Delegation aus Japan besucht Firmen
Eine Delegation der Ritsumeikan-Universität hat Mittelhessen besucht, um den Wissenstransfer zwischen der Privathochschule aus der Region Kyoto und dem heimischen Wissens- und Wirtschaftsstandort zu intensivieren. Die sechs Wissenschaftler der westjapanischen Hochschule mit über 36.000 Studierenden informierten sich bei zwei Unternehmen und an der THM. Die Forscher wollen anhand der Praxis-Beispiele zum Thema Industrie 4.0 einen Vergleich zwischen Deutschland und Japan ziehen und dadurch Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der Entwicklung von Technik und Geschäftsmodellen feststellen.
Regionalmanagement Mittelhessen
Den Praxisteil des Besuchsprogramms für die japanische Delegation organisierte das Regionalmanagement Mittelhessen mit seinen Partnern. Die Gruppe wurde von Regionalmanager Christian Piterek begleitet und besichtigte die Unternehmen Rittal GmbH & Co. KG im Lahn-Dill-Kreis sowie die Schneider GmbH & Co. KG im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Bei Rittal, einem weltweit führenden Systemanbieter für Schaltschränke, Stromverteilung, Klimatisierung und IT-Infrastruktur, besuchte die Gruppe das Innovationcenter in Haiger und das Hauptquartier mit dem Showroom in Herborn. Im Innovationcenter konnten die Forscher den Prozess von der digitalen Planung eines Schaltschrankes über die automatische Produktion der Einzelteile bis zur IT-gestützten Montage des Endproduktes kennenlernen. In Herborn stellten Thorsten Klaas und Volker Strauss das Unternehmen Rittal und die Einsatzfelder der Produkte vor. Von IT-Infrastrukturen über Industrie 4.0 und Datacentern bis hin zu Smart Cities finden die Produkte ihren Einsatz, wird in der Presseabteilung des Regionalmanagements Mittelhessen weiter berichtet.
Maschinen starten selbständig Produktion
Den dritten Stopp machte die Delegation bei der Firma Schneider GmbH Co. KG in Fronhausen. Der Inhaber des weltweit führenden Unternehmens in der Herstellung und Entwicklung von Maschinen und Systemlösungen für die Brillen-, Präzisions- und Ultrapräzisionsoptik, Gunter Schneider, zeigte in seiner Präsentation, wie Industrie 4.0 in der Optik-Branche funktioniert: Bestellungen aus Deutschland werden automatisch an eine Produktionsstraße gesendet; diese ist vollständig ortunabhängig und kann zum Beispiel auch in Asien stehen. Die Maschinen erfassen die Daten und starten selbstständig die Produktion, um den Auftrag zu bearbeiten. Im anschließenden Unternehmensrundgang konnten die Forscher die Produktion der Maschinen besichtigen.
An der TH Mittelhessen begrüßte Präsident Prof. Dr. Matthias Willems die Gäste. Aus der Perspektive verschiedener Fachdisziplinen präsentierten die Professoren Dr. Nils Madeja, Dr. Gerrit Sames und Dr. Diethelm Bienhaus den Forschungsstand zum Thema Industrie 4.0 an der THM. Anschließend stellte Prof. Dr. Christian Überall das interdisziplinäre Ausbildungskonzept der THM zur Digitalisierung vor. Dazu gehört auch die geplante „Smart Factory Mittelhessen“. Industrielle Arbeitsassistenzsysteme konnten die Besucher im „Smart Factory Lab“ der Hochschule kennenlernen.
Über den Stand von Industrie 4.0 in Japan berichtete Prof. Tsuyunori Sugimoto. Die Ergebnisse eines mehrjährigen Forschungsprojekts über die „japanische Sicht auf die Entwicklung von Industrie 4.0 in Deutschland“ trugen die Professoren Tomohiro Hyodo und Shingo Nakamura vor. „Vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit“ sieht Prof. Madeja. Die japanischen Wissenschaftler wollen im nächsten Jahr erneut an die THM kommen und luden ihre deutschen Kollegen zu einem Gegenbesuch ein.
Zweiter Besuch der Japaner
Zur Vorgeschichte des Besuches der Delegation:
Die japanische Delegation besuchte im Dezember 2017 das erste Mal die Region Mittelhessen. Das Regionalmanagement Mittelhessen organisierte damals einen Besuch bei der Leica Camera AG in Wetzlar und ein von Christian Piterek moderiertes Fachgespräch mit Prof. Dr.-Ing. Sven Keller von der Technischen Hochschule Mittelhessen und Dr. Eva-Maria Aulich vom Forschungscampus Mittelhessen zum Thema Industrie 4.0. In dem Treffen vereinbarten beide Seiten, in Kontakt zu bleiben und den Wissenstransfer zwischen den Hochschulen in Folgebesuchen auszubauen.
Was ist das das Regionalmanagement Mittelhessen? Es stärkt und vermarktet den Wirtschafts- und Hochschulstandort in der Mitte von Hessen. Der Schulterschluss aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ist in den Themenfeldern Infrastruktur, Bildung und Fachkräfte sowie Forschung und Innovation tätig. In der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH(RMG) haben sich 2013 alle Handwerkskammern, Hochschulen, Industrie- und Handelskammern, Landkreise und Oberzentren mit dem Verein Mittelhessen zusammen getan, um das seit 2003 bestehende Regionalmanagement weiter zu entwickeln, und Strategien für die Region zu planen und gemeinsam umzusetzen.