Archäologie

Römischer Fassbrunnen entdeckt

Über 7000 Jahre alte Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit, ein frühkaiserzeitliches römisches Marschlager und ein römischer Fassbrunnen wurden bei archäologischen Untersuchungen in den Erweiterungsflächen des Gewerbegebietes „Am Warthweg“ beim Karbener Stadtteil Okarben entdeckt. Am 19. September 2023 werden die Funde während eines Tages der offenen Tür vorgestellt.

Reiche Archäologielandschaft

Seit 2022 laufen archäologischen Untersuchungen. „Schon durch Grabungen aus den 1980er-Jahren und weiteren Grabungen im Zuge des Ausbaues der Nordumgehung Karben in den Jahren 2014 und 2016 war klar, in welcher reichen „Archäologielandschaft“ man sich bewegt. Diese Vermutung wurde durch die im Vorfeld der Grabungsarbeiten durchgeführten geophysikalischen Untersuchungen eindrucksvoll bestätigt“, berichtet der Wetteraukreis in einer Pressemitteilung. Mithilfe der „Geomagnetik“ wurden Gruben und Gräben erkannt. Genauere Erkenntnisse brachten dann die Ausgrabungen auf dem insgesamt 8,8 Hektar großen Gebiet möglich.

Überblick über die Ausgrabungsfläche bei Okarben. (Fotos: Wetteraukreis)

Die frühesten Funde auf dem Gelände stammen aus der „Älteren Jungsteinzeit“. Es handelt sich um über 7000 Jahre alte Siedlungsreste der ersten Ackerbauern und Viehzüchter in der Wetterau. „Ein echtes Highlight“ sind laut Wetteraukreis zahlreiche endneolithische Bestattungen. Diese würden im „Normalfall“ nur einzeln oder in kleinsten Gruppen angetroffen, deshalb würden sie in der älteren Forschung auch als „Einzelgrabkultur“ bezeichnet. „Mit bisher insgesamt acht Gräbern bilden die aktuellen Untersuchungen in Karben einen wichtigen Beitrag für die Erforschung des Endneolithikums in Hessen“, teilt der Wetteraukreis stolz mit.

Römisches Marschlager

Ein frühkaiserzeitliches römisches Marschlager war bereits während der Untersuchung zur Nordumgehung entdeckt worden, konnte aber noch nicht datiert werden. In Kombination von gezielt angelegten Schnitten und den Ergebnissen der Geomagnetik ist nun der weitere Verlauf der bereits 2014entdeckten Spitzgräben verfolgt worden. „Mit den nun nachgewiesenen Grabenlängen von 310 Meter mal 440 Meter ergibt sich eine Lagergröße von mindestens 13,6 Hektar. Es verdeutlicht die Bedeutung Okarbens als Rastplatz während der Germanenkriege“, berichtet derWetteraukreis.

Der römische Fassbrunnen.

Unter den weiteren römischen Strukturen, die wohl einer ländlichen Siedlung aus der mittleren Kaiserzeit zuzuweisen sind, hebt der Kreis den Fund eines römischen Fassbrunnens hervor. Dieser befand sich in feuchtem Boden und blieb dadurch optimal erhalten. Die untere Hälfte des römischen Holzfasses sowie organische Proben, darunter bearbeitete und unbearbeitete Holzreste sowie Tierknochen, Reste von Insekten, Gräsern und Samen konnten für spätere Untersuchungen geborgen werden.

Im nordöstlichen Teil der Flächen wurden spätantike Siedlungsstrukturen entdeckt. Zahlreiche Pfostenstellungen ordnen die Archäologen einer kleinen Siedlung oder einem Hofplatz zu, der aus der Zeit der Alamannen, dem 5. Jahrhundert nach Christus, stammt. „Auch für das ebenfalls bekannte Gräberfeld der nachfolgenden Merowingerzeit aus dem 6. und 7. Jahrhundert nach Christus konnten überraschende neue Erkenntnisse gewonnen werden. So zeigte sich durch den Fund von drei neuen Gräbern, dass die ursprüngliche Ausdehnung nach Süden wesentlich größer als bisher angenommen war. Die schon im Frühmittelalter teils beraubten Gräber enthielten noch zahlreiche zurückgelassene Grabbeigaben, unter anderem eine Lanzenspitze, einen Schildbuckel, einen Knochenkamm und Glasperlen“, berichtet die Pressestelle des Kreises.

Die Stadt Karben lädt gemeinsam mit hessenArchäologie, der Archäologischen Denkmalpflege des Wetteraukreises und der vor Ort tätigen Grabungsfirma Wiba für Samstag, 9. September 2023, ab 10 Uhr zu einem „Tag der offenen Tür“ ein. Treffpunkt ist die Baustelleneinrichtung an der Rückseite des Rewe-Marktes.

Titelbild: Mehrere Gräber wurden freigelegt.

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