oder auch körperlicher Schaden verhindert werden, auch halfen Ihre Hinweise bei der Ermittlung der Tatverdächtigen. Dieser Dank gebührt auch vielen weiteren Zeuginnen und Zeugen, die der Polizei tagtäglich wichtige Hinweise liefern,“ heißt es in einer Pressemitteilung des Polizeipräsidiums.

Oft werden Ältere als Opfer „auserkoren“

Bernd Paul stellte anschließend im Wechsel mit dem Polizeivizepräsidenten Torsten Krückemeier und dem Abteilungsdirektor Manfred Kaletsch die sechs Beispiele vor. Zum ersten Fall fügte Bernd Paul noch an, dass die Anzahl der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen erkennbar zunehmen und in seinen Augen besonders niederträchtig und kriminell seien.

Die 25-jährige Lea Warnat aus Herborn ermöglichte mit ihrem Handeln das Aufklären von gleich drei Straftaten. Am 26. Oktober 2022 fielen ihr zwei Männer auf, die einen Senior auffällig beobachten. Letztlich lenkte einer der beiden Männer den 92-jährigen Mann ab, während der andere seine Geldbörse entwendete. Später bemerkte Lea Warnat die zwei Männer noch in einer Bankfiliale – womöglich beim Vorhaben, Geld mit der gerade entwendeten EC-Karte abzuheben. Sie verständigte die Polizei und lieferte direkt noch Bilder der verdächtigen Männer mit. Ihnen konnten die Beamten noch zwei weitere, ähnliche Taten zuordnen.

Ebenfalls um zwei Senioren, die in Bad Nauheim wohnen, ging es im zweiten geschilderten Fall. Sie erhielten am 26. Januar 2022 einen sogenannten Schockanruf und fielen auf die fiese Masche der Betrüger rein. Um ihrer vermeintlichen Tochter in Not zu helfen, hoben sie mehrere tausend Euro vom Konto ab und fuhren mit einem Taxi los. Recep Göksen war ihr Fahrer und bemerkte anhand der geführten Gespräche den laufenden Betrug.

Der 60-Jährige aus Friedberg machte das Ehepaar auf die Masche aufmerksam. Es kam zu keiner Geldübergabe, stattdessen wurde die Polizei informiert. Torsten Krückemeier sagte dazu: „Telefonbetrüger schaffen es leider immer wieder, schnell emotionalen und zeitlichen Druck bei ihren Opfern aufzubauen, dass diese die Masche nicht erkennen. Die Opfer sind dann auf solche Zeugen angewiesen, beispielsweise Bankmitarbeiter oder wie in diesem Fall der Taxifahrer. Für jeden Hinweis dieser Art bedanke ich mich“.

Raub konnte letzlich verhindert werden

Gemeinsam agierten zwei Zeugen im nächsten Fall und ermöglichten damit die Festnahme von zwei Jugendlichen, die am 13. Oktober einer Frau in Altenstadt beim Einkaufen die Handtasche entwendeten. Während ein weiterer Mann bei der versuchten Verfolgung noch stürzte und sich leicht verletzte, stellte der 34-jährige Nils Hoßfeld aus Helmstadt sein Auto quer und versperrte damit einem der flüchtenden Personen den Weg. Ihm zur Hilfe eilte der 50-jährige Andreas Häfner aus Altenstadt. Die verständigte Polizei ermittelte auch den zweiten Tatverdächtigen und stellte bei den Durchsuchungen Beweismittel sicher. Die Geschädigte bekam ihr Geld zurück und bedankte sich bei den Zeugen.

Lebensrettung in Biedenkopf in letzter Sekunde

Um eine Lebensrettung ging es bei der Ehrung von Rafael Fernandez, einem 80-Jährigen aus Biedenkopf. Gemeinsam mit weiteren Zeugen zog er am 8. September 2022 in Biedenkopf einen Mann von den Bahngleisen, der sich dort in suizidaler Absicht hingelegt hatte. Der Mann kam im Anschluss in eine Klinik. Der Biedenkopfer konnte berichten, dass er den Mann zuletzt auch wiedergesehen habe.

Telefonbetrüger rechneten nicht mit einer Zeugin

Mit einer resoluten Zeugin und Inhaberin eines Juweliergeschäfts bekamen es Telefonbetrüger zu tun, als ihr eigentliches Opfer am 16. September 2022 versuchte, Gold für hunderttausend Euro zu kaufen. Während die Frau im Juweliergeschäft stand, waren die Betrüger offenbar noch in der „Leitung“ des von der Geschädigten mitgeführten Handys. Die Zeugin wurde darauf aufmerksam und nahm sich das Telefon der Frau. In diesem Gespräch flog der Betrug auf. Luisa Parr ist in diesem Zusammenhang keine Unbekannte im Polizeipräsidium Mittelhessen: Vor einigen Jahren schaffte sie es, Diebe in ihrem Geschäft einzusperren und der Polizei zu „übergeben“.

„Schmaler Grat“ in einem Fall

Insbesondere im Zusammenhang mit dem letzten Fall betonte Manfred Kaletsch, dass es sich immer um einen „schmalen Grat“ handelt, wenn es um die Frage geht, bei beobachtetem Unrecht selbst einzuschreiten oder nur Hilfe zu holen, indem beispielsweise die Polizei gerufen wird. Der 23-jährige Fabian Bertsch entschied sich am 12. Juni 2022 für die erste Variante und profitierte dabei womöglich auch von seiner Größe und Statur. In den frühen Morgenstunden hatte er zufällig einen Verkehrsunfall in der Gießener Innenstadt mitbekommen. Dabei hatte ein Autofahrer zwei Fußgänger verletzt. Einer von ihnen starb später infolge seiner sehr schweren Verletzungen.

Der Autofahrer fuhr weg und Fabian Bertsch folgte ihm instinktiv auf seinem Motorrad. Er überholte den Pkw, stoppte ihn und hinderte den Fahrer bis zum Eintreffen der Polizei an seiner Flucht. Durch sein Handeln konnte der mutmaßliche Täter festgenommen werden.

Titelbild: Die Bürger die geholfenhaben, Menschen zu stützen und Täter zu ermitteln, wurden im Polizeipräsidium Mittelhessen geehrt. (Foto: Polizeipräsidium Mittelhessen)

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