Altes Hallenbad

Kulturpreis und Baufortschritte in Friedberg

Von Klaus Nissen

Die Frankfurter wollen gut 900 Millionen Euro für ein neues Opernhaus ausgeben – die Wetterauer schaffen das mit vier Millionen – und dem Engagement unbezahlter Freiwilliger. Die bekamen am 13. November 2017 den Wetterauer Kulturpreis. Parallel dazu dirigieren die Aktivisten eine Handwerkertruppe  – und arbeiten an der Wiederauferstehung Babba Hesselbachs im Theater Altes Hallenbad.

Altes Hallenbad  kriegt eine Heizung

Stolz zeigt Uli Lang die Kulturpreis-Urkunde. Er hat sie mit Hans-Jürgen Salazkat (links) und Reinhard Wilk im Namen aller Mitglieder der Hallenbadtheater-Initiative entgegen genommen. Ganz links Landrat Joachim Arnold, rechts Sparkassen-Chef Günter Sedlak. Fotos: Nissen

In der Kultursaison 2017 hat es noch nicht geklappt. Nur das ehemalige Kesselhaus des früheren Jugendstil-Hallenbades an der Haagstraße ist für Lesungen, Vorträge und kleine Konzerte beheizbar. Der ehemalige Schwimm-Saal nebenan blieb recht kühl, als Landrat Joachim Arnold am 13. November den Wetterauer Kulturpreis an die Bauherren und Programm-Macher des Theaters Altes Hallenbad überreichte. Rund 150 Gäste applaudierten heftig. Um sich warm zu halten – und aus Freude über den Preis für die knapp drei Dutzend Aktiven und die etwa 1500 Förderer des Kulturzentrums.

Ihnen gebühre Hochachtung, sagte Friedbergs Bürgermeister Michael Keller auf der Bühne. „Die Stadt alleine hätte es nie geschafft“, das seit 1980 geschlossene Hallenbad in einen Ort für Theater, Kleinkunst, Konzerte, Ausstellungen und sogar für Opern zu verwandeln. Eine Gruppe um den früheren Konradsdorfer Schuldirektor Uli Lang aus Ockstadt hatte ab 2009 die vernachlässigte Immobilie von der Stadt übernommen. Die Aktivisten gründeten eine gemeinnützige GmbH für die Umbau-Arbeiten, einen Förderverein zur Finanzierung und eine Kultur-AG, die von März bis Dezember dutzende Kultur-Events auf die Bühne bringt.

Van Nelsen liest Hesselbach

Das nächste ist am 3. Dezember 2017 ab 16 Uhr das Stück „Gut gegen Nordwind“ mit der Theatercompagnie Die Tagträumer. Am 12. Dezember lässt Jo van Nelsen in einer Lesung den weltberühmten Friedberger Wolf Schmidt alias Babba Hesselbach von den Toten auferstehen. Er liest im beheizten Kesselhaus die nie gesendete Episode „Die Kündigung“, in der Mamma um die Karriere ihres Gatten bangt. Und die Folge „Die Spezialistin“, in der eine Umstrukturierung des Hesselbachschen Unternehmens für Probleme sorgt.

Uli Lang deutet auf die ramponierte Decke des Zentral-Foyers. Der jetzige Lagerraum soll ab 2018 für Ausstellungen und als Zugang zum Saal hergerichtet werden.

Bei solchen Veranstaltungen kann durchaus etwas Baustaub auf der Garderobe der Gäste landen, sagte Burkhard Struve in der Dankesrede für den Kulturpreis. Denn in den nächsten Jahren wird weiter gewerkelt. Momentan verlegen Dachdecker Biberschwänze auf dem Foyer-Dach und dem Seitenbau. Parallel wird unterm Dach das Gebläse für die Gas-Thermen installiert. Es kann etwa ab Mai 2018 kühle Luft und im Winter Wärme in den großen Saal pumpen. Im  Frühjahr 2018 soll auch die große Ost-Terrasse benutzbar werden,  sagt Uli Lang. Das Publikum kann dort mit einem Premium-Blick auf den Roten Turm flanieren und in den Pausen Sekt und Saft verkosten.

2018 wächst das Theater um ein Foyer und eine Terrasse

Etwa 200 000 Euro kosten die aktuellen Arbeiten. Das auf 2500 Euro bezifferte Kultur-Preisgeld vom Kreis hilft da nur begrenzt. Vor allem das Landesamt für Denkmalpflege und die Deutsche Kulturstiftung aus Bonn ermöglichen den Umbau, so Uli Lang. Viele weitere  Sponsoren hülfen dabei, das Alte Hallenbad zum Kulturtempel zu machen. Die Stadt Friedberg, die in den ersten Jahren nur die sowieso anfallenden Unterhaltskosten beisteuerte, will 2018 und 2019 zusätzliches Geld geben. Pro Jahr sind es dann etwas mehr als 40 000 Euro. Mehr als zehnmal so viel brauchen Uli Lang und seine Freunde ab 2018 für den vierten Bauabschnitt. Da  soll das vier Meter breite und gut 15 Meter lange Zentral-Foyer wieder hergerichtet werden. Zum Beispiel für Ausstellungen. Von dort kann der alte Haupteingang in den Saal wieder geöffnet werden, so dass dann Veranstaltungen mit 350 statt 150 zahlenden Gästen möglich werden. Jenseits des Zentral-Foyers wird ein Seminarraum entstehen. Und irgendwann kann darunter auch eine Gaststätte mit Bar, Küche und Sozialräumen einziehen, hoffen die unbezahlt rackernden Theater-Betreiber. Uli Lang: „Wenn wir irgendwie vier Millionen dafür gewinnen, ist das realistisch“.

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