Jugendliche wurden geehrt
Es sind bemerkenswerte Projekte, für die sich Jugendliche und junge Erwachsene im Landkreis Gießen starkmachen – das zeigt der JugendEngagementPreis JEP! des Landkreises Gießen jedes Jahr. Seit 2020 zeichnet eine Jury engagierte junge Menschen zwischen zwölf und 27 Jahren und Institutionen aus, die sich in besonderer und vielfältiger Weise für das Wohl der Allgemeinheit einsetzen.
„Falsches Bild über junge Leute“
In den Räumen der Kreisverwaltung fand nun die Preisverleihung statt, berichtet die Pressestelle des Landkreises Gießen.
„Das Bild von Jugendlichen, die sich nicht für ihr Umfeld interessieren, ist in viele Köpfen verankert und das, obwohl nahezu die Hälfte von ihnen ehrenamtlich aktiv ist. Der JugendEngagementPreis verdeutlicht, dass junge Leute in ganz verschiedenen Bereichen tätig sind und die von ihnen übernommenen Aufgaben mit besonders großem Eifer wahrnehmen“, lobte Landrätin Anita Schneider die anwesenden Nominierten.
Insgesamt elf Vorschläge waren im vergangenen Jahr bei der Jury eingegangen – Tipps aus der Öffentlichkeit und Vorschläge der Jugendförderung des Landkreises Gießen. Nach der Auslobung im Dezember folgte die Preisverleihung.
Erster Preis geht nach Lollar
Über den ersten Preis darf sich die Kinder- und Jugendvertretung Lollar freuen, die die Interessen junger Leute vor Ort vertritt und ihnen Gehör verschafft. Jugend- und Sozialdezernent Frank Ide hob den vielfältigen Einsatz des jungen Teams in seiner Laudatio hervor: „Ihr fördert den Zusammenhalt in eurer Stadt und setzt euch leidenschaftlich für die Gemeinschaft in Lollar ein, indem ihr vielfältige Projekte und Veranstaltungen unterstützt und unter anderem einen Kreativtreff ins Leben gerufen habt. Euer Engagement trägt dazu bei, dass Demokratie gelebt und eure Stadt mit Leben gefüllt wird.“
Victoria Faurean ist Teil der Kinder- und Jugendvertretung. In ihren Dankesworten an das Publikum verdeutlichte sie, wie wichtig junges Ehrenamt für die Gesellschaft ist: „Wir leben Demokratie im Kleinsten und wollen etwas bewegen an dem Ort, an dem wir zu Hause sind. Seit ich mich in Lollar engagiere, habe ich gemerkt, dass junge Leute eine enorme Kraft haben, etwas zu verändern.“ Das Preisgeld von 1500 Euro soll in künftige Projekte der Kinder- und Jugendvertretung fließen.
Luke Schaaf recherchiert Leben einer Jüdin

Demokratische Werte stehen auch im Mittelpunkt der Arbeit von Luke Schaaf, der sich über den zweiten Platz und ein Preisgeld von 1000 Euro freuen darf. Luke Schaaf recherchiert seit 2022 zum Leben von Ruth Wertheim und bezieht dabei die Familie der Jüdin mit ein. Zur Zeit des Nationalsozialismus lebte Ruth Wertheim in Londorf, dem Heimatort von Luke Schaaf. In Kürze erscheint darüber das erste Buch des 17-Jährigen.
„Sie sind in Ihrem eigenen Dorf auf Spurensuche gegangen, haben Kontakt zur Familie von Ruth Wertheim aufgenommen und mit unglaublichem Eifer daran gearbeitet, ihre Lebensgeschichte zu erzählen, die verdeutlicht, wie wichtig es ist, für die Werte unseres Grundgesetzes und die Würde des Menschen einzustehen. Sie halten Vorträge in Schulen und betätigen sich zudem auf vielfältige Weise kommunalpolitisch. Sie möchten Ihren Teil dazu beitragen, unsere Demokratie wertzuschätzen. Dafür zeichnen wir Sie heute aus“, würdigte Landrätin Schneider den Zweiplatzierten.
„Ich möchte nicht die Verantwortung für das übernehmen, was damals passiert ist, sondern die Verantwortung dafür, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und Hass und Hetze in unserem Land nicht zulassen“, schilderte Luke Schaaf, der die Familie von Ruth Wertheim bereits einmal in den USA besucht hat. Mit dem Preisgeld will er sich eine zweite Reise dorthin ermöglichen: „Dann werde ich ein Exemplar meines Werks als Symbol dafür dabei haben, dass wir uns in Deutschland mit Nachdruck dafür einsetzen, dass sich die grausame Zeit des Holocaust nicht wiederholt.“
Kayla Möller will Klinikalltag verbessern
Seit 2022 besuchen sogenannte „Herzbuddies“ junge Menschen auf der psychosomatischen Station des Universitätsklinikums Gießen. Eine von ihnen ist Kayla Möller. Die Medizinstudentin möchte dem tristen Klinikalltag der Patient:innen etwas entgegensetzen und besucht sie regelmäßig auf Station in Gießen.
Inzwischen hat Kayla Möller in Gießen einen neuen Standort des Vereins HerzCaspar aufgebaut, der bislang nur in Hamburg und Berlin aktiv war. „Als Gesellschaft haben wir eine Verantwortung für Menschen, die unter psychosomatischen Problemen leiden und wir sollten uns bewusst sein, dass wir immer irgendwie helfen können“, schilderte Kayla Möller im Rahmen der Preisverleihung. Für ihr Engagement überreichte ihr Katharina Traoré, stellvertretende Leitung des Freiwilligenzentrums Gießen, einen symbolischen Scheck für den dritten Platz, der mit 500 Euro dotiert ist.
Sonderpreis für gebürtigen Ukrainer
Über einen von Landrätin Schneider und Sozialdezernent Ide gestifteten Sonderpreis in Höhe von 200 Euro durfte sich zudem Valeriy Andryeyev freuen. Der gebürtige Ukrainer hat sich bereits in seiner Heimat ehrenamtlich engagiert und im Landkreis Gießen eine Gruppe für junge Menschen gegründet, die auf vielfältige Weise gemeinsam Kultur erleben möchten. Valeriy Andryeyev organisiert unter anderem Schauspielkurse, Spieleabende und Konzerte und kooperiert dabei mit dem Kulturzentrum Jokus und dem Jugendbildungswerk der Stadt Gießen. Er nahm den Preis von Jurymitglied Sigrid Unglaub, Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege, entgegen.
Zusammensetzung der Jury
Neben Sigrid Unglaub bestand die Jury aus Landrätin Schneider, Sozialdezernent Ide, Kreistagsvorsitzendem Claus Spandau, Janine Uhlenbrock vom Team der Jugendförderung sowie Katharina Traoré vom Freiwilligenzentrum und Anna Lena Fleeth, Sprecherin des Kreisjugendrings.
Titelbild: Der JugendEngagementPreis zeichnet junge Menschen für ihren vielfältigen Einsatz aus. Insgesamt waren elf Vorschläge bei der Jury eingegangen, vier von ihnen erhielten eine Auszeichnung. (Foto: Landkreis Gießen)