Sprudelhof

Der Bad Nauheimer Jahrhundert-Beschluss

Von Petra Ihm-Fahle

Eine historische Entscheidung liegt am Donnerstag, 25.1.2018, im Bad Nauheimer Parlament an: Zur Abstimmung steht das städtebauliche Konzept für den Sprudelhof, das einem Entwurf des Bad Nauheimer Architekten Johannes P. Hölzinger folgt. Das Gremium tagt um 19.30 Uhr in der Trinkkuranlage. Nachdem die Magistratsvorlage gerade im Bau- sowie Haupt- und Finanzausschuss einmal mit großer Mehrheit, das andere Mal einstimmig beschlossen wurde, scheint das Votum fast sicher zu sein.

Therme, Hotel, Theater

Zentrale Person ist der Architekt Johannes P. Hölzinger, hier bei der Bürgerversammlung im November, als er sein städtebauliches Konzept für den Sprudelhof vorstellte. (Fotos: Petra Ihm-Fahle)

Die Pläne sehen eine exklusive Reihenwohnbebauung entlang der Ludwigstraße zwischen Kerckhoff-Institut und Therme vor, wobei die beiden historischen Verwaltungsgebäude ausgespart werden. Gebaut würde zudem ein neues Thermalbad, das sich aus den Grundstücksverkäufen finanzieren soll, sowie ein Hotel und zwei Tiefgaragen. Die Therme soll an das Badehaus 2 angebunden werden, die städtische Spielstätte und das Theater Alte Feuerwache (TAF) würden vom Badehaus 2 in den Kesselraum des Badehauses 3 umziehen.

„Mutiger Entwurf“

Bürgermeister Klaus Kreß (links), hier mit dem Fachdienstleiter für Stadtentwicklung Matthias Mroncz, freut sich über die breite Zustimmung aus der Politik. Der Entwurf sieht eine Wohnbebauung entlang der Ludwigstraße vor, sowie Therme, Hotel, Tiefgaragen und eine Anbindung des Schwimmbads an das Badehaus 2.

Erst Anfang November ging der neue Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) mit den Plänen an die Öffentlichkeit, nachdem Architekt Hölzinger und Jürgen Patscha (Fachbereichsleiter Stadtentwicklung) schon eine Weile daran getüftelt hatten. Der Vorgänger von Kreß, Armin Häuser (CDU), hatte kein Interesse daran gehabt, das Konzept auf den Weg zu bringen. Er fand den Entwurf zwar mutig, glaubte aber auch, dass das Konzept viele Hindernisse im Detail aufweise und wegen der Wohnbebauung kontrovers diskutiert werden würde. Und das geschieht nun auch, wie sich bei einer Bürgerversammlung Ende November zeigte, bei der nicht viel Kritik kam – aber wenn, bezog sie sich vor allem auf die Wohnbebauung. Befürchtet wird ein „Zumauern“ des Sprudelhofes, was laut der Planer nicht der Fall sein wird. Vielmehr sollen breite Durchlässe dafür sorgen, dass der Sprudelhof von der Ludwigstraße nach wie vor zu sehen ist, gar in Szene gesetzt wird. Vorsorglich haben bekannte Einwohner wie die Künstler Klaus Ritt, Jürgen Wegener, Jox Reuss und seine Frau Heike, sowie der frühere Kulturamtsleiter Johannes Lenz denn auch eine Bürgerinitiative „Pro Sprudelhofbebauung“ angestoßen. Gründungsversammlung ist am Dienstag, 30. Januar (19 Uhr, Badehaus 7).

Arbeit geht erst richtig los

ürgen Wegener (links) und Klaus Ritt gehören zu den Initiatoren der Bürgerinitiative Pro Sprudelhofbebauung.

Rathauschef Kreß ist nach den eindeutigen Abstimmungen in den Ausschüssen sehr guten Mutes. „Die Debatte war richtig sachlich und konstruktiv“, erklärt das Stadtoberhaupt dem Neuen Landboten. Bei bestimmten Projekten könne man mit knappen Beschlüssen leben, aber bei solch einer großen Entscheidung sei die große Mehrheit wichtig. Wie der Bürgermeister in den Ausschüssen deutlich machte, handelt es sich zunächst um einen Grundsatzbeschluss. Laut Kreß hatte die FW/UWG Konkretisierungswünsche zum Text des Beschlusses, denen nachgekommen wurde: „Alle einzelnen Teilprojekte müssen mit Finanzierungskosten noch mal einzeln in die Gremien.“ Sollte die Stadtverordnetenversammlung den Ausschüssen folgen, könnte die Kommune den Neubau der Therme im Februar schon ausschreiben. „Planung, Bau, Betrieb – und das Hotel wollen wir dann auch ausschreiben. Wir wollen es im Paket machen“, sagt Kreß. Wunsch wäre es, die Herberge an die Therme anzubinden. Getan sei die Arbeit nun allerdings nicht, konstatiert das Stadtoberhaupt. Vielmehr gehe sie erst richtig los.

Visualisierungen geplant

Es wird einen Investoren- und Architektenwettbewerb mit Visualisierungen geben, eine weitere Bürgerversammlung soll terminiert werden. „Man soll sich vorstellen, wie es aussehen könnte.“ Ziel sei eine Neueröffnung der Therme Ende 2020/Anfang 2021, wobei dies sehr sportlich gedacht sei, wie Kreß einräumt.

Die Christdemokraten sind voll dafür, wie Fraktionsvorsitzender Manfred Jordis zum Neuen Landboten sagt: „Wir haben die Anbindung der Therme ans Badehaus 2 schon immer als richtigen Weg erachtet, um ein attraktives Thermalbad zu gewährleisten. Dass das nur möglich ist, wenn genügend Parkplätze da sind, ist logisch.“ Klar sei auch, dass für TAF und Spielstätte eine andere adäquate Lösung herbeigemusst hätte, was nun gegeben sei. „Und in punkto Hotel sehen wir viele Synergieeffekte, das Wohnprojekt ist wichtig zur Gegenfinanzierung.“

Häuser für Millionäre?

Stadtverordneter Georg Küster (SPD) betont: „Uns überzeugt, dass endlich eine Gesamtlösung des gesamten Areals da ist, kein Klein-Klein, wie es bisher war.“ Die Lösung für das Theater werde von den Sozialdemokraten sehr begrüßt. Als Befürworter des sozialen Wohnungsbaus und bezahlbaren Wohnraums, was immer noch nicht richtig laufe, bedauert der Genosse, „dass wieder Häuser für Millionäre errichtet werden“, aber grundsätzlich finde die SPD das Projekt gut. Die Grünen indes sind unterschiedlicher Ansicht, es gibt Befürworter, aber nicht nur. Der frühere Fraktionsvorsitzende Dr. Martin Düvel erklärt etwa, stets für eine Sanierung der Therme gewesen zu sein, weshalb er gegen den städtebaulichen Entwurf votierte.

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