Kleebachtaler Hof

Spezialität ist der Scha-Zi

Von Michael Schlag

Mit seinem gereiften Käse aus Schafsmilch und Ziegenmilch hat sich der Kleebachtaler Hof in Hüttenberg-Hörnsheim einen Namen in der Region gemacht. Eine Spezialität ist der „Scha-Zi“, ein gereifter Käse aus einer Mischung von Schafs- und Ziegenmilch.

Frischkäse, Joghurt und Schnittkäse

Dienstagnachmittag, 15 Uhr auf dem Kleebachtaler Hof in Hüttenberg-Hörnsheim. Vanessa Heintz lässt die Schafe, Milchschafe der Rasse Lacaune in den Melkstand. Einige sind noch jung und etwas nervös, müssen sich an die tägliche Prozedur erst gewöhnen. Nach der Melkmaschine wird jedes Euter noch von Hand ausgemolken. Nach den Schafen kommen die Milchziegen, Rasse Weiße Deutsche Edelziegen, in den Melkstand, sie haben schon ungeduldig am Eingang gewartet. Die Milch kommt in zwei getrennte Kühltanks und wird am Tag darauf, spätestens am zweiten Tag zu Frischkäse, Joghurt und Schnittkäse verarbeitet. Gerade mit seinem gereiften Käse aus Schafsmilch und Ziegenmilch hat sich der Kleebachtaler Hof mittlerweile einen Namen in der Region gemacht. Es gibt ihn als Naturkäse oder in verschiedenen Variationen gewürzt, etwa Bärlauch oder mit Bockshornklee. Eine echte Spezialität ist der „Scha-Zi“, ein gereifter Käse aus einer Mischung von Schafs- und Ziegenmilch. Kräftig und würzig, aber nicht zu streng im Geschmack. Spricht man „Scha-Zi“ oberhessisch weich aus, hat man eine Vorstellung, wie er auf der Zunge zergeht.

Vanessa Heintz beim Melken der Schafe. (Fotos: Michael Schlag)

Gemolken wird täglich ab drei Uhr nachmittags – außer am Mittwoch und am Freitag, dann öffnet Vanessa Heintz von 15 bis 18 Uhr den Verkaufswagen auf dem Kleebachtaler Hof. Deshalb hat sie mittwochs und freitags bereits um neun Uhr morgens gemolken, die Ziegen und Schafe wüssten das auch, „die haben sich genau an meine Zeiten gewöhnt,“ sagt Vanessa Heintz. Man müsse nicht unbedingt an jedem Tag um dieselbe Uhrzeit melken, wichtig sei aber: „Man muss die Regelmäßigkeit einhalten; die wissen genau, Mittwoch und Freitag komme ich vormittags zum Melken, die Euter sind dann auch voll“. Alle Milch wird pasteurisiert und außer zu Hartkäse auch zu Joghurt und verschiedenen Arten Frischkäse verarbeitet. Den Schafskäse vom Kleebachtaler Hof macht Vanessa Heintz geschmacklich eher mild, auch der Käse „nach Feta-Art“ (so muss er rechtlich heißen) schmeckt nicht so streng wie der Feta, der im Lebensmittelhandel angeboten wird. Der Ziegenkäse, der weniger Fett enthält, ist etwas intensiver im Geschmack. Und der Scha-Zi hat von Beiden etwas.

Schnittkäse vom Kleebachtaler Hof.

Alte Haustierrassen

Während des Melkens am Nachmittag erzählt Vanessa Heintz, wie sie auf den Betrieb kam: „Ich bin eigentlich Modeberaterin und als mein Vertrag auslief, hat es sich angeboten, hier mitzuhelfen.“ Zunächst beim Verkauf auf den Wochenmärkten, dann lernte sie von ihrer Schwiegermutter Christine Heintz das Käsehandwerk und „da ich auch den Käse mache, passt es ja, dass ich mir quasi die Milch selber produziere“. Aber war es nicht eine große Umstellung von einem Modeberuf in den Melkstand? „Man muss es lieben“, sagt Vanessa Heintz, „es ist eine Leidenschaft, die man lebt.“

Die Familie Heintz.

Der Kleebachtaler Hof in Hüttenberg-Hörnsheim wurde gegründet von Reinhard und Christine Heintz, die 1988 an den heutigen Standort aussiedelten. Derzeit befindet sich der Betrieb im Übergang auf die Hofnachfolger Stefan Heintz und seine Frau Vanessa. Neben den Milchschafen und Milchziegen halten sie im Hüttenberger Land eine Herde Fleischschafe mit den Rassen Rhönschafe und Coburger Füchse; beide gehören zu den besonders geschützten alten Haustierrassen. Die Schafe leben ganz traditionell in Hütehaltung und Koppeln auf wechselnden Weiden und verwerten teils Naturschutzflächen. Im Frühjahr grast die Herde der Fleischschafe zunächst auf den Flächen rund um den Betrieb, dann wandern die Mutterschafe mit ihren Lämmern sechs Kilometer weiter in ein Landschaftsschutzgebiet bei Gießen. Die Bewohner von Lützellinden haben dann in ihren Straßen das selten gewordene Erlebnis einer mit dem Schäfer und seinen Hütehunden ziehenden Schafherde. Die kleinen Landschafe passen auch gut zu den heutigen Wünschen der Verbraucher, sagt Reinhard Heintz, denn „die Leute wollen heute keine Riesenkeule mehr“, gefragt sind vielmehr küchenfertig vorbereitete kleine Teilstücke.

Käse und Schaffleisch auf Wochenmärkten

Vermarktet werden die Produkte des Kleebachtaler Hofs – neben dem Käse auch Lammfleisch, Würste aus Schaffleisch, Eier aus Freilandhaltung und kräftiges Sauerteigbrot – überwiegend auf den regionalen Wochenmärkten am Donnerstag in Wetzlar, am Freitag in Krofdorf-Gleiberg und am Samstag in Bad Vilbel. Den Bauernmarkt in Bad Vilbel, wo der Hof auch frisches Schaffleisch anbietet, hatte Christine Heintz gemeinsam mit anderen Landwirten vor 32 Jahren mitgegründet. Eine weitere Spezialität: Wenn am Mittwoch und Freitag der Verkaufswagen direkt auf dem Kleebachtaler Hof öffnet, kann man hier auch frische Schaf- und Ziegenmilch bekommen, verkauft wird sie mit dem vorgeschriebenen Hinweis „vor dem Verzehr abkochen.“

Allerdings: Es gibt nicht Alles zu jeder Zeit. Denn Vanessa Heintz legt Wert auf eine naturgemäße Aufzucht und Haltung ihrer Tiere. Der Betrieb benutze keinerlei Milchaustauscher, „wir machen nichts mit Pulver“, sagt Vanessa Heintz entschieden. Die Lämmer der Ziegen und Schafe bleiben bei ihren Müttern und werden von ihnen gesäugt, bis sie selber Gras und Heu fressen. Diese „muttergebundene Aufzucht“ bedeutet allerdings: Man kann die Schafe und Ziegen erst wieder melken, wenn die Lämmer soweit sind, dass sie eigenständig fressen. Das kann dazu führen, „dass es keinen Joghurt gibt, weil es gerade keine Schafmilch gibt.“ Oder der Verkauf von Ziegenmilch ausfällt, wenn die Ziegen ihre Milch erstmal für die Lämmer brauchen. Akzeptieren das die Kunden und kommen trotzdem wieder? Vanessa Heintz: „Die Kunden befürworten das sogar, dass die Lämmchen die Milch bekommen, so wie es richtig ist.“

Milchziegen des Kleebachtaler Hofs warten vor dem Melkstand.

Gerade in den Corona-Jahren 2020 und 2021 erfuhr die Familie Heintz eine wachsende Wertschätzung für ihre Produkte und ihre Arbeit. Die öffentlichen Spielplätze waren geschlossen, Eltern und Großeltern kamen mit den Kindern aufs Land – und sie kauften auf dem Hof natürlich auch ein. Zwar ließ das wieder nach, seitdem die Pandemiebestimmungen gelockert sind, doch die Wertschätzung blieb, erzählt Christine Heintz: „Die Leute sind interessiert, die Kunden von den Märkten kommen hierher und sehen sich den Betrieb an“. Eigenproduktion und regionale Direktvermarktung liege weiterhin im Trend und wird hier auch modernisiert. Am Wohnhaus der Drei-Generationen-Familie im Nachbarort Dornholzhausen steht mittlerweile ein Verkaufsautomat (mit online-Bezahlfunktion), hier gibt es zu jeder Zeit alle Produkte des Hofes.

Der Kleebachtaler Hof liegt östlich von Hüttenberg-Hörnsheim. Die Navi-Adresse lautet: Sternstraße 1, 35625 Hüttenberg. Koordinaten 50.5152, 8.6363

facebook.com/kleebachtaler.hof

Titelbild: Schafherde im Kleebachtal.

2 Gedanken zu „Kleebachtaler Hof“

  1. Hallo Familie Heintze,
    ist es möglich bei ihnen ca.10 Ltr. Schafsmilch zu bekommen ?
    Wenn ja,was kostet der Liter ?
    Mfg aus Wetzlar
    Dieter

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