Repair-Café

Pohlheim trotzt Wegwerfgesellschaft

Defekte Staubsauger, Küchengeräte, Bügeleisen, Radios, Uhren, oder Elektrogrills werden im Repair-Café in Pohlheim wieder instand gesetzt und sogar kaputte Kleidung wird geflickt. Gemeinsames reparieren statt wegwerfen ist seit gut einem Jahr in der zweitgrößen Stadt des Landkreises Gießen angesagt.

Zum Wegwerfen zu schade

„Wem kommt das nicht bekannt vor? Der gute Markenstaubsauger, den man seinerzeit von den Schwiegereltern zur Hochzeit geschenkt bekommen hat, gibt auf einmal den Geist auf. Erschreckend, wenn ein so zuverlässiger Weggefährte nach Jahrzehnten seinen Dienst verweigert. Und was nun? Zum Wegwerfen war er eigentlich zu teuer, aber auch die Reparatur beim Hersteller würde einiges kosten“, fragt die Pressestelle des Kreises Gießen in einer Pressemitteilung und fährt fort: „Eine Alternative bietet das Repair-Café Pohlheim.“ Der Hauptamtliche Kreisbeigeordneter Hans-Peter Stock (FW) hat sich angeschaut, wie dort ein solcher Staubsauger mit ein bisschen Schrauben und Löten durch die Zusammenarbeit dreier Ehrenamtlicher neues Leben eingehaucht wurde.

Genau darum geht es beim Repair-Café Pohlheim: Das gemeinsame Reparieren statt Wegwerfen. Seit dem ersten Treffen am 12. September 2017 kommen die Ehrenamtlichen einmal im Monat zusammen, um die hoffnungslosen Fälle vor der Mülltonne zu bewahren. „Die Reparaturen erfolgen kostenlos. Um eine Spende wird gebeten. Auch für Kaffee und Kuchen. Denn bei all dem Werkeln darf das gesellige Beisammensein nicht zu kurz kommen“, heißt es in der Pressemitteilung.

Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter Hans-Peter Stock, Bürgermeister Udo Schöffmann, Dirk Oßwald (Leiter der Lebenshilfe Gießen e.V.), Karl-Reinhard Philipp (Leiter des Seniorenbeirates der Stadt Pohlheim) und seine Stellvertreterin Brigitte Weber (v.l.n.r.) lassen sich erklären, wie mithilfe eines 3-D-Druckers ein kaputtes Thermometer repariert wird. (Foto: Landkreis Gießen)

Seniorenbeirat organisiert den Reparatur-Treff

Verpflegung sowie Räumlichkeiten werden von der Lebenshilfe Gießen (Limeswerkstatt Pohlheim) zur Verfügung gestellt. Organisiert werden die Veranstaltungen durch den Seniorenbeirat der Stadt Pohlheim unter Leitung von Karl-Reinhard Philipp. Sozial- und Abfalldezernent Hans-Peter Stock findet: „Beim Repair-Café Pohlheim stehen Mensch und Umwelt an erster Stelle. Viele Gegenstände können repariert, andere nach fachkundiger Beratung mit gutem Gewissen entsorgt werden. Das schont den Geldbeutel und reduziert die Müllproduktion in der heutigen Wegwerfgesellschaft. Aber auch der soziale Aspekt ist ganz entscheidend. Die ehrenamtlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer können ihre Zeit sinnvoll nutzen, um gemeinsam mit der Gruppe Erfolge zu erleben.“

Dabei kommen ganz unterschiedliche Menschen zusammen. Das Repair-Café Pohlheim ist ein Treffpunkt für Jung und Alt. Das ist nicht nur eine Floskel. Zum Beispiel reicht der Sohn vom Seniorenbeiratsleiter einmal im Monat Urlaub bei seinem Arbeitgeber ein, damit er dieses Event nicht verpasst. Zwischen Uni und Ruhestand arbeiten zurzeit 22 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Werkstatt. Die Gäste reisen mit ihren kaputten Gegenständen im Gepäck aus dem gesamten Kreisgebiet und sogar darüber hinaus an. Durch die Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Gießen schauen auch Menschen mit Behinderung gerne vorbei. Für seinen Beitrag zur Inklusion erhielt das Repair-Café Pohlheim von der Aktion Mensch eine Förderung von 5.000 Euro. Mit diesem Geld konnten unter anderem zwei Nähmaschinen und ein 3-D-Drucker angeschafft werden.

Wer selber gerne repariert oder eine Reparatur in Anspruch nehmen möchte, kann am dritten Dienstag eines jeden Monats (außer in den Sommerferien) zwischen 14.30 Uhr und 17 Uhr im Mehrzweckraum der Lebenshilfe Gießen e.V., Grüninger Weg 26, 35415 Pohlheim, vorbeikommen.

Ein Gedanke zu „Repair-Café“

  1. Hallo
    Hatte bei euch schon mal einen alten Videotekorder erfolgreich reparieren lassen. Können wir das auch mal mit einem Flachbildfernseher der älteren Generation probieren. Ton ist da Bild nicht
    Grüße aus Hungen
    H. Müller

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