Jedes Jahr mehr Holz im Stadtwald
Von Klaus Nissen
Gut 900 Festmeter Holz wachsen pro Jahr im Stadtwald von Bad Vilbel. Trotz etlicher Klimaschäden ist sein Zustand gut, versichern der neue Forstamtleiter Marian Krüger und Revierförster Eckhard Richter. Die Biomasse nehme zu. Aber junge Eichen haben es schwer, sagten die Experten.Die Fichten sind schon fast verschwunden
Alle zehn Jahre berichtet der Landesbetrieb Hessenforst besonders ausführlich über den Zustand und die Nutzung des 173 Hektar großen Waldes im Südosten von Bad Vilbel. Das Forstamt Nidda kümmert sich im Auftrag der Stadt um das Gehölz zwischen der Kernstadt und Bergen-Enkheim. Von dort kam Marian Krüger zum Umweltausschuss – der junge Nachfolger des langjährigen Forst-Chefs Bernd Reißmann.
Im Vergleich zum teils schon kahlen Taunuswald bei Rosbach und Friedberg steht der Vilbeler Forst prima da, sagte Krüger. Der Vilbeler Wald habe viele alte Traubeneichen mit großen, dichten Kronen. Sie machen vier von zehn Bäumen dort aus und wurzeln tief im fruchtbaren Wetterauer Ton und Löß. Der kann das immer unregelmäßiger fallende Regenwasser gut speichern.
Die Buchen stellen drei von zehn Bäumen im Stadtwald. Auch sie können laut Krüger und Revierförster Richter recht gut mit den höheren Temperaturen und dem vorübergehenden Wassermangel klarkommen. Bei den „Edellaubbäumen“, die weitere 20 Prozent des Waldes ausmachen, ist das nicht so. „Wir haben das Eschentriebsterben und den Ahornrost. Damit kann uns leicht eine Baumart flöten gehen“, sagte Marian Krüger. Die Fichte sei so gut wie verschwunden. Sie wird auch nicht mehr angepflanzt. Die Umweltbelastung für den ganzen Wald werde deutlich größer.
In den nächsten Jahren wächst die Biomasse
Mit ihren durchschnittlich 130 Lebensjahren sind die meisten Eichen eigentlich reif für die Säge. „Aber wir nehmen nur ganz wenige alte Bäume raus“, sagte der Forstamtsleiter. Das liege auch auch daran, dass vorrangig abgestorbene oder bald sterbende Pflanzen aus dem Wald geräumt werden müssen. Zuletzt räumten die Waldarbeiter mit 603 Festmetern fast ein Drittel mehr als geplant zum Abtransport an die Waldwege. Doch in den nächsten zehn Jahren sollen jährlich nur noch 4,6 Festmeter pro Hektar Wald gefällt werden. Gleichzeitig wachsen 9,2 Festmeter hinzu – die Biomasse werde also immer mehr.
Mindestens fünf „Habitatbäume“ pro Hektar sind bis mindestens 2032 vor der Säge sicher. Sie bleiben auch stehen, wenn mal ein Stamm oder Ast abstirbt, damit Insekten und Vögel dort besser überleben können.
Das fast lückenlose Kronendach sei auch problematisch, sagten die beiden Förster. Denn die jungen Eichen hätten im Schatten keine Chance, aufzuwachsen. „Der Nachwuchs fehlt. Wir haben faktisch keine kleinen Eichen“, so Marian Krüger. Deshalb sei es wichtig, hier und da etwas Licht durch eine Lücke auf den Boden zu bringen.
Bürger verfolgen argwöhnisch das Tun der Waldarbeiter
Seit 2019 waren die Aktionen der Förster und Waldarbeiter einigen Vilbelern und dem örtlichen Naturschutzbund Nabu übel aufgestoßen. Sie würden mit ihren schweren Maschinen allzu viele Bäume aus dem Wald holen, hieß es bei teilweise hitzigen Treffen vor Ort und in der Umweltkommission. Sie vernetzten sich seitdem über die Webseite badvilbel-wald.de.
In der jüngsten Ausschuss-Sitzung zum neuen Zehnjahresplan (im Amtsdeutsch „Forsteinrichtungswerk“) ging es sehr sachlich zu – dennoch spürte man das Misstrauen der Grünen-Fraktion. Myriam Gellner betonte wortreich immer wieder, wie wichtig der Wald sei. In einer eigens verfassten Presseerklärung forderten die Grünen eine „deutlich nachhaltigere Ausrichtung“ des Forstbetriebs. Und beantragten, fortan alle fünf Jahre ganz genau über den Zustand des Waldes informiert zu werden.
„Aber das machen wir doch jedes Jahr!“ protestierte Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) und hielt das jüngste Exemplar des alljährlichen Waldwirtschaftsberichts in die Höhe. Die Mehrheit von CDU und SPD lehnten den zusätzlichen Fünfjahresbericht schließlich ab. Den Zehnjahresplan für den Wald trugen die Grünen dann mit.