Von Schotten zum Malort
Von Bruno Rieb

Der letzte Schottener Jude
Der Vortrag Sterns war von der Schottener Stolperstein-Gruppe organisiert worden. Stolpersteine werden von dem Künstler Gunter Demnig vor den Häusern von Opfern des NS-Regimes verlegt. Sterns Vater Isidor und sein Großvater Leopold lebten mit ihren Familien in Schotten, Isidor zog dann mit seiner Familie nach Kassel. Arno besuchte die Großeltern in Schotten 1933 im Alter von neun Jahren, bevor seine Familie nach Frankreich flüchtete. Eindrucksvoll schilderte Stern, der letzte noch lebende, aus Schotten stammende Jude, seine Erinnerungen an das Vogelsbergstädtchen. Sein Vater habe bis zu seinem Tod den Dialekt seines Heimatortes gesprochen, sagte Arno Stern.
Die Sterns versteckten sich zunächst in Frankreich und kamen dann in einem Flüchtlingslager in der Schweiz unter. Nach Kriegsende kehrten sie nach Frankreich zurück. Arno Stern arbeitete ab 1946 in einem Heim für Kriegswaisen. Um die Kinder zu beschäftigen, ließ er sie malen. Er entwickelte eine Theorie, die Kinder unbeeinflusst malen zu lassen. Deren Malereien zu bewerten, lehnt er entschieden ab. Er baute seine Malort-Lehre weiter aus und richtete eine Akademie ein, in der er Malort-Betreiber ausbildet. „Der Malort ist das versprochene Paradies“, sagte Stern in Schotten. Als seine Vorbilder nannte er Rembrandt und Goethe. Als Schüler hatte er hervorragende Noten. Seine eigenen Kinder schickte er nicht zur Schule, weil er dort ihre freie Entwicklung bedroht sah.
Sein Malort in Paris wurde zur Erfolgsgeschichte. Nur durch Mundpropaganda hatte er rasch 150 Schüler. „Wer das Malspiel einmal erlebt hat, möchte es weiter erleben“, sagt Stern. „Es ist unvorstellbar und mit nichts anderem vergleichbar“, sagt er.
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