Afrikafest in Lißberg

Alte Burg braucht neue Duschen

Von Klaus Nissen

Dem Corona-Virus fiel das Afrikafest am Lißberger Bergfried in den Jahren 2020 und 2021 zum Opfer. Am 4. und 5. Juni 2022 sollte das kleine, feine Festival mit afrikanischer und Weltmusik endlich wieder stattfinden. Doch das Organisteam muss es schon wieder verschieben. Aus sehr profanen Gründen.

Afrikafest gibt es erst wieder 2023

Obwohl die Corona-Regeln es zulassen würden, fällt das Fest am Pfingstwochenende2022 schon zum dritten Mal hintereinander aus. Marion Schmitt vom Freundeskreis der Festival-Macher: „Wir haben leider in Absprache mit der Stadt Ortenberg feststellen müssen, dass die sanitären Anlagen und die Küche auf Grund der Renovierungsbedürftigkeit aktuell nicht nutzbar sind.“

Vom 27 Meter hohen Bergfried aus blickt man während des Festivals auf den Gastro-Bereich im Innenhof. Wegen der defekten Küche können an den kommenden Pfingsttagen aber keine Gäste bewirtet werden. Fotos: Nissen

Schon 32mal fand das Festival in der malerischen Kulisse statt. Es zieht – je nach Wetter und konkurrierenden Veranstaltungen – einige hundert bis tausend Musikfans aus ganz Deutschland und den Nachbarländern an. Der Überschuss aus dem Kartenverkauf fließt laut Freundeskreis in Entwicklungsprojekte wie etwa dem Brunnenbau in Senegal oder eine Frauenklinik für Burkina Faso.

Die Außenküche ist nicht benutzbar

Etliche Festivalbesucher quartieren sich an den Pfingstwochenenden gerne in Campmobilen und Zelten auf dem unteren Burghof ein. Aber das ist dieses Jahr nicht zumutbar. Die Duschen auf dem Burggelände sind verschimmelt, sagt Petra Erdtmann vom Afrikafest-Freundeskreis auf Nachfrage. Außerdem verkündete die Stadtverwaltung, dass die offene Lager-Küche neben der Burghalle nicht nutzbar sei. Woran es da genau hapert, habe man nicht mitgeteilt. Die Festival-Organisatorinnen leben nicht vor Ort, sondern in Heidelberg, Bad Kreuznach und Bonn.

Das Campen im unteren Burghof scheitert in diesem Jahr an den nicht nutzbaren Duschen.

Schon vor der Corona-Zeit gab es Probleme mit den Sanitär-Anlagen, sagt Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring (SPD). Die Duschen seien verschimmelt, weil Wasser in die Mauern eindringe. Und die Lagerküche mit den offenen Sandsteinwänden könne nicht mehr so sauber gehalten werden, wie es nach den Erfahrungen mit dem Corona-Virus zwingend notwendig sei. Wenn dann noch Risse in der Burgmauer zu beheben sind, „landen wir ruckzuck bei einer Million an Kosten“.

Stadt hofft auf Zuschüsse für die Sanierung

Bei der städtischen Etatdebatte im Februar 2022 setzten die Stadtverordneten einen Sperrvermerk beim Kosten-Ansatz für die Lißberger Sanierung. „Wir haben die Hoffnung, dass wir hier von anderer Stelle noch Fördermittel generieren“, sagte damals der Haupt- und Finanzausschuss-Vorsitzende Dirk Vogel (CDU). Die Bürgermeisterin hofft, dass bald Zuschüsse hereinkommen. Die Burg Lißberg sei ja ein zentraler Ort für die Landesgartenschau im Jahr 2027.

Die aus Sambia stammende Sängerin Yvonne Mwale gastierte mit ihrer Band 2018 in der Lißberger Burg. Momentan kann dort niemand mehr auf die Bühne. Stattdessen wird die Band am 31. Juli 2022 auf dem Herzberg-Festival im nordhessischen Breitenbach zu hören sein. Foto: Nissen

Das Afrika-Fest hätte nicht zwingend abgesagt werden müssen, meint die Bürgermeisterin. Die Stadtverwaltung hätte den Einsatz von Duschcontainern und einer mobilen Küche in der Burg toleriert. Schließlich sei man froh, dass die Weltmusik-Freunde jedes Jahr das Kulturleben in Ortenberg bereichern.

Die aktuellen Probleme gefährden nach Pfeiffer-Pantrings Einschätzung auch nicht das Programm für das Festwochenende zum 800-jährigen Bestehen Lißbergs vom 15. bis 17. Juli. Der Historiker Christian Vogel soll über die Geschichte Lißbergs erzählen. Konzerte geben die „Rock Diamonds“ und das Bonifatius-Ensemble voraussichtlich auf dem Sportplatz neben der Burg. Für den 17. Juli ist ein Frühschoppen mit der „Oberhessischen Sieben“ geplant. In der Burghalle soll es einen Festkommers und eine Ausstellung über Ereignisse und Menschen in der langen Geschichte Lißbergs geben. Für die menschlichen Bedürfnisse der Besucher sind die Toiletten und die kleine Catering-Küche nutzbar, sagt die Bürgermeisterin.

Diese vier Frauen organisieren das Afrika-Fest in der Lißberger Burg: Andrea Schiel, Petra Erdtmann, Monika Arnold und Marion Schmitt (von links) können es aber erst wieder im Jahr 2023 veranstalten.

Auch wenn es am Pfingstwochenende kein Afrika-Fest gibt, kommen die Organisatorinnen am ersten Juniwochenende in die Burg. Sie wollen sich mit Stadt-Vertretern und den örtlichen Unterstützern ihres Festivals treffen. „Wir haben uns wegen der Corona-Epidemie schon so lange nicht gesehen“, bedauert die in Bad Kreuznach lebende Petra Erdtmann. „Außerdem wollen wir nachschauen, in welchem Zustand unsere Festival-Utensilien sind, die wir im Burgkeller gelagert haben.“

Weltmusik-Fans müssen dieses Jahr also auf andere Festivals ausweichen. Vom 26. bis 29 Mai gibt es auf den Main-Wiesen bei Würzburg das 33. große Africa-Festival mit dem Stargast Angelique Kidjó. Und für den 14. bis 17. Juli wird im beschaulichen Wassertrüdingen südöstlich von Nürnberg das familientaugliche „Afrika Karibik Fest“ angekündigt.

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